Die eine bekam's quasi in die Wiege gelegt, die andere musste nicht lange zu ihrem Entschluss überredet werden: Nadine Muth und Claudia Riedel sind Feuerwehrfrauen und üben ihr Hobby seit eineinhalb Jahren bei der Massenbachhausener Wehr aus.
„Die Männer hier akzeptieren uns“, sagen die beiden. Wenn sich andere Mädchen in ihrem Alter zum Tanzen treffen, einkaufen gehen oder sich über Musik, Mode und Schmuck unterhalten, können Nadine Muth und Claudia Riedel mithalten. Die beiden knapp 19-Jährigen haben aber noch ein anderes Hobby, das für Mädchen in ihrem Alter eher ungewöhnlicher ist: Einmal im Monat treffen sie sich mit den fast 40 Männern der Freiwilligen Feuerwehr. Dann lernen sie, Saugschläuche zu kuppeln, Rettungsknoten zu binden und den Aufbau eines Löschangriffs.
Bei Nadine Muth fällt der Apfel nicht weit vom Stamm. Viele Jahre lang war ihr Vater Alfred Kommandant der Massenbachhausener Wehr. Von klein auf hat sie die Gespräche über die Einsätze am heimischen Küchentisch mitgehört. Alfred Muths Nachfolger, der heutige Kommandant Lothar Schwarz, hat die Mädchen dann mit ins Boot geholt. „Meine Eltern haben zwar ein bisschen komisch geschaut als ich ihnen sagte, was ich vor habe, aber dann war's okay“, sagt Claudia.
„Die Männer schonen uns nicht, aber sie sind nett und freundlich“, erzählen die Mädchen. Frauenspezifische Aufgaben gibt es nicht. „Wir machen alles, was der Gruppenführer fordert“, erzählt Nadine. Inzwischen haben sie ihre Grundausbildung erfolgreich abgeschlossen und bald werden die Frauen mit Meldern ausgestattet. Dann müssen sie auch im Ernstfall ran.
Wenn Claudia an die Situationen denkt, die dann auf sie zukommen könnten, ist ihr ein wenig mulmig in der Magengegend. „Ich habe ein bisschen Angst davor, dass ich nicht richtig reagiere.“ Deshalb wollen die beiden weiterlernen und neben den üblichen Trainingsstunden als nächstes einen Lehrgang im Sprechfunken belegen.
Nur eines ist für Nadine heute schon klar: „Atemschutzgeräteträgerin werde ich nicht.“ Denn als sie, die gerade mal 43 Kilo auf die Waage bringt, versuchsweise die etwa dreizehn Kilo schwere Ausrüstung aufsetzte, ist sie beinahe umgefallen. Auch Claudia meint: „Ich weiß nicht, ob ich das physisch durchstehen könnte.“
Auch wenn sie mal Familie haben, wollen die beiden jungen Frauen bei ihrem Hobby bleiben. Vielleicht trauen sie sich bis dahin auch, das große Feuerwehrauto zu lenken. Und eines hat sich bis dahin hoffentlich auch geändert: Sie wünschen sich Einsatzkleidung in Damengrößen. Nicht nur, dass sie fast zweimal in die Hosen passen und die großen Jacken schwer über die Schultern hängen - auch für die Handschuhe sind die Finger viel zu kurz und zu schmal.
Foto: Nadine Muth (links) und Claudia Riedel trainieren als Feuerwehrfrauen in Massenbachhausen das Kuppeln des Saugschlauches. (Foto: Gabi Muth)