Hilfe, Hilfe„, schreien Kinder der Grundschule Ittlingen. Sie stehen im ersten Stock an den Fenstern. Sie wollen raus. Schnell, denn ihre Schule brennt. Doch der Fluchtweg durch das Treppenhaus ist versperrt. Irgendwo im Keller sind die Flammen, und der Rauch zieht bereits durchs ganze Schulhaus. Im Erdgeschoss ist er schon so dicht, dass man hinter den Glasscheiben nichts mehr erkennt.Keine Jacken zu sehen, die an den Wänden hängen.
Nur dichter, weißer Rauch. Aber die Rettung naht: Die Freiwillige Feuerwehr aus Ittlingen und das Deutsche Rote Kreuz rücken an, und die 37 Wehrmänner machen sich sofort ans Retten der Kinder.Rauch, schreiende Kinder. Alles echt, obwohl das Feuer fehlt. Die Rettungskräfte von DRK und der Feuerwehr haben am Samstagnachmittag gemeinsam geübt, und dafür kamen die Kinder sogar freiwillig zum Unterricht an einem normalerweise freien Tag.
Doch selbst wenn nichts brennt, der Einsatz läuft: Schläuche werden ausgerollt, Maschinen pumpen Wasser, Verletzte werden auf Tragen aus dem Haus gebracht, und Feuerwehr-Männer setzen Atemgeräte auf.Die Kinder im ersten Stock werden wie bei einem echten Brand gerettet: an der Hauswand runter. Ein Feuerwehrtrupp schleppt im Laufschritt eine Leiter an und stellt sie unter das Fenster mit den Kindern. Ein paar Männer klettern hoch, ihre Kollegen unten rollen unterdessen einen 25 Meter langen Rettungsschlauch aus und ziehen ein Ende zu den Schülern nach oben.
Dort wird er befestigt, und schon geht's runter. Schalischa Weiss aus der 4b klettert hinein, rutscht. Schlaufen halten den Schlauch zusammen. Nun werden einige von ihnen geöffnet, zwei Feuerwehrmänner ziehen das Mädchen raus. Gerettet. “Ich habe keine Angst gehabt„, sagt Schalischa später.Erst die Feuerwehr, dann kümmern sich die 20 Freiwilligen des DRK um die Schüler. Beim Roten Kreuz gibt's Tee. Zweck des Getränks: “So bleiben die Kinder an einer Stelle„, erklärt Bereitschaftsleiterin Ellen Oberländer ihr Vorgehen, “und springen nicht davon.
„ Mit jeder Tasse werden die Schüler zugleich erfasst. Sind alle draußen? Die Lehrer zählen und sagen schließlich Ruth Uhler vom DRK Bescheid. Uhler führt Buch. Auf eine Liste notiert sie Klasse, Lehrer und ob jemand fehlt. Klasse 3a: “vollständig„, hat sie geschrieben.Patienten mit Rauchvergiftung, Schocks oder Gehirnerschütterung. Alles versorgt, der Brand ist gelöscht, und die Beteiligten sind zufrieden. Beim Roten Kreuz verlief die Übung laut Oberländer “reibungslos„.
Feuerwehrkommandant Wolfgang Lackner lobt seine Retter- und Löscharbeiter: “Gut gelaufen.„ Allerdings: Brennt die Schule wirklich, dann ist es wohl nicht mehr so ruhig und geordnet wie an diesem Samstagnachmittag. Es fehlt etwas, gibt Lackner zu: “Im Ernstfall kommt Panik.„
20.10.2003