Es ist ein Szenario, das sich niemand ausmalen mag, das aber trotzdem eintreten kann: Ein Brand auf der Intensivstation eines Krankenhauses. Um für den Ernstfall gewappnet zu sein, übte die Freiwillige Feuerwehr Bad Friedrichshall um Kommandant Kurt Semen jetzt die Rettung eines fiktiven Intensivpatienten einer Rettungspuppe aus der Internistischen Intensivstation der Medizinischen Klinik I im Klinikum am Plattenwald. In der Abteilung von Chefarzt Professor Thomas Dengler werden jedes Jahr 2500 schwerkranke Patienten behandelt.
Beatmen Viele von ihnen liegen im Koma und müssen beatmet werden. Zur Aufrechterhaltung ihrer Lebensfunktionen sind sie zusätzlich über Schläuche an Maschinen angeschlossen, erklärt der leitende Notarzt des Klinikums am Plattenwald, Dr. Lothar Hassling, den rund 20 Feuerwehrleuten und vier Rettungsdienstlern bei der Vorbesprechung: Überwachungsmonitore, externe Herzschrittmacher, Dialysekatheter, Magensonden. \"Das sind eine ganze Menge Schläuche, an denen man nicht ziehen sollte.\" Um einen Intensivpatienten umzubetten, benötigen Ärzte und Pflegepersonal rund eine Stunde. Zeit, die im Brandfall nicht da ist. Um Menschenleben zu retten, müssen die Feuerwehrleute innerhalb von Minuten sicher agieren.
Standardisierte Empfehlungen zur Evakuierung von Intensivpatienten gibt es bislang nicht, hat SLK-Oberarzt Dr. Christian Loges, einer der Organisatoren der Übung, in Erfahrung gebracht. \"Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir das heute gemeinsam durchgehen.\"
Zunächst nehmen die Feuerwehrleute die beiden Intensivstationen des Klinikums in Augenschein. Wie groß sind die Türen? Welche weiteren Fluchtwege gibt es? Personal, das die Geräte erklärt, ist im Brandfall nicht mehr im Haus, die Feuerwehrleute kommen in schwerer Montur, mit Atemschutz, Helm und Handschuhen ans Bett, die Sicht ist eingeschränkt, das Reaktionsfenster klein. Was tun? Das Messer nehmen und die Schläuche kappen?
Ausrüstung Dann die Übung unter Bedingungen, die möglichst echt sein sollen. Ein Trupp aus vier Mann in kompletter Ausrüstung kriecht auf Knien ins Zimmer, das abgedunkelt ist, um die eingeschränkte Sicht bei Rauchentwicklung zu simulieren. Zwei Mann rechts und zwei Mann links stöpseln Schläuche und Geräte ab, dann wird das Bett aus dem Zimmer geschoben. Im Foyer wird der Patient an den Rettungsdienst übergeben, alles in unter vier Minuten. \"Das lief besser, als ich mir das vorgestellt hatte\", kommentiert Kurt Semen. Am Ende sind sich alle einig: Im Ernstfall läge der Hauptaugenmerk auf dem Eindämmen des Brandes. Die Patienten sind durch künstliche Beatmung unabhängig von der Luftzufuhr das Erstickungsrisiko tritt in den Hintergrund. Wird aufgrund der starken Hitze eine Rettung nötig, so gilt: Alle Schläuche so rasch wie möglich abstöpseln, notfalls durchtrennen, und den Patienten schnell aus dem Gefahrenbereich bringen.
Bild: Feuerwehrleute mit Atemschutzausrüstung versuchen, die Patientenpuppe schnell aus der Gefahrenzone zu bringen. Das gelingt in vier Minuten. Foto: Privat