Ein halbes Dutzend modern ausgestatteter Einsatzfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr Neudenau glänzten zum Tag der offenen Tür auf dem Parkplatz beim Feuerwehrhaus in Neudenau.
Während die ersten interessierten Besucher in der Früh, die roten Fahrzeuge mit der in Weiß auffällig angeordneten Notrufnummer 112 bewunderten, verschlug es die Blauröcke, die aus allen Teilen der Umgebung angerückt waren, an die Tische und Bänke ins Innere. Bevor sie sich das Florianmenü schmecken ließen, wurden beim Frühschoppen in geselliger Runde Gedanken ausgetauscht. Ehrenkommandant Trudbert Keim wusste interessante Feuerwehrgeschichten aus den Anfängen, die er teils selber mitgemacht beziehungsweise aus der Chronik nachgelesen hatte.
Ins Gespräch brachte er eine Brandordnung um 1688, die bis zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Neudenau im Jahre 1865 verbindlich war und aus der folgendes zu entnehmen war: Im Mittelalter gab es noch keine Feuerversicherungen. Auf einen Brand folgte unwillkürlich Armut. Die Obrigkeit traf vorbeugende Anordnungen, die den Bürger vor Brandschäden schützen sollten. Der Neudenauer Valentin Cloßmann lud das Gericht des Magistrats ins Rathaus und unterbreitete eine Feuerlöschordnung. Darin war geregelt, dass im Brandfall etwa 130 namentlich benannte Jungbürger und Bürgersöhne mit Feuereimer bewaffnet vor dem Rathaus zu erscheinen haben. Im Falle eines Brandes in der Nachbarschaft wurde dies mit der großen Kirchenglocke alarmiert. Außerdem wurde vom Schloss ein Schuss abgegeben.
Wer daraufhin mit Pferdegespann als erster beim Rathaus eintraf, um dort drei Feuerhaken und zwei Feuerleitern aufzuladen, erhielt als Lohn pro Pferd 20 Kreuzer. Für den Einsatz waren 34 Mann vorgesehen, die das Geschirr am Brandort abluden. Zimmerleute, Maurer und Bauern warden zur Entnahme des Löschwassers aus der Jagst bestimmt. Das Kommando wurde von Schultheiß, Keller, Stadtschreiber und Landhauptmann geführt. Ferner wurden vier Stadträte zur Feuerschau bestimmt. Um Feuerzeichen zu signalisieren, sollten drei Doppelhaken-Böllerschüsse auf dem Schlossturm stets geladen sein.
Wenn es in der Stadt brannte, musste mit allen Glocken Sturm geläutet werden. Wenn es in Herbolzheim brannte, wurde die zweitgrößte Glocke geläutet, wozu zwei Schüsse durch das Tal donnerten.
Bild: Beim Frühschoppen unterhielt sich Ehrenkommandant Trudbert Keim mit Jörg Wagner, dem derzeitigen Kommandanten, über die Geschichte der Wehr.
Foto: Dod