Die freiwillige Feuerwehr im Südwesten nimmt im Kampf gegen den Nachwuchsmangel die ganz Kleinen und auch Senioren ins Visier. Zwar sei die Zahl der Mitglieder bei den Löschzügen im Land noch stabil. Trotzdem werde es schwieriger, genügend Einsatzkräfte für den Notfall verfügbar zu haben, sagt der Geschäftsführer des Landesfeuerwehrverbandes Baden-Württemberg, Willi Dongus. In anderen Bundesländern gebe es bereits massive Probleme, Nachwuchs zu finden.
Die Menschen hätten andere Vorstellungen von Familie und Freizeit als vor 20 oder 30 Jahren. "Früher kam erst die Feuerwehr, dann irgendwann die Firma und dann die Familie", erzählt Dongus. Das habe sich zum Glück verändert. Doch die modernen Zeiten sind schlecht für die Feuerwehr. Die Menschen seien mobiler, arbeiteten oft auswärts und seien für ihre Heimatfeuerwehr dadurch tagsüber nicht greifbar, sagt Dongus.
Kinderwehr Um dem entgegenzuwirken, versucht die Feuerwehr, mit ihrer Jugendarbeit immer früher anzusetzen. Schon etwa 100 der über 1000 Jugendfeuerwehren im Land haben Kinderfeuerwehren. Auch am anderen Ende des Altersspektrums engagieren sich die Wehren. Die Initiative "65 plus" will Senioren in den Altersabteilungen der Feuerwehr stärker einbinden. Die Idee: Mitglieder, die aus Alters- oder Gesundheitsgründen nicht mehr in den Einsatzabteilungen sind, können andere Aufgaben übernehmen - etwa Brandschutzaufklärung oder Gerätewartung. Auch will man sich stärker um Frauen und Migranten bemühen. "Da gibt es viel Potenzial", glaubt Dongus.
Auf besonders unkonventionelle Art wirbt Albstadt um Nachwuchs: Die Stadt betreibt ein Internet-Spiel, in dem Jugendliche Einsätze nachspielen. Michael Röck, Sprecher der Stadt, spricht von einem "tollen Projekt zur Nachwuchsförderung". Die Mitgliedschaften bei der Jugendfeuerwehr seien in den anderthalb Jahren seit Projektstart gestiegen.
Schwaigern Beim Nachwuchs im Kreisfeuerwehrverband Heilbronn sieht es recht gut aus, wie Pressesprecher Volker Lang sagt: "Die Jugendwehr ist stark. Gegen den Landestrend haben wir stabile Mitgliedszahlen." Als Grund vermutet der Schwaigerner, dass die Jugendwehr (ab zehn Jahre) "attraktiv ist, für Jungen wie Mädchen". Man müsse früh an den Nachwuchs herantreten, weil die freie Zeit knapp sei, das Freizeitangebot größer werde. Bad Wimpfen und Schwaigern haben Kinderwehren (ab sechs Jahre), weitere wollen folgen. Lang: "Man muss Leute haben, die ein Gefühl für so Kleine haben."