Ein Kurzschluss oder den Herd angelassen - es brennt. Dichter, dunkler Rauch wälzt sich durch die Wohnung. Was tun? Wird mir schon nicht passieren, denken vielleicht einige. Die Feuerwehr Heilbronn aber weiß, dass Menschen in Extremsituationen oft Fehler machen. Fehler, die lebensgefährlich sein können.
16 Minuten ist die entscheidende Schwelle. Wer bis zu 16 Minuten bei normaler Atemfrequenz Brandrauch ausgesetzt war, kann nach medizinischen Untersuchungen überleben.
Ab 17 Minuten sinkt die Überlebenschance mit jedem Atemzug im direkten Brandrauch. Dieser Richtwert gilt auch für die Heilbronner Feuerwehr beim Einsatz mit Menschenrettung.
Nicht das Feuer , der Brandrauch ist zunächst die lebensbedrohliche Gefahr.Anfang Februar konnte in Heilbronn ein 40 - jähriger Mann zwar aus seiner brennenden Wohnung gerettet werden. Er starb jedoch an den Folgen der Rauchgasvergiftung .
Einen Tag zuvor erlitt eine Rentnerin in Widdern das gleiche Schicksal: Aus dem Haus wurde sie geborgen, die Folgen der Rauchvergiftung überlebte sie nicht.
Das Verhalten im Brandfall ist Handeln in einer Extremsituation. Was ist falsch, was ist richtig? Feuerwehrchef Eberhard Jochim und sein Stellvertreter Achim Gruber verweisen auf einige Kernpunkte, falls es plötzlich in der Wohnung brennt:
Brandrauch ist heiß, leichter als normale Luft, und zieht Richtung die Decke.
Unten am Boden ist die Sauerstoffkonzentration höher und die Sicht besser.
„Jede Tür ist eine Barriere, die Schutz bringt“, sagt Jochim. Der Rauch zieht erst einmal nicht großflächig durch die Räume.
Eine normale Zimmertür hält laut Jochim etwa fünf Minuten einem Feuer stand, eine Wohnungstür etwa 15 Minuten.
„Für sich nach Sauerstoff zu suchen, ist wichtig“, betont Jochim. Und das Öffnen von Fenstern außerhalb des Brandraums sei „ immer richtig“. Die Gefahr, an Brandrauch zu sterben, sei viel größer als jene Gefahr, durch Frischluftzufuhr das Feuer zu vergrößern.
Ist das Treppenhaus voller Rauch, gilt eins: Wohnungstür zu, in der Wohnung ans offene Fenster, sich laut bemerkbar machen. Flucht durch dichten Rauch im Treppenhaus birgt extremes Risiko.
Jochim: „Dann ist es sicherer, in der Wohnung auf Rettung zu warten.“ In Deutschland seien Decken so gebaut, dass sie einem Feuer mindestens 30 Minuten Widerstand halten können (größere Häuser 90 Min.).
Einer der größten Fehler: im Brandfall fliehen die Betroffenen oft aus der Brandwohnung und lassen hinter sich die Wohnungstür offen. Das Treppenhaus füllt sich schnell mit Rauch, der Fluchtweg für andere Mitbewohner im Haus ist versperrt.
Fehler passieren in der Aufregung nicht selten. Es gibt aber auch Fälle, in denen sich Betroffene „absolut richtig“ (Jochim) verhalten. Als es am 20. Februar in der Nordbergstraße brannte, wartete eine 66-jährige Frau auf dem Fenstersims im zweiten Stock auf Rettung.
Rauch verhüllte das Treppenhaus, Rauch drang in dem alten Haus in die Wohnung ein. Der Sprung ins Rettungskissen war der beste Weg.