Schüler erproben in regelmäßigen Abständen, wie das Schulhaus bei einem Feuer zu verlassen ist. Doch was passiert im Ernstfall tatsächlich? Die Nordheimer Feuerwehr wollte das genauer wissen und hat eine Übung der besonderen Art veranstaltet.
Große Pause an der Kurt-von-Marval-Schule: Fröhlich toben die Kinder auf dem Pausenhof. Plötzlich ein gebannter Blick: Kommt da nicht Rauch aus einem Zimmer im Erdgeschoss des Schulgebäudes? Immer mehr Jungen und Mädchen schauen in die Richtung, doch sonst passiert nichts. Erst, als aus der Schule Alarm zu hören ist, kommt Bewegung in die Meute, strömen die Kinder alle in eine Richtung zu einem Platz neben der Schule.
Kurze Zeit später sind auch die Klassen beieinander, die Lehrerinnen zählen ihre Schüler durch. Ein zunächst vermisstes Mädchen ist schnell wieder da. Als wenig später die Feuerwehr anrückt und die Schläuche ausrollt, fällt den Schülerinnen und Schülern die Disziplin allerdings schon schwerer.
Der Schreck ist groß, doch die Entwarnung kommt umgehend von Feuerwehrkommandant Karl Wehler: Die Feuerwehr wollte wissen, wie Lehrer und Schüler im Ernstfall reagieren, wo Schwachstellen aufzudecken sind, die bei den regelmäßigen - den Lehrern meist bekannten Übungen - nicht auftreten.
Und wirklich: „Die Alarmierung hat nicht so geklappt, wie das sein sollte“, resümiert Wehler hinterher. „Die Lehrerinnen waren sehr verunsichert und hatten zunächst Angst davor, falschen Alarm auszulösen.“ Aber der Feuerwehrchef beruhigt: „Bestraft werden nur mutwillige Fehlalarme.“
Damit die Übung nicht wirklich zu ernsthaften Problemen führt, wurden einige Vorkehrungen getroffen: Rund um das Schulgebäude bildeten Alt-Feuerwehrleute in Uniform einen Ring, um zu verhindern, dass Schüler in Panik davon laufen. Das Deutsche Rote Kreuz war sicherheitshalber mit zwei Mann vor Ort. Rektor Michael Mack wusste ebenfalls im vorhinein Bescheid.
Auch für ihn haben sich einige neue Erkenntnisse ergeben: „Die Hauptschüler wurden nicht alarmiert und wussten nicht, wie sie sich verhalten sollen“, stellt er fest. Der Schwachpunkt liegt im Alarmierungssystem. Normalerweise löst der Rektor nach einem Alarm in der Grundschule einen in der Hauptschule aus, nur - der Rektor war nicht in seinem Büro. „Hier müssen wir andere Wege finden“, gibt Michael Mack zu.
Bei der Manöverkritik nach der Übung kommt von den Lehrern die Anregung: In solchen Fällen sollte man in Zukunft eine Alarmzentrale einrichten, die immer besetzt ist. Diese Stelle könnte Meldungen sammeln, welche Klassen vollständig sind, wo noch ein Kind fehlt…, und verschiedene Aktivitäten koordinieren.
Auch Bauamtsleiter Peter Langer nimmt neue Anregungen mit nach Hause: „Die Technik des Alarmsystems ist in der Praxis unzureichend.“ Denn der Alarm auslösende Lehrer muss zunächst einen Knopf eindrücken, der den Schulalarm auslöst. Anschließend muss er noch zum Notruftelefon greifen und die Feuerwehr alarmieren. „Gleichzeitig sollte der Lehrer aber auch möglichst schnell nach seinen Schülern schauen“, gibt Langer zu bedenken. Hinzu kommt noch, dass sich die Lehrerin, die den Alarm ausgelöst hat, bei der Übung eine Schnittwunde am Finger zugezogen hat.
Langer ist sich sicher, dass es nach dieser Erfahrung kein Problem sein dürfte, Mittel für ein neues Alarmsystem bewilligt zu bekommen. Es war richtig, den Ernstfall so realitätsnah wie möglich zu erproben, sind sich die Beteiligten einig, wenn auch Rektor Mack bedauert, dass sein Kollegium viel zu schnell gemerkt hat, dass die Situation nicht wirklich brenzlig ist. Aber: „Ein großer Prozentsatz der Übung entsprach der Realität“, freut sich Feuerwehrkommandant Wehler.