Neckarsulm hat ihn wieder: Die große Reise ins ferne Berlin zum Neujahrsempfang des Bundespräsidenten hat Torsten Rönisch überstanden. "Das war echt gut", erzählt der Neckarsulmer Feuerwehrmann und Seelsorger begeistert. Aber froh ist er doch, "wieder bei den Normalen zu sein".
Vom Protokoll des Bundespräsidialamtes minutiös geplant, verlief der zweitägige Ausflug ohne jede Panne. Kaum im Hotel nahe Unter den Linden eingecheckt, machte sich Torsten Rönisch auf die Socken und erlebte, was jeder Berlin-Neuling erstaunt feststellt: "Da ist ja alles so nah beieinander."
Abends qualmten zwar doch die Socken, doch der 35-Jährige hatte vieles in Augenschein genommen, was er sonst immer nur im Fernsehen sah. Eine Stunde lang wurden die 70 ehrenamtlichen Bürgerinnen und Bürger aus allen Bundesländern, drei kamen aus Baden-Württemberg, dann noch vom Protokoll auf den nächsten Tag eingestimmt und mit dem guten Rat, keine Angst zu haben, ins Bett geschickt. "Ich habe auch ganz gut geschlafen, aber beim Frühstück war "s mir doch flau", erzählt der Neckarsulmer rückblickend. Schließlich geht man nicht jeden Tag über den roten Teppich ins Schloss Bellevue und schüttelt dem Bundespräsidenten die Hand.
Total überrascht war er auch, dass er plötzlich neben der Bundeskanzlerin Angela Merkel stand, mit Franz Müntefering plaudern konnte und sich Annette Schavan nach seinem Wohlbefinden erkundigte. Bundestag, Bundesrat, die Regierungschefs der Länder, Parteien, Sicherheitsorgane, Verbände, Kammern, Wohlfahrtsorganisationen, Wirtschaft und Gewerkschaften bildeten das Defilee. Und mittendrin die Bürger.
Wichtig war Torsten Rönisch, sein Ehrenamt gut zu vertreten. "So, bei der Feuerwehr Neckarsulm sind Sie", sagte der Bundespräsident mit Blick auf seine Uniform. Sein Aufgabengebiet bei der Notfall- und Feuerwehrseelsorge schilderte ihm Rönisch eingehend, und Köhler bekundete mit Blick auf das Unglück von Bad Reichenhall, wie wichtig es sei, dass auch Helfer Hilfe erhalten. Beim noblen Mittagessen - es gab Kraftbrühe von Havelländer Flusskrebsen, Rücken vom Fläminger Damwild und Halbgefrorenes von Akazienblütenhonig mit einheimischen Feigen - ließ das Staatsoberhaupt die Gäste wissen, dass das Ehrenamt nicht alle Lücken schließen könne. "Ohne wäre die Gesellschaft aber ärmer und dunkler, durch das Ehrenamt wird sie reicher und heller." Ein Geburtstagsständchen, angestimmt vom Bundespräsidenten und seiner Frau für einen 70-jährigen Gast, vereinte alle 300 Teilnehmer zu einem riesengroßen Chor.
Beglückt von vielen Gesprächen und voller Ideen und Inspirationen kehrte Torsten Rönisch zurück in seine kleine Welt. "Ich war einen Tag auf dieser Bühne, die Politiker stehen da jeden Tag drauf", wurde ihm klar. Für sich entschied er, dass ihm sein Leben in Neckarsulm doch mehr behagt.