Akute Waldbrandgefahr, warnt das Innenministerium. Die lange Trockenheit erhöht die Gefahr von Feuersbrünsten. Von großen Waldbränden blieb das Unterland bisher verschont. Der kleinräumige Waldbestand und schwere Böden bringen Vorteile. Dennoch mahnt Feuerwehrchef Eberhard Jochim: ?Alle Pflanzen sind derzeit sehr trocken.?
Zu drei Feldbränden bei Gundelsheim, Neuenstadt und Neckargartach rückten die Feuerwehren in dieser Woche aus. Gestern stand ein Mähdrescher auf einem Feld bei Möckmühl in Flammen. ?Die Flächenbrände nehmen zu?, sagt Feuerwehrsprecher Günter Baumann. Elf Einsätze notierte er in der Heilbronner Leitstelle seit dem 19. Juli.
Waldbrände dagegen gab es in diesem Jahr keine. Als ?sehr erfreulich? stuft Eberhard Jochim, der Kommandant der Heilbronner Berufsfeuerwehr, den Nullwert ein. Für Jochim ein Zeichen, dass die Bürger ?immer sensibler werden?.
Den Ernstfall Waldfeuer trainieren die Wehren jedes Jahr. Die schwierige Zugänglichkeit des Waldes macht den Löscheinsatz zur Kraftprobe. Da die Einsatzfahrzeuge auf den Wegen bleiben, müssen die Schläuche weit gezogen werden. Im leeren Zustand wiegt ein 20-Meter-Schlauch zwölf Kilo, mit Wasser gefüllt 90 Kilogramm. Jochim: ?Das ist für das Personal sehr hart.?
Als ?sehr kritisch? stuft Jochim einen Waldbrand ein, da man einschätzen muss, wie schnell das Feuer laufe. Bäume hat die Feuerwehr schon mit Motorsägen gefällt, um das Feuer in einer Schneise zu stoppen. Mit speziellen Tanklöschfahrzeugen, die 11 000 Liter fassen, muss Wasser vom nächsten Straßenhydranten in den Wald gebracht werden. An Personal erfordert ein Waldfeuer einen hohen Aufwand. ?100 Leute?, sagt Jochim, ?sind bei einem größeren Waldbrand gar nichts.? Im Alarmfall aber wisse er, dass ?Personal und Ausrüstung stehen?.
Das Risiko von kleineren Waldbränden hält Wolf Thiry, Leiter des Kreisforstamts, zwar für ?verdammt hoch?. Trotzdem gehören Stadt- und Landkreis Heilbronn nicht zu den Gebieten, wo große Flächenbrände drohen. Das liegt laut Thiry zum einen an der kleinräumigen Struktur der Wälder. Zum anderen gebe es kaum extrem sandige Böden, die sich schnell aufheizen und wenig Wasser speichern.
Gibt es regionale Unterschiede in Stadt- und Landkreis Heilbronn? Thiry stuft das Risiko in den Löwensteiner Bergen und im Stromberg höher ein als im Kraichgau. Ein Grund: Dort gibt es weniger harzreiches Nadelholz. Am widerstandsfähigsten gegen Brände sind krautige Böden mit vielen Laubbäumen. An größere Waldbrände in der Region kann sich der Forstexperte nicht erinnern. Thiry ist froh über ein ?sehr gutes Meldesystem?. Im Alarmfall seien die Feuerwehren immer rasch vor Ort.
In den Wäldern gilt bis zum 31. Oktober ein Rauchverbot. Spaziergänger sollten zudem keine Flaschen und Scherben zurücklassen. Diese können wie ein Brennglas wirken. Um das Brandrisiko zu mindern, hat die Stadt Obersulm alle Grillplätze in den Wäldern gesperrt. Auch die Stadt Heilbronn hat ihre acht Waldgrillplätze gestern wegen der anhaltenden Hitze bis auf weiteres geschlossen.
Foto:Wassernachschub schnell in den Wald zuschaffen, ist bei Waldbränden sehr wichtig. Hier trainieren die Feuerwehren bei Prevorst. (Foto: Archiv/ Rabea Sattar)