Am Tag nach dem schweren Hitzegewitter vom Sonntagabend war die Aufregung vor allem in Heilbronn-Frankenbach groß. Die Kritik aus der Nacht am Hochwasserschutz, als das Wasser die Mühlwiese überflutet hatte, durch die Backhaus- und Neuwiesenstraße geströmt und ein Keller in der Bamberger Straße vollgelaufen war, entlud sich telefonisch bei der Verwaltung und in der Redaktion der Heilbronner Stimme. Vom Rathaus wurden alle Vorwürfe zurückgewiesen. Dass an dem Abend in Frankenbach viele Emotionen im Spiel waren, belegt die Aussage von Eberhard Jochim, Chef der Berufsfeuerwehr: "Frankenbach war easy. In Biberach ging es aber zur Sache."
Gefühlswallungen "Da baut man für 3,5 Millionen Euro am Rotbach ein Regenüberlaufbecken − und dann so was", schimpft Werner Hoffmann und denkt an die Nacht zurück. Was den langjährigen Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Frankenbach derart in Rage bringt, ist aus seiner Sicht die Tatsache, dass die auf Automatikbetrieb und Wassermengen für ein 100-jähriges Hochwasser eingestellten Schieber des Beckens nicht frühzeitiger geschlossen wurden: "Um halb zehn wurde der Beckenwärter von Bürgern aufgefordert, den Schieber runter zu lassen. Aber er hat sich geweigert, weil es dafür keine Anweisung vom Vorgesetzten gab. Das gibt es doch nicht", schüttelt Hoffmann, der für die CDU im Bezirksbeirat sitzt, fassungslos den Kopf.
Rückendeckung "Das ist eine Frechheit", legt der 70 Jahre alte Ulrich Weidenmann aus der Backhausstraße nach. Aus dem Rückhaltebecken sei jede Menge Wasser geschossen. Erst gegen halb zwölf sei schließlich der Schieber runter gegangen. "Ein Frosch hat mehr Rechte als ein Mensch", erregt sich Weidenmann noch Stunden danach.
"Die Menschen verstehen das System nicht. Wir haben in der Nacht das maximal Mögliche getan", weist Jakobine Biehl vom Amt für Straßenwesen die Vorwürfe zurück. Den Wärter nimmt die Fachfrau für Sonderbauten in Schutz: "Er hat planmäßig gehandelt."
Rückendeckung gibt es von Bürgermeister Hajek: "Es wurde alles richtig gemacht." Er betonte, dass 50 Prozent des Hochwasserschutzes im Leintal noch nicht gebaut seien. Hajek findet klare Worte für jene Bürger, die jetzt kritisierten, aber lokale Maßnahmen blockierten. Dass der am Rotbach bis jetzt verwirklichte Schutz gewirkt habe, verdeutlicht Biehl mit einer Zahl: "25 000 Kubikmeter Wasser wurden als Seefläche vor dem Becken zurückgehalten."
Stadtteilwechsel Ganz anders fallen die Reaktionen aus Biberach aus, obwohl das Sommergewitter hier wesentlich stärker gewütet hatte. Wasser und Schlamm von den Feldern sorgten vor allem in der Mühlgasse und auf der Bonfelder Straße für Land unter. "Erde und Häckselgut haben die Schächte verstopft. Das Wasser lief in meine Garage und in den Keller. Hier stand es 50 Zentimeter hoch", zeichnet Klaus Zanon die Lage nach. Den Einsatz der Feuerwehr lobt der Biberacher in den höchsten Tönen und streicht die Nachbarschaftshilfe heraus: "Das war alles hervorragend." Nur eine Sache mahnt Zanon an: "Biberach benötigt dringend ein weiteres Rückhaltebecken." Hilfe verspricht Bürgermeister Hajek: "Am 25. Juni ist Spatenstich mit Umweltministerin Gönner für eines der größten Becken westlich des Stadtteils."
Bild: Auch der langjährige Frankenbacher Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, Werner Hoffmann, war gestern im Dauereinsatz. (Foto: Dittmar Dirks)