Aufgereiht wie an einer Perlenschnur stehen die roten Schmuckstücke an der Abstatter Straße. 46 alte Fahrzeuge, angereist aus Baden-Baden, Bretten, Künzelsau, Öhringen, Schwäbisch-Gmünd und Welzheim. Sie alle sind dem Ruf der Abstatter Freiwilligen Feuerwehr gefolgt, die gestern ihr zweites Oldtimertreffen organisiert hatte, weil ihr Löschfahrzeug LF 16 TS aus dem Jahr 1958 seinen 60. Geburtstag gebührend feiern sollte.
Mehrere Hundert Besucher lassen sich dieses Angebot nicht entgehen und staunen beim Anblick dieser historischen Fahrzeuge. „Man spürt förmlich die Lenkübertragung und die Lautstärke in diesen Wagen“, sagt Mathias Raum. Der 33-Jährige ist Gerätewart und Zugführer der Abstatter Feuerwehr.
Vielfalt der Einsatzfahrzeuge
Einem Feuerwehrmann wie Rüdiger Rudolph geht an so einem Tag das Herz auf. „Mehr als das, was heute passiert, kann man sich nicht wünschen“, sagt der Kommandant. Er ist beeindruckt von der Vielfalt der Einsatzfahrzeuge. Und von der Leistungsfähigkeit „trotz minimaler Technik“. Sein Favorit ist der Mannschaftsgerätewagen der Feuerwehr Bretten von 1934. Alle diese alten Schätze haben ihre eigene Geschichte. Diese ist besonders interessant. Als die Alliierten während des Zweiten Weltkriegs die roten Feuerwehrwagen bombadierten, habe man dieses Brettener Fahrzeug einfach grün gestrichen, erzählt Thomas Gropp vom Förderverein der Brettener Feuerwehr.
Und nach Ende des Krieges kamen sich die Alliierten gegenseitig in die Quere, so Gropp. Die Franzosen hatten den Wagen konfisziert und mitgenommen. Die Brettener Feuerwehr konnte daraufhin keinen Brand mehr löschen, was die dort stationierten amerikanischen Soldaten nicht akzeptierten und das Fahrzeug wieder zurückbeorderten.
Aluminium statt Messing
Ein großer Teil des Mannschaftsgerätewagens besteht aus mit Blech ummanteltem Holz. Einige Teile waren zunächst aus Messing, das aber für die Waffenproduktion des Weltkriegs benötigt und im Fahrzeug durch Aluminium ersetzt wurde. Bei Bränden in größerer Entfernung war die Feuerwehr mit diesem Fahrzeug allerdings keine große Hilfe. „Wenn wir ins 30 Kilometer entfernte Karlsruhe fahren mussten, war nicht mehr viel zum Löschen da“, erzählt Hubert Betsche vom Feuerwehr-Förderverein Bretten. Denn: Die Höchstgeschwindigkeit beträgt gerade einmal 68 Stundenkilometer, so dass man rund eine halbe Stunde bis zum Einsatzort benötigte.
Die mit den Abstattern befreundete Feuerwehr aus Schorndorf ist mit vier Fahrzeugen aus den 50er und 60er Jahren zum Oldtimertreffen gekommen. „Wir waren mit diesen Fahrzeugen bei Großbränden oder beim Sturm Lothar Ende 1999 im Einsatz“, sagt Manfred Schmid. Damals war er Kommandant, heute ist er der Vorsitzende des Oldtimervereins der Schorndorfer Feuerwehr. „Wir haben auch mit der alten Ausstattung noch jedes Feuer ausgemacht. Damals noch mit echter Handarbeit.“ Heute gebe es vor allem das Problem mangelnder Unterstellmöglichkeiten für die historischen Fahrzeuge. In Schorndorf sei man daher im Gespräch mit der Stadt, eine Halle für die Wagen zu bekommen.
Direkt neben dem 60 Jahre alten Löschfahrzeug steht am Sonntag der jüngste Einsatzwagen der Abstatter Feuerwehr: Ein neues Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug HLF 10, das heute zur Standardausrüstung einer Feuerwehr gehört. Mit 300 PS gegenüber 115, einer Drehleiter aus Aluminium gegenüber der aus Holz und einer festinstallierten Pumpe mit einer Leistung von 2500 Litern pro Minute im Vergleich zu einer Vorbaupumpe (1600 l/min). Abstatts Feuerwehr-Kommandant Rudolph: „Das ist ein Quantensprung.“