Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, denn an diesem Wochenende wird die Freiwillige Feuerwehr Lehrensteinsfeld von ihrer Vergangenheit eingeholt. Von Freitag bis Sonntag feiern die Floriansjünger das 125-jährige Bestehen rund um die Gemeindehalle. "Wir haben alle Fahrzeuge und Gerätschaften dabei, die je im Besitz der Gemeinde Lehrensteinsfeld waren", sagt Kommandant Thomas Oeckler.
Dazu gehören historische Geräte wie der Hydrantenwagen von 1911 oder die alte Handdruckspritze aus dem Jahr 1903. Als Dauerleihgabe sind die Geräte und Fahrzeuge im Feuerwehrmuseum in Stuttgart ausgestellt. Für diesen Anlass haben Oeckler, der bei der Berufsfeuerwehr in Stuttgart arbeitet, und seine Kollegen sie nach Lehrensteinsfeld gebracht. Am 24. Februar 1885 wurde die Wehr, damals als Pflichtfeuerwehr, gegründet. In den ersten Jahrzehnten war sie personell deutlich stärker als heute. 98 Mann waren in fünf Zügen aufgeteilt.
Anfangsjahre In den Anfangsjahren war der Schultheiß für das Auslösen des Feueralarms verantwortlich. "Rathaus- und Kirchenglocke wurden solange geläutet, bis die Feuerwehr eingetroffen war", erzählt der 35-jährige Oeckler. "Und der Schultheiß traf auch die Entscheidungen, ob ein Feuerbote losgeschickt werden musste, um in den Nachbarkommunen Hilfe zu holen."
Das älteste noch vorhandene Dokument geht auf 1888 zurück. Das ist die Lokalfeuerlöschordnung. Sie nimmt Bezug auf die Gründung im Jahr 1885. Im Jahr 1912 errichtete die Gemeinde ein Hydrantennetz. Daraufhin wurde die Anzahl der Züge von fünf auf vier reduziert. Die Gruppe der Wasserträger und -schöpfer war nun überflüssig. Ab 1929 wurde aus der Pflicht- die Freiwillige Feuerwehr. "In der Zeit des Nationalsozialismus unterstellte man das Feuerwehrwesen der Polizei", so Oeckler. Aus dieser Zeit stammten die grünen Feuerwehrautos. Den ersten Wagen, ein Tragkraftspritzenfahrzeug, schaffte die Feuerwehr 1964 an. Bis in die 70er Jahre waren die Handgeräte noch im Einsatz.
Mit 35 Aktiven sowie derzeit 21 Jugendlichen ist die Lehrensteinsfelder Gruppe heute eine der kleinsten im Landkreis. Die Jugendfeuerwehr kam im Februar 2002 als weitere Abteilung hinzu. Die Floriansjünger haben Maßstäbe gesetzt. Oeckler, der seit 2002 Kommandant ist: "Wir waren die erste Gemeinde im Landkreis, die einen Kooperationsvertrag mit einer anderen Kommune geschlossen hat." Das war Ende des Jahres 2002. Damals tat man sich mit Ellhofen zusammen, um sich in Sachen Personal und Technik zu unterstützen.
Brandschutz Heute hat die Wehr zwei Löschgruppenfahrzeuge und einen Mannschaftstransportwagen (MTW). Oeckler: "Bis in die 1980er Jahre hinein war die Feuerwehr vorwiegend im Brandschutz eingesetzt." Inzwischen hat sich nicht zuletzt aufgrund der technischen Hilfeleistung das Bild vollständig gewandelt. "Heute gibt es fast nichts mehr, was wir nicht können."
Bild 1: Die Handdruckspritze − hier mit Pferdegespann beim Festumzug 2007 − aus dem Jahr 1903 ist das älteste Gerät der Feuerwehr, auf welches sie noch zurückgreifen kann. Es steht als Dauerleihgabe im Stuttgarter Feuerwehrmuseum. (Foto: Hans Posovszky, HSt)
Bild 2: Der erste motorisierte Einsatzwagen war ein Tragkraftspritzenfahrzeug, das die Feuerwehr 1964 bekam. (Foto: Feuerwehr Lehrensteinsfeld)