Der Zorn der Götter, wie die Blitze genannt werden, tobt auch in der Region Heilbronn. Die Sommergewitter entladen sich mit gewaltigen Stromschlägen über Stadt- und Landkreis, zuletzt im Erlenbacher Rathaus. Helmut Buchholz hat sich mit Eberhard Jochim, dem Kommandanten der Heilbronner Berufsfeuerwehr, über die Brutalität der Natur unterhalten.
Im diesem Monat schlug der Blitz vier Mal im Landkreis ein, Heilbronn blieb verschont. Steckt da System dahinter? Gibt es Stellen, wo der Blitz öfter einschlägt als anderswo?
Eberhard Jochim: Nein, das kann man nicht sagen. Es gibt da keine Regel, dass etwa der Landkreis bevorzugt Blitze anziehen würde. Grundsätzlich gilt: Je höher das Gebäude, desto größer das Risiko eines Blitzeinschlags. Deshalb muss zum Beispiel der Kiliansturm in Heilbronn, da er extrem gefährdet ist, besonders gesichert sein.
Schlägt der Blitz heutzutage häufiger ein als früher?
Jochim: Das können wir kaum feststellen. Es gibt keine Statistiken über die Menge der Blitze. Für uns besteht auch die Schwierigkeit, zwischen Blitzschlag, einem Kurzschluss oder einer Überspannung als Brandursache zu unterscheiden. Bei kleineren Schäden forscht der Brandsachverständige nicht nach. Für die Feuerwehr ist in der Regel der Blitzeinschlag ein normaler Einsatz gegen Feuer.
Blitzableiter sind an Privathäusern bisher nicht vorgeschrieben, es gibt auch keine Pläne, das zu fordern. Hat Ihr Haus einen Blitzableiter?
Jochim: Nein, mein Haus in Neckarsulm hat keinen Blitzableiter, aber dafür einige Rauch- und Brandmelder. Wir von der Feuerwehr plädieren auch nicht dafür, Blitzschutzanlagen für alle Gebäude zur Pflicht zu machen. Dazu ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blitz in ein Haus einschlägt, viel zu gering. Und: Die Versicherung zahlt in der Regel den Schaden auch ohne Blitzableiter.
Kann es denn einen hundertprozentigen Blitzschutz geben?
Jochim: Nein. Einen absoluten Schutz gibt's nicht. Es gibt Richtlinien, die vorschreiben, wie hoch der Blitzableiter sein muss - je nach Gebäudehöhe. Aber das ist wie mit dem Hochwasserschutz, der keiner Jahrtausendflut Stand halten muss. Die Frage ist immer: Was ist finanzierbar, was ist leistbar?
Wie schützt sich eigentlich die Feuerwehr vor Blitzschlag?
Jochim: Tja, das kann schon schwierig werden. Wir müssen ja da hin, wo andere Leute die Flucht ergreifen. In einem extremen Sommergewitter ist es nicht ratsam, die Drehleiter auszufahren. Aber wenn wir nur so einen Menschen retten könnten, dann müssten wir das Risiko eingehen. Es ist dann eine Güterabwägung.
Haben Sie nicht auch den Eindruck, dass die Naturgewalten mit der Zeit immer heftiger zuschlagen?
Jochim: Ich kann's zwar nicht exakt statistisch beweisen, aber es stimmt, es ist auch mein Eindruck, dass beispielsweise die Hochwasser immer schlimmer werden. Und das gilt auch für die Blitze und Sommergewitter. Eine Erklärung habe ich dafür aber nicht.