Die baden-württembergische Hilfe für die Überschwemmungsopfer in Ostdeutschland läuft auf Hochtouren. 219 Polizeibeamte brachen am Donnerstag mit 13 Booten zur Unterstützung der Helfer nach Sachsen auf. Am Nachmittag erreichte das Stuttgarter Innenministerium die Bitte um 60.000 Sandsäcke. Diese sollten noch am Donnerstag mit Lastwagen nach Dessau (Sachsen-Anhalt) gebracht werden. Auch mehrere Firmen aus Baden-Württemberg kündigten finanzielle und materielle Unterstützungen an.
Bereits seit Mittwoch helfen elf Mitarbeiter des Landesverbands des Technischen Hilfswerks bei der Trinkwasseraufbereitung in Sachsen. Weitere 74 Helfer der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG) sind in Torgau bei Leipzig im Einsatz. Ein Hilfszug des Landesverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) steht in Alarmbereitschaft.
Zunächst waren nach Angaben des Innenministeriums am frühen Donnerstagmorgen 51 Beamte der technischen Einsatzeinheit ins sächsische Torgau und nach Dresden aufgebrochen. Am Mittag starteten 168 weitere Polizeibeamte zu einem Hilfseinsatz in die Überschwemmungsgebiete. Das Sächsische Staatsministerium des Inneren habe zudem darum gebeten, von Freitag an Wasserpumpen bereit zu halten.
Auch mehrere Firmen boten ihre Hilfe an. Die Roche Deutschland Holding GmbH in Grenzach-Wyhlen (Kreis Lörrach) sagte eine Spende von 500.000 Euro für die Sonderkonten des Deutschen Roten Kreuzes und medizinischer Fachvereinigungen zu. Mit medizinischen Sachspenden wollen die deutschen Niederlassungen des Schweizer Roche-Konzerns darüber hinaus gewährleisten, dass in den Notfallambulanzen unter anderem Antibiotika gegen Infektionen zur Verfügung stehen.
Der Haushaltsgerätehersteller Bauknecht in Schorndorf (Rems-Murr- Kreis) stellt den Gemeinden in den Hochwassergebieten kostenlos Waschmaschinen und Wäschetrockner zur Verfügung. Die Kommunen könnten damit zentrale Waschhäuser organisieren oder die Geräte auch individuell auf Haushalte verteilen, teilte das Unternehmen mit. Der Bodenseekreis gab eine Soforthilfe von 10.000 Euro für seinen Partnerkreis, den Muldentalkreis mit Sitz in Grimma (Sachsen), bekannt.
Wie lange der Einsatz der Polizisten aus dem Südwesten dauern wird, ist nach Angaben des Innenministeriums noch nicht abzusehen. Die Beamten sollen die sächsische Polizei besonders bei Evakuierungen, Suchmaßnahmen, Verkehrsregelungen und bei der Verhinderung von Plünderungen unterstützen. Für die angebotenen Hubschrauber bestehe in den Katastrophen-Gebieten derzeit kein Bedarf, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Die Helikopter seien daher wieder wie gewohnt im Einsatz in Baden-Württemberg.
«Der Hilfszug des DRK besteht aus einem Fahrzeug-Konvoi. Wir können daraus 1.000 Betroffene versorgen», sagte ein DRK-Sprecher. Zelte böten Unterkünfte für Obdachlose, die Menschen könnten medizinisch versorgt und verpflegt werden. Der Sprecher appellierte an engagierte Bürger aus dem Südwesten, sich nicht aus spontaner Hilfsbereitschaft einfach ins Auto zu setzen und in die Überschwemmungsgebiete zu fahren. Die Hilfe müsse koordiniert werden, damit sie nütze. Spenden seien sehr willkommen.
Zur Unterstützung der Hilfskräfte in Sachsen stehen in Baden- Württemberg auch Kräfte der Feuerwehr, Rettungsdienste und anderer Organisationen im Katastrophenschutz bereit. Ihre Einsätze werden nach den Anforderungen des Sächsischen Staatsministeriums des Inneren vom Baden-Württembergischen Innenministerium mit den Innenministerien in Bayern und Hessen abgestimmt und koordiniert. Bisher liege jedoch noch keine solche Anforderung vor, hieß es.
Es gebe jedoch einzelne bilaterale Absprachen - etwa im Rahmen kommunaler Partnerschaften. Nach Kenntnis des Innenministeriums sind Kräfte von Rettungsdiensten und Feuerwehren aus Ravensburg, Reutlingen und Weingarten in Sachsen im Einsatz oder auf dem Weg dorthin.