Es ist nicht alltäglich, dass eine Freiwillige Feuerwehr 150 Jahre alt wird - eine der wenigen im Unterland ist die Bad Wimpfener. Nicht nur das Jubiläum macht die Institution der Stauferstadt zu etwas besonderem.
Eine schöne Altstadt mit vielen Fachwerkhäusern in engen, verwinkelten Gässchen: Was für Passanten pittoresk ist, ist für die Feuerwehr eine Herausforderung. "Daher hat Bad Wimpfen für einen Ort mit rund 7000 Einwohnern eine sehr gut ausgestattete Wehr", sagt Reinhold Korb. Er muss es wissen, denn er war 35 Jahre lang Chef der Floriansjünger und übergab Ende 2009 den Stab an Martin Ramsperger. Die Wimpfener Wehr hat eine Drehleiter und sieben weitere Fahrzeuge - "drei wären normal", sagt Korb. Mit das herausragendste Ereignis in der 150-jährigen Geschichte spielte sich denn auch in der Altstadt ab: 1984 brannte der Blaue Turm, das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stauferstadt. "Einsatzmäßig war das sehr schwierig." Auch der Brand des Hotels Sonne 2003 "war sehr gefährlich", erinnert sich Korb.
Rund 70 bis 100 Einsätze hat die Wehr im Schnitt pro Jahr. Wie überall vor allem im Bereich der technischen Hilfeleistung. Anders als in vielen anderen Orten ist mangelnde Tagespräsenz der Floriansjünger in Bad Wimpfen kein Problem: "Bei einem Tagesalarm rückt automatisch die Werkfeuerwehr der Firma Solvay mit aus", sagt Korb.
79 Aktive tun in der Kommune Dienst. Korb: "Das ist viel." Der Ehrenkommandant führt das auch auf die gute Jugendarbeit zurück. Wimpfen war Vorreiter: Die Jugendfeuerwehr ist die zweitälteste im Landkreis Heilbronn, die örtliche Kinderfeuerwehr war die erste in Baden-Württemberg und ist derzeit neben der in Schwaigern eine von zweien im Landkreis. Außerdem hat die Wehr einen eigenen Förderverein, und sie hat einen eigenen Chor. Chronik Es kann schon mal passieren, dass Reinhold Korb mitten in der Nacht aufwacht, aufsteht und sich an den Computer setzt. Dann, wenn ihm ein wichtiger Gedanke kommt zu dem, was ihn zurzeit mindestens zwei Tage die Woche beschäftigt. Korb überarbeitet und ergänzt die Chronik der Feuerwehr, die Teil eines 200 Seiten starken, gebundenen Festbuchs sein wird, das Ende April erscheint und das unter Korbs Regie erstellt wird. "Du machst das", hieß es 2009, als jemand gesucht wurde, beim dem die Fäden im Geburtstagsjahr zusammenlaufen. Also macht er das. Der Chef des Festausschusses ist sozusagen die personifizierte Feuerwehr. Fürs Buch organisiert der 62-jährige Rentner Fotos - das älteste ist von 1907 -, er durchforstet alte Unterlagen, spricht Anzeigenkunden an, schreibt zusammen mit seinem Neffen Thilo Texte.
Löscheimer Auch für die verschiedenen Jubiläumsveranstaltungen hat der frühere Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes die Federführung. Er weiß fast alles: etwa, dass 1860 die erste Gerätschaft in Wimpfen eine Saug- und Druckspritze war, gezogen von Pferden oder auch mal von der Mannschaft. Gang und gäbe war es bis 1900, dass Löscheimer von Mann zu Mann weitergereicht wurden. Dann wurden Wasserleitungen gelegt, und es wurde vieles einfacher.
Bild 1: Eines der herausragendsten Ereignisse in der Geschichte der Bad Wimpfener Feuerwehr war 1984 der Brand des Blauen Turms, des Wahrzeichens der Stadt.Foto: Archiv/Eisenmenger
Bild 2: Ernst dreinblickende Herren mit blank polierten Helmen und allesamt mit Bärten: ein Foto aus dem Jahr 1910. Damals wurde bereits das 50-jährige Bestehen gefeiert.Quelle: Freiwillige Feuerwehr Bad Wimpfen
Bild 3: Reinhold Korb sichtet alte Unterlagen für das Festbuch.Foto: Ulrike Kugler