Ehrenamtliche übernehmen die ersten notwendigen Rettungsmaßnahmen
Vor 20 Jahren wurde die Idee des Helfers vor Ort (HvO) aus den USA bereits in Bayern verwirklicht. Im 21. Jahrhundert kam das Konzept auch ins Unterland. Der DRK-Ortsverein Gundelsheim führte die HvO als erster ein, bald darauf folgten der Ortsverein Neuenstadt und dann Wüstenrot.
In Gegenden, die den Nachteil einer langen Anfahrt der Rettungsdienste haben, sollen die ehrenamtlichen Helfer vor Ort Leben retten. Seit 2002 tun dies im Raum Neuenstadt, Hardthausen und Langenbrettach Jürgen Grimm, Herbert Bloch und Norman Schneider.
Rückblickend erzählt Jürgen Grimm von immerhin 128 Einsätzen im Jahr 2005. In diesem Jahr waren es bereits über 160. Alarmiert werden die Helfer von der Rettungsleitstelle, da nur dort entschieden werden kann, ob der Notarzt eventuell zu lange brauchen könnte. Manchmal ist keiner der drei Verrückten, wie Jürgen Grimm sich und seine beiden Helfer nennt, erreichbar. Dies geschah allerdings nur 23 Mal in diesem Jahr.
Herzanfall und Geburt Die HvO fahren zu jedem dringend Fall, ob es sich um einen Herzanfall handelt oder um einen Verkehrsunfall. Sogar zu Geburten rückten die Neuenstädter aus.
Zuständig sind die drei für die sofort notwendigen lebensrettenden Maßnahmen. Jürgen Grimm: Wir haben den Kampf um das Leben auch schon einige Male verloren. Doch er wurde auch schon oft gewonnen. Einige Male wurde kranken oder verletzten Menschen das Leben gerettet.
Deshalb hört es sich paradox an, wenn die DRK-Helfer von ihren Finanzierungsproblemen erzählen. Ihr Fahrzeug, ein Rettungswagen light - das heißt, er hat keine Medikamente dabei - muss der Ortsverein Neuenstadt bei der Anschaffung und der Unterhaltung selbst finanzieren. Material, das sie bei ihren Einsätzen verbrauchen, bekommen sie nicht grundsätzlich ersetzt.
Bei Herzattacken hilft der so genannte Elektroschocker. Rechtlich ist nur das Gerät erlaubt, mit dem der Wagen der Helfer ausgerüstet ist. Wenn sie einem Herzkranken das Leben mit dem Gerät erhalten haben, sind Elektroden für 40 Euro verbraucht. Da die hauptamtlichen Rettungswagen allerdings andere Geräte haben, bekommen die Helfer die Elektroden nicht ersetzt. Sie müssen diese selbst bezahlen und wundern sich darüber nicht schlecht.
Finanzierung durch Spenden Der Ortsverein Neuenstadt finanziert sich laut Jürgen Grimm insbesondere durch Spenden und durch Krankentransporte, die von Ehrenamtlichen wie Philipp Koszt übernommen werden. Nun gehen sie noch einen anderen Weg. Im kommenden Jahr werden in allen Ortsteilen von Neuenstadt, Hardthausen und Langenbrettach Altkleidercontainer aufgestellt. Der Erlös aus diesen soll der Arbeit der Retter zugute kommen. So kann die Bevölkerung dieser wichtigen Institution helfen.
Foto: Die ehrenamtlichen Retter:
DRK-Bereitschaftsleiter Jürgen Grimm (vorne rechts) mit dem Helfer vor Ort Herbert Bloch und Fahrer Philipp Koszt. Foto: Agentur Kochertal