Es geschieht plötzlich und unerwartet: Frau M. ist mit ihrer Tochter beim Einkaufen und bricht plötzlich regungslos auf dem Parkplatz des Supermarkts zusammen. Obwohl rasch Erste Hilfe geleistet wird und der herbeigerufene Notarzt die Reanimation versucht, bleiben alle Bemühungen letztlich erfolglos.
Frau M. stirbt. Zurück bleibt ihre Tochter, die das Geschehen fassungslos verfolgt hat. Auch einige Passanten, die Erste Hilfe geleistet und die Rettungsmaßnahmen verfolgt haben, sind tief betroffen.
Etwa zwanzig Minuten nach Eintreffen des Notarztes kommen die Fachkräfte des DRK-Notfallnachsorgedienstes (NND) hinzu. Diese speziell ausgebildeten Helfer kümmern sich vorwiegend um die unverletzt Betroffenen, also um die Angehörigen und Zeugen eines Notfalls. Während der Einsatz für Mitarbeiter des Rettungsdienstes nach der Versorgung von Notfallpatienten beendet ist, bleiben die Angehörigen mit den belastenden Eindrücken zurück. Die NND-Mitarbeiter nehmen sich Zeit, bleiben meist mehrere Stunden bei den Angehörigen und Zeugen einer Notfallsituation.
Sie sind der Fels in der Brandung hören zu, erklären Abläufe, kümmern sich um die Versorgung der Betroffenen und knüpfen bei Bedarf auch Kontakte, zum Beispiel zu anderen Angehörigen, Pfarrern, Fachdiensten oder Bestattern. Wenn sich herausstellt, dass der Betroffene nicht alleine bleiben kann, kümmern sie sich bei Bedarf auch um deren Unterbringung. Sie helfen so, die bedrohliche Situation zu strukturieren und damit auch zu bewältigen.
Jürgen Blind, Leiter des NND Heilbronn betont: Die NND-Helfer sollen keinesfalls psychologische oder ärztliche Hilfen ersetzen. Sie können aber psychische Erste Hilfe leisten, mögliche Reaktionen des Körpers erklären und bei Bedarf an die entsprechenden Fachdienste weiterverweisen.
350 Einsätze leistete der NND in den letzten 5 Jahren, das sind etwa 70 pro Jahr. Der Dienst besteht aus rund 20 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Jeder Mitarbeiter wird als Fachkraft für Krisenintervention ausgebildet. Diese intensive Ausbildung bereitet die Helfer auf ihre Tätigkeit vor. In regelmäßigen internen Fortbildungen und Übungen wird das Wissen der Helfer auf dem aktuellen Stand gehalten.
Dabei lernen die Helfer natürlich auch, wie sie selbst mit belastenden Situationen umgehen können. Jürgen Blind erklärt: Ein wichtiges Prinzip unserer Arbeit ist, dass wir immer im Team in einen Einsatz gehen. So können Belastungen der Helfer reduziert werden und auch Betroffene individuell betreut werden.
Seit fünf Jahren besteht die Heilbronner NND-Gruppe nun schon. Blind zieht ein positives Fazit: Die Rückmeldungen, die wir von den Betroffenen erhalten, sind überaus positiv. Viele berichten, dass unsere Arbeit bei der Bewältigung sehr hilfreich war.
(von Niklas Müller, DRK)