Zu einem Irrtum mit schwerwiegenden Folgen ist es am Freitag in Möckmühl gekommen. Weil ein Heizöllieferant die Einfüllstutzen von zwei Nachbarhäusern verwechselte, flossen 2500 Liter Öl in ein Kellergeschoss. Heizöl hatte die betroffenene Familie Sonntag gar keines bestellt: Sie heizt mit Holz. Den Schaden schätzt die Feuerwehr auf mindestens 100 000 Euro.
Entlüftung
Als am Freitagmorgen gegen 8.30 Uhr der Tanklaster neben ihrem Haus hielt, ging die Familie davon aus, dass die Nachbarn Heizöl bekommen. Der Fahrer verwechselte aber den ausrangierten und als Entlüftung dienenden Einfüllstutzen der Sonntags mit dem der Nachbarn. Im gefluteten Keller stehen keine Öltanks, sondern Kunststoffbehälter als Zisternen, in denen Regenwasser aufgefangen wird.
Als der Fahrer bei der Familie klingelte und sagte: „Ich habe ihnen gerade versehentlich 2500 Liter Heizöl geliefert", breitete sich bereits starker Geruch aus, und das Gemisch aus Wasser und den 2500 Litern Heizöl flutete das gesamte Kellergeschoss. Mehrere Zentimeter hoch stand Öl in den Räumen, als die Möckmühler Freiwillige Feuerwehr unter der Leitung von Kommandant Uwe Thoma anrückte. Die Wehr war mit fünf Fahrzeugen und 25 Aktiven im Einsatz. Rasch wurde ihnen klar, dass Öl nicht nur in Kellerräumen stand, sondern auch in die Kanalisation lief und in die Kläranlage zu gelangen drohte. Unverzüglich musste reagiert werden, denn Öl darf weder in Fließgewässer noch in die Klärung gelangen. An mehreren Stellen wurden Absperrungen angebracht, um den Brennstoff dosiert in Richtung Kläranlage zu lenken und ihn an passender Stelle abzusaugen.
Betroffenheit
Der Schaden löste bei den Geschädigten und beim Fahrer große Betroffenheit aus. Es ist zu befürchten, dass das Haus unbewohnbar ist und die Besitzer zumindest vorübergehend umziehen müssen. Viele Materialien haben das Öl aufgesaugt, der stark riechende Brennstoff ist bereits an den Wänden hochgestiegen. In einem Raum hat sich ein Holzfußboden mit Öl voll gesogen. Lebensmittel gelten als vernichtet.
Es ist kaum denkbar, dass sich der penetrante Geruch kurzfristig verflüchtigen wird. Kommandant Uwe Thoma: „Wir gehen davon aus, dass sich rund 500 Liter Öl in Wänden und Böden fest gesogen haben, 500 Liter noch im Keller stehen und 1500 Liter Öl in die Kanalisation gelangten". Noch am Freitag nahmen ein Gutachter der Dekra und die Spezialfirma Lebküchner die Arbeit auf. Sie saugte das Öl-Wasser-Gemisch ab und übernahm die Entsorgung.
Fotos: HSt