Heiß ging es her am vergangenen Freitag in Eppingen. Über hundert Besucher kamen zur zweiten Halbe nach fünf im Heimattagsjahr und ließen sich entführen in die Vergangenheit, als noch keine Feuerwehren existierten und Brände über Nacht ganze Existenzen auslöschten. Durch die gesamte Altstadt führte Reinhard Ihle, Vorsitzender der Heimatfreunde Eppingen, und erläuterte die Veränderungen, die Brände und Brandstifter auslösten.
So wie das Feuer im September 1846, das 31 Gebäude ganz oder teilweise zerstörte und drei Menschen das Leben kostete. Acht Tage dauerte es, bis der Brand vollständig gelöscht war. Doch die Bürger machten das Beste aus dem Schaden. Indem manche Gebäude nicht wieder aufgebaut wurden, entstand Raum für zusätzliche Straßen und Wege. „Die Brände wurden genutzt, um die Infrastruktur zu verbessern“, erläuterte Ihle.
Gründerjahre Und man lernte aus dem unkoordinierten Vorgehen bei diesem Großbrand: 1847 gründeten die Eppinger als eine der ersten Gemeinden Baden-Württembergs ihre Freiwillige Feuerwehr. Auch die Zwingergasse verdankt ihre heutige Form einem Brand, der 30 Gebäude verwüstete. Weil die Rosengasse, wie sie früher hieß, sich als zu schmal für die Löschfahrzeuge erwies, wurde das verwinkelte Gelände danach übersichtlicher gestaltet. Was bei jedem Feuer auf der Strecke blieb, waren die kunstvollen Fachwerkhäuser: Einmal niedergebrannt, wurden sie durch Sandsteinbauten ersetzt.
Damals wie heute brachen nicht alle Brände aus heiterem Himmel aus. So musste etwa im Jahr 1901 der Stadtbäcker in sechs Monaten vier Mal löschen - bis der Bäckergehilfe, Kobold mit Nachnamen, als Täter gefasst wurde. Doch „der schlimmste Brandstifter“, erläuterte Stadtführer Heinrich Vogel, „war der Krieg.“ Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurde auch Eppingen Ziel der Bomben - vor allem die strategisch wichtige Bahnstrecke zwischen Karlsruhe und Heilbronn, aber auch die landwirtschaftlichen Lagerhäuser sollten zerstört werden, um den Nationalsozialisten den Garaus zu machen.
Alles im Fluss Zum Abschluss gab es Abkühlung im doppelten Sinne. Vor dem verdienten Bier im Feuerwehrhaus stand Wasserschleppen an: Mit einer Löschspritze und in historischen Uniformen demonstrierte die Freiwillige Feuerwehr Eppingen, wie man anno dazumal den Flammen zu Leibe rückte - nämlich mit tatkräftiger Hilfe aller Bürger. „Wir können zwar die Ängste nicht nachvollziehen, die ein Feuer damals auslöste - aber wie es zuging, schon“, ermunterte Reinhard Ihle die Besucher zum Mitmachen. Auch wenn die Wassereimer-Kette anfangs etwas schleppend in Gang kam, hieß es zum glücklichen Ende doch: „Wasser marsch!“
Bild: Wasser marsch: Das funktioniert mit solch einer Löschpumpe nur mit viel Muskelkraft und reichlich Wassernachschub. (Foto: Marion Mockler)