Fabian Müller, Heilbronns neuer Kommandant der Berufsfeuerwehr, stammt aus Neckarsulm und ist gut vernetzt. Ein Gespräch über seinen Führungsstil und den Ausgleich im Privatleben.
Etwa 100 Feuerwehrleute hören nun auf sein Kommando. Fabian Müller freut sich über seine neue Aufgabe, auch wenn er als Chef der Berufsfeuerwehr Heilbronn selten richtig Feierabend oder Wochenende hat.
Wie fühlen Sie sich als neuer Kommandant?
Fabian Müller: Ich schlafe nachts richtig gut (lacht). Ich besitze ein sehr gutes Rüstzeug, um die Amtsleiterfunktion wahrzunehmen. Meine fünf Jahre bei der Berufsfeuerwehr in Stuttgart, wo ich Leiter der Integrierten Leitstelle war, haben mir viel gebracht. Und natürlich spielt es mir in die Karten, dass ich hier beheimatet bin. Ich kenne die wesentlichen Akteure der Wehren im Landkreis und kann an die vorherige Zusammenarbeit anknüpfen.
Wie möchten Sie als Chef wahrgenommen werden?
Müller: Als aufgeschlossen gegenüber den Dingen, die es anzupacken und zu verändern gilt. Der Anspruch an mich ist es, eine klare Linie zu haben. Es braucht jemand, der die Richtung vorgibt, der Impulse gibt und die richtigen Fragen stellt. Ich will zum Beispiel nicht der Obersachbearbeiter in der Technik oder im Vorbeugenden Brandschutz sein. Da habe ich richtig gute Leute und Erfahrungswissen, das ich nutzen möchte. Ich habe zwar eine besondere Rolle, aber alles funktioniert nur gemeinsam.
Welche Eigenschaften machen Sie zur Führungsperson?
Müller: Was mich als Mensch geprägt hat, sind meine beiden Berufsausbildungen. Ich habe nicht nur die Herrenjahre, sondern auch die Lehrjahre mitgemacht. Ich möchte mit meinen Mitarbeitern wertschätzend umgehen. Ich sage nicht von oben herab, ich bin der Chef und das machen wir so. Ich versuche, mit Empathie ins Gespräch zu kommen. Es gibt immer ein Ziel oder eine Vorgabe. Für mich ist das Interessante: Wie komme ich dahin? Dafür benötige ich Fingerspitzengefühl. Meine Erfahrung mit Menschen auch in Extremsituationen kommt mir dabei zugute.
Die Berufsfeuerwehr Heilbronn ist ein reiner Männerclub. Wie können Sie Frauen für den Beruf gewinnen?
Müller: Ich würde mich freuen, wenn wir bei Stellenausschreibungen gute Bewerbungen von Frauen bekämen und sie ein so gutes Bild abgeben, dass wir sie einstellen können. Im Freiwilligen-Bereich haben wir ja wirklich gute Frauen, die die Anforderungen erfüllen.
Sie sehen viel Leid bei Ihren Einsätzen. Wie verarbeiten Sie das?
Müller: Was mir in der Vergangenheit immer sehr geholfen hat, ist der private Ausgleich. Sei es durch Sport wie Joggen, Schwimmen, Radfahren, bei dem ich einen freien Kopf bekomme. Oder sei es durch Unternehmungen mit meiner Freundin und meiner Familie.
Wie schaffen Sie es, dass angesichts des vollen Terminkalenders der Haussegen nicht ständig schief hängt?
Müller: Man ist dabei auf Akzeptanz angewiesen. Die Feuerwehr ist schon immer ein Teil von mir. Bei diesem Amt hat man nie richtig Feierabend oder Wochenende. Wenn man von Herzen Feuerwehrmann ist, kann man nicht daheim auf dem Sofa sitzen bleiben, wenn zum Beispiel in Heilbronn ein Großbrand ist.
Welcher Aufgabenbereich bereitet Ihnen am meisten Freude?
Müller: Was mir sehr gefällt und was mir in den letzten fünf Jahren vielleicht auch ein bisschen gefehlt hat, ist es, wieder die ganze Bandbreite der Feuerwehr mitgestalten zu können. Verantwortlich zu sein für die Stadt in meiner Heimat, das Oberzentrum der Region.
Ihre Hobbys sind Sport, Musik und Oldtimer. Welchen Sport machen Sie nicht so gern?
Müller: Früher habe ich Schwimmen überhaupt nicht gemocht. Bei der Grundausbildung habe ich es richtig gelernt. Wenn ich jetzt morgens der erste im Schwimmbecken im Obereisesheimer Freibad bin und gerade erst die Sonne aufgegangen ist, kann einen an dem Tag nichts mehr erschüttern.
Was ist der beste Song?
Müller: „Stairway to heaven“ von Led Zeppelin. Das Lied hat viele gute Elemente. Vielleicht liegt es auch am Thema, dem etwas Mystischen. Es ist einfach klasse gemacht.
Welchen Oldtimer finden Sie toll?
Müller: Das Kult-Auto schlechthin, den VW Bulli. Ich möchte meinen T2 noch etwas ausbauen, damit man irgendwohin fahren und übernachten kann, und vergangenes Jahr sind wir mit sieben Leuten drin zum Woodstock-Musical auf der Buga gefahren. Ich hatte ein paar Lieder zusammengestellt, so dass schon auf der Fahrt dorthin Stimmung aufkam.
Zur Person
Fabian Müller (38) stammt aus Neckarsulm. Mit elf Jahren geht er zur Jugendfeuerwehr. Nach dem Abitur absolviert er eine Ausbildung zum Konstruktionsmechaniker und eine Ausbildung zum Rettungsassistenten. Er studiert fünf Jahre Rettungsingenieurwesen in Köln. Bei der Berufsfeuerwehr Heilbronn möchte Müller Akzente im Bereich Organisation und Strukturierung setzen. Außerdem soll eine Zukunftsstrategie entwickelt werden. Wo steht die Feuerwehr 2030? Müller lebt mit Partnerin in Neckarsulm.