Bei Rettungseinsätzen in Höhen und Tiefen sind Feuerwehrleute früher immer wieder an die Grenzen des Machbaren gestoßen. Leiter zu kurz, Schacht zu tief – abenteuerliche Kletteraktionen mit hohem Risiko waren die Folge. Um auch in schwindelnden Höhen schnelle und professionelle Hilfe leisten zu können, gründete die Berufsfeuerwehr Heilbronn vor zehn Jahren eine Höhenrettungsgruppe.
An einige Einsätze kann sich Jürgen Vogt noch gut erinnern. Er ist Stadtbrandamtmann der Berufsfeuerwehr Heilbronn. Mit seinem Stellvertreter Frank Geiger leitet er die Höhenrettungsgruppe.
Einen ihrer ungewöhnlichsten Einsätze hatten sie kurz nach ihrer Gründung. Der ehemalige Turn-Weltmeister Eberhard Gienger wollte 2001 auf dem Kiliansmännle einen Handstand machen. Die Genehmigung für die akrobatische Einlage in rund 60 Metern Höhe erhielt der Sportler nur, weil ihn die Männer der Heilbronner Höhenrettung sicherten.
Eher Psychologen als Feuerwehrmänner waren die Höhenretter, als sich ein Mann in selbstmörderischer Absicht von einem Kran stürzen wollte. Gutes Zureden in rund 30 Metern Höhe hielten den Lebensmüden schließlich von seinem Vorhaben ab.
Tiere
Doch nicht nur Menschen, sondern auch Tieren helfen die Retter. So befreiten sie vor Jahren eine Katze aus einer besonders misslichen Lage. Das Tier war rückwärts ins Rohr einer Regenrinne gerutscht und steckte fest. An der Tagesordnung sind diese spektakulären oder skurrilen Einsätze aber nicht. Viel öfter sichern die 28 Höhenretter ihre eigenen Kollegen in absturzgefährdeten Bereichen. Schließlich sollen die Feuerwehrleute bei Bränden oder Stürmen ihre Arbeit machen können, ohne sich selbst zu gefährden.
Übung
Auf dem diesjährigen Heilbronner Volksfest führte die Berufsfeuerwehr Heilbronn eine Übung durch. Aus dem 44 Meter hohen Riesenrad mussten Personen gerettet werden - unter anderem der Chefredakteur der Heilbronner Stimme, Uwe Ralf Heer. Als Übungsszenario wurde angenommen, dass sich das gigantische Rad wegen eines technischen Defektes nicht mehr drehen ließ.
Schwindelfreiheit
Wer sich als Höhenretter eignet, wird in einem zweiwöchigen Grundlehrgang bei der Feuerwehr Heilbronn ausgebildet. Voraussetzung ist neben Schwindelfreiheit und der erfolgreich abgeschlossenen Grundausbildung eine medizinische Höhenrettungsuntersuchung. Trotz guter Kletterkenntnisse gehen nur wenige Kollegen in ihrer Freizeit in die Berge. Die meisten bezeichnen sich als „Industriekletterer“ und ziehen es vor, an Hochhäusern oder Kränen zu trainieren.