Wer Beamter bei der Feuerwehr werden möchte, benötigt einen langen Atem und vielseitige Begabungen. Einen Mangel an Bewerbern gibt es in Heilbronn trotzdem nicht. Matthias Künzel ist einer derjenigen, der die 18 herausfordernden Ausbildungsmonate gemeistert hat.
Brände, Sturmschäden, versunkene Fahrzeuge - über zu wenige Einsätze konnten sich die Feuerwehren in der Region in jüngster Vergangenheit nicht beschweren. Doch wer auf all diesen grundverschiedenen Aufgabengebieten Höchstleistungen erbringen muss, braucht nicht nur Expertise, sondern muss vor allem ein Multitalent sein. Wie Matthias Künzel.
Der gelernte Landwirt hat beruflich schon einiges erlebt. Er war Maschinist, Schichtleiter und Spediteur; in seiner Freizeit aber vor allem Teil der Freiwilligen Feuerwehr Frankenbach. Sein Hobby zum Beruf zu machen, das war lange der Traum des heute 32-Jährigen. Ihn in den vergangenen beiden Jahren wahr gemacht zu haben, bereut er absolut nicht, wie er sagt.
Vom stellvertretenden Abteilungskommandanten zum „kleinsten Licht im Laden“
Seit November ist Künzel Teil der Wachabteilung und arbeitet im 24-stündigen Schichtdienst an der Beethovenstraße. Arbeit in der Kfz-Werkstatt, die Instandhaltung von Ausrüstung und Wache sowie Schulungen und Dienstsport wechseln sich im Alltag ab.
Doch bis es soweit war, musste sich Matthias Künzel über 18 herausfordernde Ausbildungsmonate hinweg immer wieder beweisen. Der Brandbekämpfer hatte sich über mehr als zehn Jahre bei der Freiwilligen Feuerwehr bereits bis zum stellvertretenden Abteilungskommandanten hochgearbeitet. „Ich kannte also viele Kollegen vorher schon.“ Bei der Berufsfeuerwehr war Künzel dann jedoch nicht mehr in leitender Rolle, sondern als Auszubildender „das kleinste Licht im Laden“, wie er mit einem Lachen erzählt. Mit viel Selbstdisziplin hatte er sich auf den (sportlichen) Einstellungstest für die Ausbildung vorbereitet. Sechs bis neun Monate seien dafür mindestens nötig, rät er.
Bewerberzahlen sind gut, doch es fehlen Frauen
Das Auswahlverfahren hat es in sich, das bestreiten weder Künzel noch Pressesprecher Jürgen Vogt. Dennoch seien die Bewerberzahlen gut; vor allem, wenn man Werbung zum Ausbildungsstart mache, berichtet Vogt. Der aktuelle Ausbildungsjahrgang umfasst 14 Anwärter, auf jede zu besetzende Stelle kamen etwa vier Bewerber. Die wenigsten davon allerdings Frauen, obwohl die körperlichen Anforderungen längst angeglichen worden sind. Voraussetzung für eine Feuerwehr-Laufbahn ist eine handwerkliche oder technische Ausbildung.
Matthias Künzel brachte noch eine andere wichtige Eigenschaft mit: Teamfähigkeit. Mitdenken und unter Druck die richtigen Entscheidungen treffen, sei elementar. „Ein einzelner Feuerwehrmann kann wenig bewirken, aber im Team ist man stark“, sagt Künzel.
Als Feuerwehrmann ist man ein Multitalent
Wer die Ausbildung gemeistert hat, ist ein echtes Multitalent: Lkw- und Bootsführerschein, Taucher- und Rettungssanitäterausbildung, Drehleiter-Lehrgänge, Beamtenrecht, dazu Kenntnisse in Physik, Chemie und Mathematik. „Ich bin eigentlich eher der Praktiker und muss die Dinge anfassen“, sagt Künzel.
Dennoch hatte er großen Respekt vor der Taucherausbildung im trüben Freiwasser. „Es ist aber beruhigend, wenn man weiß, dass die Kollegen da sind und einem nichts passieren kann“, sagt Matthias Künzel - mit einer Zufriedenheit, die man nur hat, wenn aus Hobby Beruf geworden ist.