Zwei tödliche Gasexplosionen, Frühjahrshochwasser am Leinbach, 198 Brände und ein entlaufenes Frettchen: Die Heilbronner Feuerwehr hatte im vergangenen Jahr alle Hände voll zu tun.
Kommandant Eberhard Jochim zog am Freitagabend bei der Jahreshauptversammlung in der Neckargartacher Neckarhalle Bilanz. Exakt 1602 Mal waren die Heilbronner Floriansjünger 2002 zur Bekämpfung von Bränden, technischen Hilfe- und verschiedenen Arbeitsleistungen im Einsatz. 112 Menschen wurden aus Notlagen befreit, 76 Tiere gerettet. Nicht jedes Feuer, zu dem die Feuerwehr gerufen wird, ist tatsächlich eines.
In 198 Fällen brannte es wirklich - Gesamtschaden zwei Millionen Euro - während die Feuerwehr 303 Mal umsonst ausrücken musste: 30 Mal ging böswilliger Fehlalarm ein, 273 Mal lösten Feuermelder durch Staub, Schweißen oder Autoabgase aus. Für solche Einsätze schreibt die Feuerwehr Rechnungen.
Dass die Floriansjünger „sich selbst nicht geschont haben, um anderen zu helfen“, lobte Bürgermeister Artur Kübler in Erinnerung an das März-Hochwasser in Frankenbach, Neckargartach, Biberach und Sontheim. Während des drei Tage dauernden Einsatzes waren 162 Angehörige der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehr mit 34 Fahrzeugen unentwegt am Helfen.
„Im Sommer kam dann die Jahrhundertflut an die Elbe“, berichtete Jochim. „Sie überbot alles bisher Dagewesene.“ Eine Einheit der Heilbronner Feuerwehr wurde in Alarmbereitschaft versetzt, musste allerdings nicht eingreifen. „Wir unterstützten lediglich die Kräfte vor Ort mit Sandsäcken.“
Zweimal musste die Feuerwehr zu schweren Gasexplosionen ausrücken, und beide stellten sich als tödlich heraus. Am 12. Juli strömte unbemerkt Propangas in die Schlachträume einer Biberacher Metzgerei und entzündete sich. Ein Mitarbeiter wurde getötet, sieben weitere schwer verletzt. Die Feuerwehr war den ganzen Tag dort im Einsatz.
Im Böckinger Robert-Stolz-Weg hatte am 18. Oktober der 58-jährige Hausbesitzer vorsätzlich die Gasuhr im Untergeschoss manipuliert und das ausströmende Gas zur Explosion gebracht. Als die Feuerwehr eintraf, stand der Mann in teils brennenden Kleidern vor seinem Haus.
Nahezu am gesamten Gebäude waren die Fenster samt Rahmen herausgesprengt worden. Der 58-Jährige und seine 84-jährige Mutter erlagen später ihren Verbrennungen.
Jochim blickte nicht nur zurück, sondern auch - Stichwort Irak-Krieg - in die Zukunft. „Die kommenden Wochen und Monate werden für uns alle eine ungewisse und angespannte Zeit.“
Weil die Feuerwehr, um helfen zu können, nicht nur verlässliche, einsatzbereite Mitarbeiter braucht, sondern auch das nötige Gerät, appellierte Stadtbrandmeister Karlheinz Reiter an den Gemeinderat, trotz Sparzwang „die Feuerwehr im Rahmen des Möglichen finanziell zu unterstützen“.