Das Nachtessen steht auf dem Tisch, mancher hackt noch Kartoffeln hinterm Haus, ein anderer hat schon die Pantoffeln angezogen und liest Zeitung. Plötzlich, Sirenengeheul über den Dächern von Roigheim.
Die Männer der freiwilligen Feuerwehr springen auf: Weg vom Nachtessen, die Hacke fällt achtlos zu Boden, Pantoffel und Zeitung fliegen in die Ecke. Alarm!
Seit kurzem ist die aufwändige Sanierung der Roigheimer Gemeindehalle abgeschlossen. Eine gute Gelegenheit für die freiwillige Feuerwehr im Rahmen der Jahreshauptübung die Hydranten und Einrichtungen zur Feuerbekämpfung zu überprüfen.
Aber nicht nur die Einrichtungen müssen sich bewähren, auch die Feuerwehrleute müssen ihr Können beweisen. Kaum ist das Sirenengeheul verklungen, treffen auf der Feuerwache schon die ersten Feuerwehrmänner ein. Zu Fuß, mit dem Auto oder Fahrrad kommen sie eilig heran. Auf der Wache erhalten sie von Günter Fahrbach, dem Kommandanten, den Einsatzbefehl.
Sobald eine Löschgruppe komplett ist, fährt der erste Wagen mit Blaulicht und Martinshorn zur Authenrieth-Halle hinüber. Die Gemeindehalle brennt und der Hausmeister wird vermisst - so das gestellte Szenario.
Aus einer Seitentür der Halle, welche zum Untergeschoss führt, dringt dichter Rauch hervor. Zwei Mann mit Gasmasken und Sauerstoffflaschen auf dem Rücken befestigen ein Seil an einer Straßenlaterne und verschwinden mit Beil und Lampe auf Knien rutschend, in den qualmenden Schlund des engen Treppenhauses. „Menschenrettung vor Feuerbekämpfung“ - So war die Anweisung von Nico Saur, dem stellvertretenden Kommandanten, der den Einsatz leitet.
Inzwischen hat die Jugendgruppe die Zufahrtstraßen zu Stadthalle abgesperrt. Mehr und mehr Schläuche werden ausgerollt und an Hydranten, Pumpen, Rohren und Verteilern vor und im Gebäude angeschlossen. Als Jürgen Wenzel, der Maschinist am großen Löschfahrzeug, die Ventile öffnet, schießt das Wasser in die Schläuche. Ein weiterer Trupp der Wehr steht schon an der Seckach. Dessen Aufgabe ist es, mit einer weiteren Pumpe Löschwasser mit hohem Druck in ein Rohr einzuleiten, das unter den Schienen der Hauptstrecke Heilbronn - Würzburg direkt auf den Vorplatz der Gemeindehalle führt.
Der Einsatzleiter koordiniert und überwacht die Maßnahmen über Sprechfunk. Den Nachbarn der Authenrieth-Halle steht die Erleichterung ins Gesicht geschrieben, als sie erkennen, dass es sich nur um eine Übung handelt.
Ja, die innere Spannung löst sich bei manchem in einem Lächeln, als Hausmeister Michael Vogelmann bei ihnen steht und gespannt seine eigene Rettung beobachtet. Soeben wird er, „der Hausmeister“, dargestellt von einer Übungspuppe der Feuerwehr, mit einer Trage aus dem verrauchtem Keller geborgen.
Nachdem der Vermisste geborgen ist, rückt der weitere Trupp mit einem Löschschlauch in das Gebäude ein. Inzwischen ist auch Bürgermeister Michael Grimm vom Rathaus herübergekommen und beobachtet den Einsatz „seiner“ Feuerwehr, die inzwischen das komplette Areal der Gemeindehalle gesichert hat. Einige Zeit später wird der Raucherzeuger im Kellergeschoss abgeschaltet. Das Feuer ist aus.
Bürgermeister und Feuerwehrkommandant konnten mit der gezeigten Leistung zufrieden sein. Diszipliniert und entschlossen gingen an diesem Abend 19 aktive Feuerwehrmänner, eine Feuerwehrfrau und acht Jungs der Jugendfeuerwehr mit vollem Einsatz zur Sache.
13.09.2003