Im Löwensteiner Stadtteil Rittelhof beginnt der 26. Juli 2015 mit 20°C und strahlend blauem Himmel. Ein Kindergeburtstag findet an diesem Sonntagvormittag statt.
Die Uhr schlägt 9:07 Uhr. Die Funkmeldeempfänger der Kammeraden aus Löwenstein lösen mit dem Stichwort „Brand/Rauchentwicklung Wohngebäude Löwenstein Rittelhof“ aus. 30 anwesende Feuerwehrmänner und -frauen rüsten sich für den Ernstfall.
Abfrage in der Integrierten Leitstelle, Fahrzeuge besetzen und Abfahrt zur Einsatzstelle. Das ersteintreffende Führungsfahrzeug geht in Stellung. Gefolgt von HLF, TLF und KEF. Die Fahrzeuge werden vom Zugführer eingewiesen und in Stellung gebracht. Jetzt läuft alles parallel und für den Laien schier undurchschaubar.
Erkundung des Objekts, Aufbau der Wasserversorgung, Ausrüsten der Angriffstrupps, Befragung der Hilfesuchenden, Verkehrsabsicherung, Aufzeichnen der Lage durch die Einsatzleitung, Nachforderung weiterer Kräfte zur Einsatzstelle um nur einige zu nennen.
Von der Rückseite des Gebäudes sind grelle Hilfeschreie zu hören, im Gebäude haben auf allen Stockwerken die Rauchwarnmelder ausgelöset und über den Funk kommen klare Befehle mit unmissverständlicher Dringlichkeit. Die Befragung der Hilfesuchenden ergab, dass sich noch fünf Kinder im Gebäude befinden. Aufgrund der ins Schloss gefallenen Haustüre, musste diese vorher noch mit Spezialwerkzeugen geöffnet werden. Sofort wurden zwei Trupps unter Pressluftatmern mit Wärmebildkamera und Wasser an beiden Rohren in das stark verrauchte Gebäude zur Menschenrettung geschickt. Die Suche im Gebäude nach vermissten stellte sich aufgrund der verwinkelten Bauweise und einer Sicht, die einer Nullsicht gleicht, als schwierig dar. Im 1. OG konnten zwei Kinder im Badezimmer hinter verschlossener Tür wohl auf gefunden werden. Diese wurden kurzer Hand aus dem Fenster in der Arme der außerhalb bereitstehenden Einsatzkräfte übergeben. Zwei weitere Kinder hielten sich auf dem Balkon ebenfalls im 1. OG auf welche von außen durch die Feuerwehr beruhigt und betreut wurden. Der Zugang zum Balkon beschränkte sich von Innen auf ein Fenster mit den Maßen 60cm x 60cm. Mit der 2-teiligen Steckleiter ging man zur Rettung der Kinder auf den Balkon vor. Von oben gesichert mit einem Rettungsknoten und einem Feuerwehrmann auf der Leiter wurden sie sicher nach unten begleitet. Die Hilflose Mutter konnte der Dinge nicht verharren und versuchte mehrmals ins Gebäude vorzudringen. Durch die Betreuung von einer Kameradin konnte dies unterbunden werden. Zwischenzeitlich befanden sich nun vier Trupps unter Pressluftatmern im Wohnhaus. Das 2. OG wurde von weiteren zwei Trupps abgesucht bei dem eine bewusstlosen Person im Schlafzimmer eindeckt und sofort ins freie verbracht wurde. Zeitgleich wurde ein Schwelbrand im Bett festgestellt und abgelöscht. Zwischenzeitlich eingeleitete Belüftungsmaßnahmen zeigten Wirkung.
Die ausgebildeten Rettungssanitäter der FW Löwenstein übernahmen zusätzlich die Erstversorgung der Patienten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.
Dem gründlichen Erkunden des Objekts ist es zu verdanken, dass eine Puppe eingeklemmt unter einem Anhänger gefunden wurde. Mit zwei Büffelwinden wurde dieser Angehoben, die Person befreit und Achsengerecht auf dem Spineboard bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes durch die Feuerwehr erstversorgt. Als abschließende Maßnahme wurde ein Trupp unter Pressluftatmern nochmals ins Gebäude zur Kontrolle geschickt, bei dem sich ein Kamerad eine fiktive Schulterfraktur zuzog, was einen Atemschutznotfall zur Folge hatte. Auch dieser wurde souverän abgearbeitet. Die Einsatzleitung hatte stets den Überblick über laufende Maßnahmen. Nach Rücksprache mit der Mutter und Kontrolle der Anwesenden wurde über Funk „Übungsende“ mitgeteilt.
Nach den Aufräumarbeiten folgte eine Blitzbesprechung vor Ort an dem von allen Beteiligten ein Resümier gezogen wurde.
Während die Fahrzeuge im Gerätehaus wieder einsatzbereit gemeldet wurden, traf das verdiente Mittagessen ein. Begleitet durch die aktuellen Bilder der Hauptübung wurde diese anschließend beendet.
Einen herzlichen Dank an die Familie Koppenhöfer die mit Übungsobjekt und Familie zum Gelingen dieser Übung beigetragen hat.
Ebenfalls ein großes Dankeschön an die Jungs und Mädels der Jugendfeuerwehr, die am Sonntag bereits um 8 Uhr in Einsatzkleidung für die Übung bereitstanden.