Die Feuerwehren in Baden-Württemberg sind gut aufgestellt. Dennoch gibt es nach den Worten von Dr. Frank Knödler, Präsident des Landesfeuerwehrverbands, Investitionsbedarf bei der Geräte- und Fahrzeugausstattung der Stadt- und Gemeindefeuerwehren.
Angesichts der positiven Wirtschaftsentwicklung und sprudelnden Steuereinnahmen wünscht sich der Landesfeuerwehrpräsident eine entsprechende Bezuschussung vonseiten des Landes. "Es kann nie schaden, wenn Geld aus Stuttgart in die Fläche geht", betonte der 51-jährige Chef der Landesfeuerwehren zum Auftakt des Verbandstages, der am Wochenende in Sinsheim stattfand.
Rund 500 Delegierte der 1107 Feuerwehren in Baden-Württemberg diskutieren in der Messe Sinsheim die neuesten Entwicklungen und gesetzlichen Vorgaben zum Brandschutz. Dringenden Handlungsbedarf sehen die Feuerwehren im Südwesten allerdings bei der Nachwuchswerbung.
Zwar gebe es laut Dr. Knödler in 90 Prozent der Gemeinden eine Jugendfeuerwehr, doch zunehmend stehe die Jugendarbeit der Feuerwehr in Konkurrenz mit anderen Freizeitangeboten. Um nachhaltig Jugendliche für die interessanten Aufgaben der Feuerwehren zu begeistern, müsse verstärkt in die kompetente Ausbildung der Jugendgruppenführer investiert werden. "Ich hoffe nicht, dass sich hier schon der demographische Knick bemerkbar macht."
Was gut für die Energiebilanz und Bewohner ist, bereitet den Einsatzkräften der Feuerwehren zunehmend Kopfzerbrechen: Moderne Wohnhäuser bergen im Brandfall besondere Risiken. Durch die Verwendung hochwertiger Dämmung und Fensterverglasung könne ein Feuer über lange Zeit nur schwelen, bis es dann mit einer plötzlichen Sauerstoffzufuhr zum gefährlichen "flash over" komme. Dieser Problematik wird auf der Sinsheimer Tagung beim Erfahrungsaustausch der Brandschutzexperten besonders breiter Raum eingeräumt. Bei einem offenen Feuer sehe man Flammen, beim Kokeln aber nur Rauch. Das sei für Bewohner und Feuerwehrleute gefährlich: "Der Mensch stirbt nämlich am Rauch, an der Aufnahme des giftigen Kohlenmonoxids." Knödler rief daher zum Einbau von Rauchmeldern auf, die relativ preiswert in jedem guten Baumarkt und im Fachhandel zu haben sind.
Mit Blick auf die Finanzierung von Feuerwehrfahrzeugen forderte der Präsident mehr Geld vom Land. Derzeit trage das Land 30 Prozent der Kosten, Städte und Gemeinden die restlichen 70 Prozent. Knödler verlangte zudem, das Land solle deutlich mehr Geld in den Zivil- und Katastrophenschutz stecken. Mit 85 Cent pro Jahr und Einwohner sei dies angesichts der Bedrohungslage viel zu wenig, "wir müssen auch auf große Aktionen vorbereitet sein". Von der versprochenen "Sicherheitsarchitektur des Bundes" sei bislang bei den Feuerwehren im Land noch nichts angekommen". Deshalb mahnte der Feuerwehrpräsident vernünftige Konzepte für den Krisenfall an.