Der Hintergrund sieht aus wie ein Gemälde von Spitzweg: Wengerter arbeiten als zierliche Figürchen in der Abendsonne. Der Vordergrund ist jeder Idylle fern: Gekentert liegt ein Gütermotorschiff im Neckar oberhalb der Lauffener Schleuse. Ein Taucher sucht nach dem Auto der Kapitänsfamilie.
Der Mann und die Frau können sich noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, als das Unglück gestern Abend seinen Lauf nimmt. Das 73 Meter lange Schiff, neckarabwärts von Stuttgart Richtung Heilbronn unterwegs, hat flüssigen Neckarschlamm geladen, der sich in der Linkskurve vor Lauffen verlagert und das Schiff zum Kippen bringt.
"Beide Personen sind vor dem Kentern abgesprungen und an Land geschwommen", sagt Lauffens Feuerwehrkommandant Heiner Schiefer. "Die Frau ist mit leichtem Schock und einer Unterkühlung ins Krankenhaus gebracht worden, der Mann ist unverletzt mitgefahren."
Woher das Gütermotorschiff stammt, wissen bis Redaktionsschluss selbst die Einsatzkräfte am Ufer neben dem gekippten 1125-Bruttoregistertonnen-Gefährt nicht zu sagen. "Das Typenschild sieht man halt so schlecht. Es ist auf der anderen Seite", sagt Heilbronns Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim und wendet sich wieder dem Geschehen zu. Wasserschutz- und Landpolizei, die Feuerwehren Lauffen und Heilbronn, das Wasser- und Schifffahrtsamt, DLRG, DRK und ASB sind vor Ort, 28 Fahrzeuge insgesamt, darunter sieben Boote.
Getan wird am Unglücksabend nicht mehr viel. Jedenfalls nicht mit dem gekenterten Schiff. Eine Ölsperre wird gelegt, das Schiff gesichert. "Dann wird vollends abgeklärt, wie und wann geborgen wird", sagt Heiner Schiefer. Jemand sagt etwas von Freitag.
Michael Hönig von der Wasserschutzpolizei ergänzt, erst kommt jemand von der Versicherung vor Ort und sieht sich den Schaden an.
Schleusenwärter Christian Baus, der das Unglück kurz nach 17 Uhr beobachtet und sofort die Feuerwehr alarmiert hat, weiß noch nicht, wann die Schleuse wieder passiert werden darf. "Erstmal auf Anordnung vom Chef warten. Noch tut sich nichts."