Die Brandkatastrophe in Backnang beschäftigt auch die Feuerwehren im Stadt- und Landkreis Heilbronn. Welche Lehren müssen aus der Feuersbrunst gezogen werden, die acht Menschen eine Mutter und sieben ihrer zehn Kinder das Leben kostete? Noch ist nicht bekannt, was dort die Flammen entfacht hat. In dem Mietshaus soll die Elektrik marode gewesen sein, aber Heilbronns Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim will sich an den Spekulationen nicht beteiligen. Gleichwohl nennt er am Rande der Jahreshauptversammlung der Heilbronner Feuerwehr am Freitagabend in Neckargartach die Lücken, die im Brandschutz klaffen, riesig. Zwar würden die Schutzauflagen ausreichen, die es für öffentliche Gebäude gibt und die bei den vorgeschriebenen regelmäßigen Brandverhütungsschauen auch kontrolliert werden sollen. Allerdings würden nicht alle Kommunen diese Vorschriften einhalten. Laut Jochim gibt es Gemeinden, die keine Brandverhütungsschau durchführen.
Turnus Uwe Vogel, Kreisbrandmeister im Landkreis Heilbronn, will das nicht bestätigen. Die Verwaltungsvorschrift sehe in den Gemeinden einen fünfjährigen Turnus für Brandverhütungsschauen vor, und den versuchen wir einzuhalten. Zuständig für den vorbeugenden Brandschutz sind die Unteren Verwaltungsbehörden für die allermeisten Landkreis-Kommunen ist das das Landratsamt. Permanent sei jemand von der Kreisbehörde in dieser Sache unterwegs, versichert Vogel. Wir sind gut aufgestellt.
Dass der vorbeugende Brandschutz enorm wichtig ist, beweist allein schon die starke Zunahme der Brandfälle im Landkreis Heilbronn im vergangenen Jahr. Der Kreisbrandmeister spricht von einer Zunahme der Risiken, gerade auch im Bereich der Betriebe und Lagerhallen, die immer größer und höher würden. Die Feuerwehren stoßen da an ihre Einsatzgrenzen, so Vogel. Da wird dann der sogenannte anlagentechnische Brandschutz besonders wichtig. Vogel: Die Sprinkleranlage muss es richten. Einig sind sich alle Fachleute, dass es in Privathäusern enorme Defizite in puncto Brandschutz gibt. Zumindest in Backnang hätten Rauchmelder geholfen, glaubt Vogel. Für außerordentlich wichtig hält auch Reinhold Gall, der baden-württembergische Innenminister und Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Heilbronn, das Thema. Wir müssen viel mehr informieren, unterstreicht er in Neckarwestheim.
Gall verweist auf den Gesetzentwurf der grün-roten Landesregierung, der in Kürze vorgelegt werde. Danach sollen Rauchmelder in Gebäuden Pflicht werden. Das wird kommen, ist der Obersulmer überzeugt. Er spricht von einer Übergangsfrist für Altbauten. Aber irgendwann, so der Minister, muss das dann jeder haben.
Bewusstsein Eberhard Jochim, der Chef der Heilbronner Berufsfeuerwehr, unterstützt die Initiative der Regierung. Allerdings legt der erfahrene Feuerwehrmann den Finger noch in eine andere Wunde: Wir müssen mehr aufklären und Verständnis für den Brandschutz wecken. Es mangele am Bewusstsein für die Notwendigkeit. Und am Wissen, wie man sich im Notfall zu verhalten hat. Jochim: Es müsste bei den Leuten Klick machen, damit die es besser verstehen.