Mit einem lauten Knall platzen die Scheiben aus den Fensterrahmen. Meterhoch schlagen die Flammen aus dem Fachwerkgebäude. Am Montag um 4.30 Uhr brennt das Traditionshotel Sonne in der Wimpfener Altstadt lichterloh. Das Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert ist nicht zu retten. Schaden: 1,5 Millionen Euro.
Dicke Rauchschwaden quellen kurz nach vier Uhr aus dem Erdgeschoss des Hotels, dessen 14 Betten zum letzten Weihnachtsmarktwochenende mit Gästen noch voll belegt waren, das in der Nacht zum Montag aber völlig leer steht. Joka Vasiljevic ist um diese Stunde der einzige Mensch, der in der Altstadt unterwegs ist. Die Zustellerin der Heilbronner Stimme entdeckt um 4.14 Uhr den Brand im Erdgeschoss, alarmiert die Feuerwehr, klingelt bei den Hotel-Nachbarn, die barfuß auf die Straße eilen.
Gegenüber stehen Gabriele Friedrich und Christina Protz bange Stunden bevor. Die eigenen Fensterscheiben sind knallheiß, der Rauch zieht durch die geschlossenen Fenster. Eine Weihnachtsmarkthütte brennt. Springt das Feuer über?
Drei Minuten nach Alarm ist die Wimpfener Wehr vor Ort. Kollegen aus Heilbronn, Neckarsulm und Bad Rappenau werden angefordert. Es geht um die ganze Fachwerkzeile. Schon brennt der Dachstock im angebauten Nachbarhaus. Den 100 Feuerwehrleuten unter der Leitung von Reinhold Korb gelingt es, dieses Haus zu retten, weiteres Übergreifen im engen Viertel zu verhindern. Die jahrhundertealten Eichenbalken des Hotels hingegen geben dem Feuer immer neue Nahrung.
Der Brandherd wird von oben mit drei Drehleitern bekämpft. 22 Fahrzeuge sind im Einsatz. „Die großen Buben und ihre Spielzeuge“, heißt's oft am Stammtisch. Claus Brechter: „Jetzt dürfte keines dieser Fahrzeuge fehlen.“ Der Bürgermeister der Stauferstadt muss mit ansehen, wie ein „wichtiges Kulturdenkmal der Stadt“ zerfällt. „Es ist ein herber Verlust für die Stadt und eine Katastrophe für die Familie.“
Dr. Bernhard Lasotta, CDU-Landtagsabgeordneter und stellvertretender Bürgermeister, ist fassungslos. Das Hotel, betrieben von seiner Frau Bärbel und seinem Schwager Udo Schachtsiek, ist nicht zu retten. 1987 wurde das Haus renoviert. Seitdem habe die Familie mit Herzblut und Liebe das Geschäft geführt.
Die Fassade im Treppenhausbereich droht zu kippen. Mit dem 44-Tonnen-Kran der Berufsfeuerwehr Heilbronn werden Kamin und Giebel des dreistöckigen Hauses abgetragen. Atemschutzträger stützen die Decken ab. Die Ehrenamtlichen riskieren viel. Der Statiker Thomas Schwarzer hat ständig die Standsicherheit des Baus im Auge.
Noch viele Stunden nach Einsatzbeginn lodern kleine Brandherde auf. Die Kripo sieht keine Chance, die Brandursache noch am Montag zu ermitteln. Die ganze Nacht über hält die Feuerwehr Brandwache. Heute wollen die Kriminaltechniker das Erdgeschoss untersuchen.