Mit einem bundesweit einzigartigen Gerät werden die Feuerwehren im Landkreis Heilbronn bald Brände in Tunneln, Hallen und anderen großen Gebäuden bekämpfen können: Ein mobiler Groß-Ventilator (MGV) soll den Wehren die Arbeit erleichtern und Menschenleben retten.
Der Albtraum von Unfallbeteiligten und Wehren: brennende Fahrzeuge in einem Tunnel. Die Katastrophen in Montblanc-, Tauern- und Gotthard-Tunnel haben gezeigt, welche Folgen dies haben kann.
Neben der extremen Hitze stellt vor allem giftiger Rauch die Einsatzkräfte vor große Probleme. Beispiel: Würde ein Tanklastwagen im 450 Meter langen Hölzerner Autobahntunnel in Flammen stehen, wäre in nur zwei Minuten die gesamte Röhre mit Rauchgas gefüllt.
Um auf diese Gefahren eine Antwort im Magazin zu haben, beschloss der Landkreis Heilbronn, für etwa 196 000 Euro einen mobilen Groß-Ventilator anzuschaffen. Dieser kann in den Straßentunneln Schemelsberg und Hölzern sowie in den Eisenbahntunneln in Gundelsheim, Weinsberg und Kirchheim eingesetzt werden.
Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann betont, dass das Gerät aber auch bei Bränden in Gewerbehallen wichtige Dienste leisten kann.
Und so funktioniert ein MGV: Die Feuerwehr bringt den Ventilator vor dem Tunneleingang in Stellung. Wichtig ist nach Angaben von Kreisbrandmeister Hansmann, dass der Luftstromkegel die Öffnung ganz abdeckt.
Dadurch strömt die Luft gleichmäßig stark durch Tunnel oder Gebäude. Im Bauwerk entsteht ein Überdruck, der Rauch und Hitze aus der Röhre hinausdrückt.
Unfallbeteiligte können flüchten, die Feuerwehrmänner Brände effektiv bekämpfen. Was ist das Besondere am Gerät, das der Landkreis in Auftrag gegeben hat?
Der Ventilator ist auf einem Trägerfahrzeug montiert, kann per Kran aber auch auf die Schiene gesetzt werden. Der Schub des eingeschalteten Lüfters reicht aus, um das Gerät - Richtung Tunnel - vorwärts bewegen zu können.
Dieser Antrieb macht eine selbsttätige Bremseinrichtung notwendig. Zudem ist der MGV mit einer Vorrichtung ausgestattet, mit der Wassernebel versprüht werden kann.
So sinkt die Temperatur am Brandherd, das Wasser wäscht Partikel aus der Luft aus.
Bislang gibt es laut Hans-Wilhelm Hansmann noch kein vergleichbares Gerät in Deutschland. Ursprünglich war die Behörde von Gesamtkosten von 153 000 Euro ausgegangen.
Vor allem die Bremseinrichtung ließ den Preis dann aber in die Höhe schnellen. Zuschüsse vom Land erwartet Kreisbrandmeister Hansmann nicht.
Aber: Ein Unternehmen bei Möckmühl muss für seinen Neubau aus baurechtlichen Gründen einen Lüfter bereit halten. Nun haben sich Kreis und Firma darauf geeinigt, dass sich das Unternehmen zu einem Drittel am MGV beteiligt und dafür kein eigenes Gerät anschaffen muss.
Stationiert wird der Ventilator in Neuenstadt. Von dort aus könnten, so Hansmann, die fünf Tunnel im Landkreis am schnellsten erreicht werden.