Er war schwer beschäftigt. Gunther Leontiev, der Kommandant der Abstatter Feuerwehr, war an vielen Orten gefragt und konnte schließlich resümieren: Trotz des miesen Wetters war der erste Tag der offenen Tür im Feuerwehrhaus an der Rauhheckstraße \"sehr gut besucht\".
Der Kerl krakeelte wie ein Irrer: Ich will hier raus, sonst spring ich runter! Vergebens versuchten Wehrleute, den Verzweifelten zu beruhigen. Vergebens versuchten sie allerdings auch, den von einem Brand Eingeschlossenen dazu zu bewegen, sich über die Steckleiter retten zu lassen: Ich steig nicht auf die Leiter.
Es blieb den Floriansjüngern nichts übrig, als den Mann mithilfe einer so genannten Brandfluchthaube auf die Erde zurückzubringen. Mit dieser Schauübung am Übungsturm des Feuerwehrmagazins zeigte eine Löschgruppe, was in ihr steckt.
Mit 84 Angehörigen, darunter zwei Frauen, ist die Abstatter Feuerwehr recht gut aufgestellt. Dazu kommen noch neun junge Leute in der Jugendfeuerwehr und 33 Mitglieder der Altersabteilung. Ausgerüstet ist die Wehr mit allem, was eine Feuerwehr auf dem Land braucht, berichtete Kommandant Leontiev. Ihr obliegt es nicht nur, das Dorf im Ernstfall zu schützen, sondern auch das Gelände der Firma Bosch.
Zum Erst-Einsatz auf der nahen Autobahn freilich werden die Abstatter nicht gerufen. Dafür sind die Wehren in Ilsfeld, Untergruppenbach und Weinsberg zuständig.
Vom Einsatzleitwagen bis zum schweren Tanklöschfahrzeug 16/25 hatten die Wehrleute auf dem Hof alles aufgebaut, womit sie zu Bränden und auch zur technischen Hilfeleistung ausrücken. Wie in anderen Gemeinden nehmen technische Einsätze auch in Abstatt zu, erklärte Leontiev.
Der Stolz der Abstatter Wehr ist ein Oldtimer vom Baujahr 1958, ein Löschgruppenfahrzeug LF 16, das natürlich in der Fahrzeugausstellung nicht fehlen durfte. In ihm hatten vor allem Kinder ihren Spaß. Das gute Stück war, wie eine Gedenkmedaillen-Sammlung zeigte, schon bei vielen Oldtimer-Treffen von Feuerwehren im Land dabei.
Für Auto- und Eisenbahntunnel im Landkreis wie den Hölzernen Tunnel und die Bahntunnel Weinsberg und Gundelsheim besitzt der Landkreis Heilbronn einen Groß-Ventilator, um in Brandfällen die vergleichsweise engen Röhren rasch zu entqualmen.
Das Gerät, das einem Flugzeug-Triebwerk nicht unähnlich sieht, ist bei der Feuerwehr Neuenstadt am Kocher untergebracht und wird von der auch eingesetzt. Bei Vollgas, erläutert Oberfeuerwehrmann Thomas Rebholz, der den Ventilator betreut, entwickelt das Gebläse einen regelrechten Orkan: Mit 37 Meter je Sekunde, das sind 133 Kilometer in der Stunde, strömt Luft dem Rauch entgegen. 100 Pferdestärken leistet der Dieselmotor.
Um die Mittagszeit herrschte in der leer geräumten Wagenhalle Besenwirtschafts-Atmosphäre. Verschiedene Braten, Würste, Bier und Wein und im Schulungsraum Kaffee und Kuchen hatten de Wehrleute aufgeboten, um Hunger und Durst ihrer vielen Gäste zu stillen.
Ob es in dem im vergangenen Jahr eingeweihten Feuerwehrhaus weitere Tage der Offenen Tür geben wird? Kommandant Leontiev: \"Wir haben es vor.\" Schon weil die Feuerwehr beim Straßenfest nicht mehr so präsent sein könne wie seither. Denn die Infrastruktur liegt jetzt etwas abseits des Ortes.