Die Stadt Sinsheim rüstet die Feuerwehr um und macht einen Schritt hin zur Berufswehr light, um die ehrenamtlichen Einsatzkräfte zu entlasten. Die Kommunen Bad Rappenau und Eppingen haben bereits eine ähnliche Struktur und planen darüberhinaus keine weiteren Schritte. In Neckarsulm übernehmen vier Hauptamtliche viele Aufgaben.
Im Fokus Schon jetzt gibt es in Sinsheim drei städtische Mitarbeiter, die bei Alarmierungen ausrücken und außerdem Fahrzeuge und Geräte der Sinsheimer Wehr warten und pflegen. Aber: Arbeitsrechtlich können sie nicht für den Einsatzdienst verpflichtet werden. Bei der Umstrukturierung, der die Stadträte in dieser Woche zustimmten, rücke die Arbeit für die Feuerwehr in den Fokus, sagt Hauptamtsleiter Marco Fulgner. Die Stadt Sinsheim bekommt tagsüber vier hauptamtliche Einsatzkräfte.
„Es wird immer schwieriger, Leute für den freiwilligen Dienst zu begeistern“, beschreibt er den Ausgangspunkt der Überlegungen. Ferner sind Gerätewartung und -prüfung umfangreicher geworden, und die Wehr rückt immer häufiger zu kleinen Einsätzen aus, beispielsweise um sich um ausgelaufenen Kraftstoff zu kümmern. Doch gerade über diese kleinen Alarme seien „die Arbeitgeber nicht besonders glücklich“, weiß Fulgner. Hier kommt das neue Quartett zum Zuge, das als Einheit eigenständig agiert. Zielsetzung ist, dass die vier diese Einsätze abdecken und man dafür möglichst gar nicht mehr auf Freiwillige zurückgreifen müsse. Ob die Feuerwehr langfristig mit vier Hauptamtlichen auskommt, kann Fulgner derzeit nicht abschätzen. „Wir hoffen, dass es ausreichend ist.“
Der Stadt Neckarsulm stehen bereits vier hauptamtliche Feuerwehrkräfte zwischen 7 und 16 Uhr zur Verfügung. Ehrenamtliche allein, sagt Kommandant Wolfgang Rauh, könnten die Aufgaben gar nicht mehr leisten. Viel Industrie, viel Verkehr: Die Stadt mit knapp 26 000 Einwohnern habe eine Infrastruktur, die der einer 50 000-Einwohner-Kommune ähnele, beschreibt der Kommandant die Situation. Die Feuerwehr habe einen großen Fuhrpark und versorge als zentrale Schlauchwerkstatt zahlreiche Kommunen im Landkreis. Und auch Einsätze seien arbeitsaufwendig: Nach einem Dachstockbrand in dieser Woche dauerte es zwei Tage, bis alles wieder aufgeräumt war. Schwer wäre es, müsste dies von Ehrenamtlichen übernommen werden, sagt Rauh. Er weiß, dass auch andere Kommunen auf hauptamtliche Kräfte setzen, etwa Gerätewarte. Denn es werde immer komplizierter, die Technik zu prüfen.
Die Stadt Bad Rappenau hat hauptamtlich einen Kommandanten und einen Gerätewart. Einen Anlass, das Personal zu erweitern, sieht Oberbürgermeister Hans Heribert Blättgen nicht. „Aktuell haben wir keinen Handlungsbedarf.“
Löschzüge Die Stadt Eppingen hat bei der Feuerwehr das hauptamtliche Personal auf 1,75 Stellen aufgestockt. Einen hauptamtlichen Kommandanten, sagt Ordnungsamtsleiter Günter Brenner, lehnten die Mitglieder aber ab. Weiteres Personal sei nicht geplant, auch tagsüber stünden ausreichend Einsatzkräfte in Führungspositionen zur Verfügung. „Wir sind in der glücklichen Lage, die Ehrenamtlichen zu haben.“ In diesem Monat befasst sich der Eppinger Gemeinderat mit der Idee, die Abteilungen der Ortsteile zu zwei Löschzügen Nord und Süd zusammenzuführen. „Als taktische Einheit“, sagt Günter Brenner. Die eigenständigen Abteilungen bleiben erhalten.
Bild: Die Freiwillige Feuerwehr Bad Rappenau, hier bei einer Übung in Wollenberg, hat zwei hauptamtliche Einsatzkräfte. Oberbürgermeister Hans Heribert Blättgen sieht keinen Bedarf, dies zu ändern. (Foto: Archiv/Ochs)