Kaum sind die ersten warmen Frühjahrstage da, geht es auch für die Gleitschirmflieger wieder in die Lüfte. Im Bad Rappenauer Teilort Heinsheim zum Beispiel. Dort haben die Gleitschirmclubs Neckar-Odenwald und Aufwind Brettachtal einen Start- und Landeplatz.
Für einen 52-Jährigen endete der erste Ausflug des Jahres allerdings in einer Baumkrone – in zwölf Metern Höhe.
Kein Wind
Wie die Polizei mitteilt, ist der Mann am Dienstagnachmittag kurz vor 17 Uhr von der Absprungstelle in Heinsheim gestartet. Der Flug verlief zunächst ohne Probleme. „Der Wind war plötzlich weg“, sagt Robert Ludman, Gründungsmitglied von Aufwind Brettachtal.
Der Pilot verlor an Höhe und verfing sich in der Baumkrone. „Er hat gedacht, er kommt wieder aus den Baumwipfeln raus, aber es hat nicht gelangt“, sagt Ludman. Der erfahrene Pilot, der bereits seit 20 Jahren mit dem Gleitschirm fliegt, blieb unverletzt. Er klammerte sich an den dünnen Ast der Tanne, kam aber nicht alleine runter.
Die Feuerwehr in Bad Rappenau rückte mitsamt ihrer Drehleiter an. „Wir hatten allerdings keinerlei Möglichkeit mit dem Fahrzeug heranzukommen“, sagt Feuerwehrkommandant Felix Mann. Die Gerätschaften zur Rettung mussten mühsam zu Fuß an die Unglücksstelle geschleppt werden. Etwa 200 Meter den steilen Hang hinauf schätzt Jürgen Vogt, Pressesprecher der Heilbronner Polizei.
Die Dunkelheit setzte bereits ein.
Die Feuerwehr Bad Rappenau sicherte den Mann mit einer sogenannten Bandschlinge. „Dann konnten wir den Gleitschirm lösen“, sagte Mann. „Die erste Gefahr war somit beseitigt.“ Zur Unterstützung rief die Feuerwehr Bad Rappenau die Spezialisten vom Höhenrettungstrupp in Heilbronn.
„Baumrettungen hatten wir schon oft“, sagt Vogt. Mit einer Leiter konnten die Feuerwehrleute den Mann jedoch nicht retten. Sie war zu kurz. „Und wenn sie mit der Leiter rankommen, haben sie die Person noch lange nicht gerettet“, sagte Vogt angesichts des abschüssigen Geländes. Mit Hilfe einer Motorwinde gelangte ein 28-jähriger Höhenretter zur dem verunglückten Gleitschirmflieger.
Kein Hängetrauma
Der 52-Jährige sei entspannt gewesen, sagte sein Vereinskamerad Robert Ludman. „Er hat bloß geflucht, weil er in den Bäumen hing.“ Die Gefahr eines Absturzes habe nicht bestanden, bestätigte Feuerwehrmann Vogt. Auch ein sogenanntes Hängetrauma, ein lebensbedrohlicher Schockzustand, der eintritt, wenn ein Gurtsystem die unteren Hauptschlagadern abschnürt, war auszuschließen, sagte Vogt. Gegen 19.10 Uhr gelang es einem Höhenretter der Feuerwehr den 52-Jährigen abzuseilen.
Unfälle mit Gleitschirmfliegern seien selten, sagt Ludman. Meist gingen sie glimpflich aus und Piloten bleiben in einem Baum hängen. „Das ist mir auch schon passiert.“