Die heulende Sirene auf dem Rathaus schreckte am Nachmittag das friedlich in der Herbstsonne liegende Beilstein abrupt auf. Kurz darauf war schon das Martinshorn der ausrückenden Löschfahrzeuge zu hören. Wo brennt es? Nirgends. Es war nur eine Übung.
Langsam kristallisierte sich der Unglücksort heraus: Aus einer Werkstatt am Gartenweg, mitten im Zentrum, drang dichter Rauch. Ziel dieser in der Form zum ersten Mal durchgeführten Übung ist es, die Einsatzbereitschaft der Wehr unter realistischen Bedingungen zu proben , sagte Kommandant Bernd Kircher, der am Brandort aufmerksam das Geschehen verfolgte.
Die Übung unterlag strikter Geheimhaltung, so dass die Feuerwehrleute wie bei einem realen Einsatz aus ihrer Alltagsarbeit gerissen wurden. Ein Mannschaftstransportwagen brauste als erstes Fahrzeug in den Gartenweg. Der Einsatzleiter musste dort erkunden, welche Maßnahmen sofort zu ergreifen sind.
Die Lage ist so, dass es im Heizraum mit Ölfeuerung brennt und giftiger Rauch die darüber liegende Werkstatt unpassierbar gemacht hat. Eine Person ist dort unter umgestürzten Paletten eingeklemmt , gab Kommandant Kircher die Situation an Jochen Sturm, Leiter der Abteilung I, weiter.
Die Menschenrettung hatte Priorität. Während vom Tanklöschfahrzeug die Schlauchleitungen aufgebaut wurden, legten Alexander Kawa und fünf weitere Kameraden ihre Atemschutzgeräte an. Die drei Atemschutztrupps hatten in der ersten Phase die schwierige Aufgabe, zu dem vermeintlich Verletzten vorzudringen. Dieter Betzelberger hatte die wichtige Funktion, die Atemschutztrupps zu überwachen. Auf einer gelben Schreibklatte vermerkte er genau die Zeiten unter der Atemmaske und sorgte rechtzeitig für Ablösung.
Vier Feuerwehrmänner von der Abteilung II trugen den Spreizer herbei, mit dem die umgestürzte Palette von dem Verletzten hochgehoben werden musste. Der Rauch wurde immer dichter. Nach bangen Minuten konnte der Verletzte schließlich dem dreiköpfigen Einsatzteam des DRK zur ersten Versorgung übergeben werden. Im Ernstfall könnten die Wehrmänner sich jetzt voll auf die Brandbekämpfung konzentrieren.
Im Laufe der Übung trafen rund 30 Feuerwehrleute - das ist ungefähr die Hälfte der Beilsteiner Wehr - am Brandort ein. Kommandant Bernd Kircher war mit dieser Mannschaftsstärke zufrieden, wohl wissend, dass sie an einem Werktag sicher schlechter ausgefallen wäre.
Als erstes Ergebnis hielt der Beilsteiner Kommandant fest, dass die eigene Mannschaft im Ernstfall mit der Brandbekämpfung allein fertig geworden wäre. Zur Sicherheit hätten aber Atemschutztrupps aus dem benachbarten Oberstenfeld und der Gerätewagen der Berufsfeuerwehr Heilbronn mit Atemschutzgeräten angefordert werden müssen.
Foto: Mit vereinten Kräften trugen Feuerwehrleute den Spreizer in die total verqualmte Werkstatt, um damit die Palette hochzuhieven, unter der der Verletzte festgeklemmt war. (Foto: Wolfgang Seybold)