Dicker Qualm, der aus der dunklen Röhre dringt, dazwischen hektische Einsatzkräfte und um um Hilfe schreiende Menschen - ein Schreckensszenario, das glücklicherweise nur eine Übung war. Insgesamt rund 240 Einsatzkräfte probten im Tunnel Hölzern bei Neuenstadt den Notfall einer Feuerkatastrophe.
Es ist kurz vor 23 Uhr. Noch herrscht gespenstische Ruhe auf der Autobahn. Der Abschnitt bei der westlichen Röhre zwischen Würzburg und Weinsberger Kreuz ist gesperrt. Direkt vor dem Tunnel geht es lebhafter zu. Auf beiden Spuren stauen sich die Autos, in denen Feuerwehrangehörige sitzen. „Das Ganze wird unter realistischen Bedingungen durchgeführt“, sagt Kreisbrandmeister Hans-Wilhelm Hansmann. Zu der knapp 7000 Euro teueren Übung gehören auch die vielen „Verletzten“, die professionell geschminkt am Eingang auf ihren Einsatz warten.
Selten geübte Abläufe trainieren und deren Schwachstellen erkennen - das ist unter anderem das Ziel der Großübung. Zum ersten Mal soll auch ein Mobiler-Groß-Ventilator eingesetzt werden. Dieser drückt Rauch und Hitze am anderen Ende des Durchgangs heraus und sorgt für bessere Sichtverhältnisse. „Durch die Tunnelunglücke im Alpenraum sind wir aufgeschreckt worden“, sagt Regierungsvizepräsident Dr. Horst Rapp. „Auch hier im Kreis haben wir fünf Tunnel, wo sich Unglücke ereignen können.“
Blick in die 460 Meter lange Röhre. Im fahlen Licht steht ein alter Opel Kadett. Damit der Asphalt keinen Schaden nimmt, wurden 50 Tonnen Schotter unterlegt. Über dem Auto prangt ein Stahlgerüst mit Brandschutzplatten, das die Wärmeausstrahlung eindämmen soll. „Wir können beginnen!“ Es gibt einen lauten Knall, als der Pkw entzündet wird. Hell lodern die Flammen, es wird schlagartig warm.
Schwelender Rauch breitet sich aus und kriecht an der Tunneldecke entlang in Richtung Nordportal. Zehn Minuten später erklingt das Martinshorn der Feuerwehr Neuenstadt. Die Einsatzkräfte, ausgerüstet mit Atemschutzmaske und Sauerstoffgerät, verschwinden zwischen beißenden Rauchwolken.
„Hilfe, wo ist meine Frau?“ Die schauspielerische Einlage der gespielten Opfer wirkt echt. Blutverschmierte Hände, verrußte Gesichter und hilfloses Schreien - fast macht sich Beklommenheit breit. Die angerückten Mitarbeiter des Rettungsdienstes kümmern sich um die Verletzten, sprechen beruhigend auf sie ein.
Mit lautem Getöse kommt der Mobile-Groß-Ventilator zum Einsatz. Unter dem starken Luftstrom lichtet sich der Rauch allmählich und gibt den Blick auf das ausgebrannten Autowrack frei. Temperaturen bis 180 Grad herrschten hier. „Da kann man sich gut vorstellen, was bei größeren Tunnelbränden los ist“, sagt Reiner Köller von der Polizeidirektion Heilbronn und schüttelt den Kopf.
Nach über einer Stunde ist dann der Spuk vorbei. Fazit: Alles gut gegangen. „Die Übung hat gezeigt, was für eine Wirkung der Ventilator hat“, zeigt sich Heilbronns Landrat Klaus Czernuska zufrieden. „Obwohl es nur ein kleines Feuer war, konnte man die Rauchentwicklung gut beobachten.“ Auch die Rettungsmaßnahmen hätten gut funktioniert.
Probleme bereitete allerdings die Funkverbindung zwischen den Einsatzkräften. „Der Kontakt ist teilweise abgebrochen, was daran liegt, dass der Tunnel technisch nicht entsprechend ausgerüstet ist“ , erklärt Regierungsvizepräsident Horst Rapp. Sein Fazit trotz des positiven Verlaufs: „Das letzte Risiko lässt sich leider nie beseitigen.“