Den 2. Mai 2010 würde Albert Decker wohl am liebsten aus seinem Leben streichen. \"An diesem Tag ist das passiert, wovor ich mich immer gefürchtet habe.\" Einen Einsatz, bei dem er Familienangehörige oder ihm Nahestehende würde bergen müssen. Der Verkehrsunfall zwischen Massenbachhausen und Fürfeld forderte zwei Todesopfer und zwei Schwerverletzte. Zwei von ihnen waren ehemalige Fußballkameraden, die beiden anderen ehemalige Feuerwehrkollegen.
Jetzt wurde Albert Decker als Kommandant der Schwaigerner Freiwilligen Feuerwehr verabschiedet. Seine Nachfolge übernimmt Jürgen Kachel (42), von den über 100 anwesenden Feuerwehrleuten in der Frizhalle mit großer Mehrheit gewählt. Neuer Stellvertreter ist Michael Wagenplast.
Verantwortung 20 Jahre lang war Albert Decker Feuerwehrkommandant, außerdem Ausbilder, und er trug in verschiedenen überregionalen Funktionen Verantwortung. Doch das schreckliche Ereignis vom 2. Mai 2010 hat lange an ihm genagt. \"Sechs Wochen habe ich gebraucht, um das einigermaßen zu verdauen.\"
Der Unfall wirft einen Schatten auf seine Amtszeit, die er dennoch im Rückblick sehr positiv beurteilt. \"Angenehm war vor allem zu sehen, was aus der Abteilung Schwaigern geworden ist.\" Besonders die Fahrzeugausstattung und die Ausbildung haben laut Decker eine enorme Aufwertung erfahren. Schwaigerns Wehr biete heute im Hinblick auf die Ausbildung ein breites Spektrum. Von der Grundausbildung über Funker bis zu Maschinisten könne alles vor Ort abgedeckt werden. \"Früher ist man noch in Gummistiefeln zum Einsatz gefahren\", erinnert er sich und sieht eine enorme Professionalisierung in den vergangenen Jahrzehnten.
Nachwuchs Große Freude macht ihm der Blick auf die heranwachsende Generation. \"Beim Nachwuchs sind wir sehr gut aufgestellt. Die Jugendfeuerwehr war immer mein Steckenpferd\", erzählt Decker. \"Da habe ich viel an Idealismus investiert.\" Viel Werbung, um weiteren Nachwuchs zu rekrutieren, habe man aber nicht machen können, \"weil wir mit neun Betreuern an unsere Grenzen gestoßen sind\". 170 Mitglieder stark ist die aus vier Abteilungen bestehende aktive Wehr. Hinzu kommen 38 Personen aus dem Alterszug und 58 Jugendliche.
Im Januar 1977 trat Decker in den aktiven Dienst der Abteilung Niederhofen ein, wo er nun weiterhin aktiv bleibt. Gemeinsam mit dem heutigen Innenminister Reinhold Gall absolvierte er 1984 den Ausbildungslehrgang in Bruchsal. Albert Decker ist heute neben Eberhard Jochim einer der beiden Stellvertreter des Vorsitzenden Gall im Kreisfeuerwehrverband Heilbronn. Im Januar 1992 wurde Decker zum Gesamtkommandant von Schwaigern gewählt.
\"Mein Ziel war es, realitätsnahe Übungen abzuhalten. Im Ernstfall gibt es auch kein Drehbuch.\" Am Anfang habe er wegen dieser Vorgehensweise Skepsis erfahren, später hätten sich seine Leute aber von der Richtigkeit überzeugen lassen.
Im August 2011 feierte der Niederhofener seinen 60. Geburtstag. Im April wird Albert Decker auch seine berufliche Laufbahn beenden. Der stellvertretende Bauamtsleiter von Nordheim wird dann deutlich mehr Zeit für seine Frau Rosmarie haben. Seinen Rückzug als Kommandant hat er seit langem geplant und vor fünf Jahren bereits angekündigt, dass dies seine letzte Amtsperiode sein würde. \"Ich denke, dass der Übergang reibungslos verlaufen wird\", ist sein Nachfolger Jürgen Kachel überzeugt.
Bild: \"Beim Nachwuchs sind wir gut aufgestellt. Die Jugendfeuerwehr war mein Steckenpferd.\" Albert Decker (Foto: Friedhelm Römer)