Genau 206 Jahre ist es her, dass in Paris die erste Feuerwehr-Drehleiter vorgestellt wurde. 75 Jahre danach nahm die Berufsfeuerwehr Leipzig die weltweit erste Pferdezug-Drehleiter in Betrieb. Mit den Jahren wurde der technische Standard immer weiter verbessert und erhöht. Zwei modernste Hubrettungsfahrzeuge nahmen die Feuerwehren Bad Rappenau und Lauffen am Samstag in der Kurstadt in Empfang. Oberbürgermeister Hans Heribert Blättgen stellte zufrieden fest: „Da fehlt nichts".
Um Kosten zu sparen und Know-how zu bündeln, hatten sich die Floriansjünger Bad Rappenaus und Lauffens 2006 zusammengetan, um in Arbeitsgruppen Drehleitern anderer Wehren zu begutachten, Hersteller zu kontaktieren, eine 45 Seiten starke Ausschreibung zu erarbeiten, Angebote zu vergleichen und die Ausrüstung der Fahrzeuge festzulegen.
An den konstruktiven Abstimmungsgesprächen nahmen auch Vertreter der Gemeinden teil. Lauffens Bürgermeister Klaus-Peter Waldenberger zeigte sich „froh über eine Kooperation in diesem sensiblen Bereich". Und Bad Rappenaus Abteilungskommandant Andreas Bödinger freute sich: „Wir durften durch dieses Projekt lernen, dass die Kameradschaft nicht an den Stadtgrenzen aufhört."
Zuschüsse Im Dezember 2006 wurde der Zuschussantrag gestellt. Fast zwei Jahre dauerte es noch bis zur Schlüsselübergabe, und etwa 638 000 Euro pro Fahrzeug wechselten den Besitzer. Jeweils 220 660 Euro steuerte das Land Baden-Württemberg, 143 000 Euro der Landkreis Heilbronn bei, sodass jede der beiden Kommunen noch einen Anteil von 43 Prozent aus Haushaltsmitteln zu stemmen hatte. Landrat Detlef Piepenburg lobte den gemeinsamen Finanzakt mit einem Goethe-Zitat: „Der Ruhm ist nichts, die Tat ist alles".
Bödinger betonte, durch die Inbetriebnahme der Drehleitern sei ein „enormer Sicherheitsgewinn" entstanden. Das Fahrzeug mit einer Arbeitshöhe von bis zu 33 Metern, dessen Hauptaufgabe die Menschenrettung ist, biete 30 Prozent mehr Einsatzmöglichkeiten als das bisherige Arbeitsgerät. So könnten damit Personen einfacher aus schwer zugänglichen Örtlichkeiten in Sicherheit gebracht werden.
Sonderausstattung Die Drehleitern sind mit Teleskop-Arm, Wasserwerfer, Krankentrage und Beleuchtungsgeräten ausgestattet. Eine große Besonderheit der beiden Fahrzeuge bilden die abknick- und ausfahrbaren Leiterspitzen. Keine andere Drehleiter des Landkreises verfügt über diese Sonderausstattung. Für das Lauffener Fahrzeug spendeten örtliche Betriebe zusätzlich Geld für eine Wärmebildkamera. Nicht nur bei der technischen Ausstattung handelt es sich um ein absolutes Novum, es ist auch „zum ersten Mal, dass zwei Drehleitern gleichzeitig übergeben werden konnten", erklärte Kreisbrandmeister Uwe Vogel. Dass eine derart nutzbringende Kooperation zwischen Wehren nicht alltäglich sei, unterstrich Lauffens Feuerwehr-Kommandant Heiner Schiefer: „Die Chemie muss stimmen. Man muss aufeinander zugehen, jeder muss zurückstecken."
Bild: In luftiger Höhe (von links): Landrat Detlef Piepenburg , Rappenaus Abteilungskommandant Andreas Bödinger und OB Hans Heribert Blättgen. (Foto: Gabriele Schneider)