Das Schulzentrum in der Heilbronner Paulinenstraße hielt heute Mittag Rettungskräfte und Feuerwehr in Atem. Der Hausmeister alarmierte um 13 Uhr die Polizei. Schüler hatten ihm beißenden Geruch im dritten Stock gemeldet. Die Feuerwehr räumte teilweise den Schultrakt und schickte 220 Schüler aus dem Gebäude. 77 Schüler klagten über Atembeschwerden, 37 von ihnen behielt der Leitende Notarzt zur Beobachtung in der Aula. Ein Schüler musste ins Krankenhaus. Die erste Bilanz nach dem Großeinsatz: „Insgesamt ist es glimpflich ausgegangen“, sagte der Leiter des städtischen Gesundheitsamtes, Klaus-Peter Axmann. „Es gab keine gravierenden Verletzungen“, fügte Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim an.
Unklares Motiv
Wie das Gas in den dritten Stock kam ist bislang unklar. Die Kripo hat die Ermittlungen übernommen. Die Analyse der Luftproben, die die Feuerwehr genommen hatte, haben ergeben, dass es sich um handelsübliches Pfefferspray handelt. Über das Motiv des Täters gibt es nur Vermutungen. „Ich hoffe, dass es ein Schülerscherz war“, sagte Bruno Troßbach, Leiter der Wilhelm-Maybach-Schule. Möglicherweise sollten die Prüfungen unterbrochen werden, die an diesem Tag im Schulzentrum stattfanden. Unter anderem legten die Friseure ihre Gesellenprüfung ab. Wenn dies das Ziel war, dann ist der Versuch gescheitert. Troßbach: „Wir mussten keine Prüfung unterbrechen.“
Die Vermutung, dass mit dem Gas die Prüfungen gestört werden sollten, legt noch ein weiterer Alarm am selben Tag nahe. Schon um 11 Uhr musste die Feuerwehr zum Schulzentrum anrücken, weil jemand die Scheibe eines Notrufmelders eingeschlagen und den roten Druckknopf gedrückt hatte. Der Alarm stellte sich als Fehlalarm heraus. Auch zu diesem Zeitpunkt fanden Prüfungen statt. „Doch der Alarm wurde zum Glück erst gegen Ende der Klausuren ausgelöst, die Tests konnten normal beendet werden“, sagte Troßbach. Einige Schüler berichteten, dass es öfter vorkomme, dass „aus Spaß“ per Notrufmelder die Feuerwehr alarmiert wird. Schulleiter Bruno Troßbach widerspricht: „Das kommt nicht so oft vor. Die meisten Übeltäter werden zum Glück erwischt, und das wird dann richtig teuer für die.“
Kein Verständnis
Oberbürgermeister Helmut Himmelsbach war zufällig vor Ort. Ein Team eines Privatfernsehsenders, das einen Bericht über das Konjunkturprogramm machen wollte, interviewte den OB vor dem Schulgebäude. Himmelsbach zeigte „wenig Verständnis“ für einen Schülerscherz, wenn sich der Verdacht bestätigen sollte. „Da ist die Gesundheit gefährdet, das ist kein Jungenstreich.“
Die Schüler selbst reagierten „ohne Panik, total gelassen“ auf den Gasalarm, erklärte Kommandant Jochim. Für einige war der Großeinsatz sogar eine unerwartete, willkommene Pause. Etwa zwei Stunden war der Unterricht unterbrochen. Das Schulzentrum besuchen täglich rund 3000 Schüler.Nachgefragt
Sollte sich der Großeinsatz nach dem Gasalarm im Heilbronner Schulzentrum als Streich herausstellen, kann der Scherz für den Täter teuer werden. Feuerwehrkommandant Eberhard Jochim schätzt im Interview mit Helmut Buchholz die Einsatzkosten auf 5000 Euro.
Der Großeinsatz lief offenbar glimpflich ab.
Eberhard Jochim: Ja, glimpflich ist das richtige Wort. Es gab keine gravierenden Verletzungen.Wie haben sich die Schüler verhalten?
Jochim: Die Schüler reagierten sehr gelassen. Sie nahmen alles ganz locker. Für einige war der Einsatz eine willkommene Pause.
Es gab an derselben Schule am selben Tag am Vormittag einen Fehlalarm. Fällt dieses Heilbronner Schulzentrum öfter auf, was die Notrufe angeht? Wie oft gibt es Fehlalarme an Schulen?
Jochim: Fehlalarme gibt es schon öfter. Das Schulzentrum in der Heilbronner Paulinenstraße fällt dabei nicht besonders auf. Das kommt an allen Schulen vor. Etwa zwei bis drei Mal im Monat müssen wir zu böswilligen Alarmen ausrücken. Da gibt es eben immer wieder ein paar Chaoten, die den Notrufknopf drücken.
Offenbar wird der Großteil dieser Chaoten gefasst. Wie werden die Täter überführt?
Jochim: Die prahlen mit ihrer Tat vor anderen, das kommt häufiger vor. Und das wird dann teuer. Denn wir stellen unseren Einsatz anschließend in Rechnung.
Wie teuer ist das?
Jochim: Der Einsatz gestern kostet grob geschätzt rund 5000 Euro.
Bilder: Guido Sawatzki, HSt