Brandgeruch liegt über dem beschaulichen Billensbach, obwohl die Flammen des Großbrands erloschen sind. Verkohltes Gebälk, dunkle Strohreste, offener Dachstuhl und mittendrin ein Bagger, der den mittleren Stall eingeebnet hat. Seit 24 Stunden sind die Beilsteiner Feuerwehrleute Hans und Jochen Sturm am Donnerstagnachmittag im Einsatz. Verrußte Gesichter, müde Augen. Wie halten sie durch? Ihr Antwort: Kondition und Superverpflegung der Anwohner. Der Bauernhof muss abgerissen werden. Totalschaden: 150 000 Euro. Auch nachts musste die Wehr löschen, weil richtige Nester im Heu immer wieder Rauch entwickelten, so Sturm. 230 000 Liter Wasser und 200 Liter Schaum zur Strohabdeckung haben die Wehren verspritzt. Zwei Brandsachverständige inspizieren den Hof. Besonders Stromkabel nehmen sie unter die Lupe.
Umzug 180 Einwohner zählt der Weiler. Davon waren am Mittwochabend bestimmt 170 auf den Beinen. Brandlöschung und Umzug gingen Hand in Hand. Der ganze Ort hat geholfen, sagt Heide Klabunde auf dem Weg zu ihren Eltern. Kleider, Lebensmittel, Unterlagen, Waschmaschine und Trockner holten die Leute aus den Erdgeschoss raus, liefen damit in die neue Unterkunft. Für Bauunternehmer Werner Müller ist es selbstverständlich, dass er das Ehepaar Geiger ins Haus seiner Eltern aufnimmt.
Zusammenhalt Dort haben sich Irma (68) und Rudolf Geiger (72) schon häuslich eingerichtet. Sie vespern in der Küche. Doch die Stimmung ist gedrückt. Ich habe den Rauch im Bad gerochen, aber kein Feuer gesehen, erzählt die Landwirtin. Ihr Mann ging ums Haus und hörte den Nachbarn rufen: Rudolf, bei dir brennt es. So langsam wird ihnen klar: In das 1934 gebaute Haus werden sie wegen Einsturzgefahr nie wieder einziehen. Wir werden wieder bauen, blickt der Bauer und Wengerter in die Zukunft. Trotz des verheerenden Brands sind beide davon überwältigt, wie der ganze Ort bei einem Unglück zusammensteht.
Tiere versorgt Auch die Tiere sind untergebracht. Die Schweine stehen in Ställen in Schmidhausen und Gagernberg. Zwei mussten jedoch wegen Brandwunden notgeschlachtet werden. Reiner Siegele aus Beilstein hat über 40 Rinder und Milchkühe übernommen. Mein Stall steht leer, sagt der Bauer und Feuerwehrmann. Sie sind gut versorgt. Siegeles Tiere (Mutterkuhhaltung) kommen auf die Weide.
Bild 1: Nach 24 Stunden im Einsatz. Der Beilsteiner Feuerwehrmann Hans Sturm vor dem völlig zerstörten Anwesen in Billensbach
Bild 2: Ein Brandsachverständiger nimmt die Stromkabel genau unter die Lupe. (Fotos: Joachim Kinzinger)