Am 1. Dezember fällt der Startschuss: Die Lungenfachklinik Löwenstein steigt in die Notarztversorgung ein. Gestern wurde der Vertrag unterzeichnet. Schnellere Hilfe in Notfällen - darüber also können sich die Menschen im östlichen Landkreis Heilbronn freuen. Auch im Bereich Möckmühl soll sich bald was tun.
Lange wurde daran herumgetüftelt, jetzt war es so weit: Klinik-Geschäftsführer Dieter Bopp und Ludwig Landzettel, Chef des Heilbronner Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes, setzten ihre Namen unter die Vereinbarung, die den Notarzteinsatz von Löwenstein aus regelt. Zum Einzugsgebiet gehören Löwenstein, Obersulm, Wüstenrot, Abstatt, Beilstein sowie Teile von Ilsfeld, Untergruppenbach und Weinsberg.
Die Notärzte fahren künftig im Rettungswagen mit, der schon seit Jahren in der Rettungswache bei der Klinik stationiert ist.
Die Zeiten, als die Mediziner aus den SLK-Kliniken Gesundbrunnen oder Plattenwald etwa bei einem schweren Unfall oder bei einem Herzinfarkt etwa anrückten, sind ab 1. Dezember passé. Und damit auch die Tatsache, dass die vorgeschriebene Hilfsfrist von 15 Minuten in den Randbereichen nicht immer eingehalten werden konnte.
Das hatte ein Gutachten des Bereichsausschusses für den Rettungsdienst in Stadt- und Landkreis Heilbronn an den Tag gebracht.
Geschäftsführer Bopp ist stolz: "Wir sind die einzige Lungenklinik in Deutschland, die sich am Notarztsystem beteiligt." Athanasios Papathanakis, der leitende Notarzt der Klinik, hat lange getüftelt: "Wir haben es so hingekriegt, dass für die Ärzte keine zusätzlichen Dienste anfallen." Die Rund-um-die-Uhr-Versorgung werde am Tag über den normalen Betrieb und nachts über die ohnehin vorhandene Dienst- und Rufbereitschaft geregelt.
13 der 35 Mediziner haben die Zusatzqualifikation zum Notarzt.
"Im Schnitt wird im Jahr mit 400 Einsätzen gerechnet", sagt Thomas Weber, AOK-Geschäftsführer und Leiter des Bereichsausschusses. Die Klinik erhält von den Kostenträgern - also den Krankenkassen - pro Tag eine Pauschale von 250 Euro. "Das Ganze kostet im Schnitt rund 100 000 Euro pro Jahr", rechnet Weber vor - ein Betrag, der letztlich über die Beiträge finanziert wird. Auf die Kosten weist auch Landrat Klaus Czernuska hin: "Die Notarztversorgung ist eine gute Sache. Doch jeder, der diesen Wunsch hat, muss bereit sein, dafür zu zahlen." Etwa zehn bis 15 Prozent der Fälle bleiben in der Löwensteiner Fachklinik. Alle anderen Notfallpatienten werden nach der Erstversorgung auf andere Krankenhäuser verteilt.
Klar, dass auch die Bürgermeister froh sind über die Neuerungen. Klaus Schifferer aus Löwenstein zum Beispiel: "Das war notwendig. Gerade für die Kommunen an der unfallträchtigen B 39 ist das wichtig." Verbesserungen sind auch an anderen Orten im Landkreis in Sicht: Sowohl am Plattenwald als auch am Gesundbrunnen soll es laut Weber künftig eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung geben. Bisher waren die Notärzte an beiden Standorten im zweiwöchigen Wechsel tätig.
Außerdem soll im Bereich Möckmühl ebenfalls ein Notarztsystem eingerichtet werden. Die Vertragsgespräche seien weit fortgeschritten, sagt der Chef des Bereichsausschusses auf Nachfrage. "Wir sind kurz vor der Umsetzung, im Dezember sollen Details bekannt gegeben werden."