Es wäre ein grausamer, ein qualvoller Tod: Chlorgas. Dennoch kommt Chlor in Schwimmbädern regelmäßig zum Einsatz. Deshalb haben sich Rene Irion, Andreas Löffler und Peter Link ein Szenario ausgedacht, das am Montagabend durchgespielt wurde - nachdem die letzten Gäste das Lauffener Freibad verlassen haben. Die Männer sind bei der freiwilligen Feuerwehr Lauffen aktiv und haben den nicht alltäglichen Einsatz eines Chlorgasunfalls als Härtetest für ihre Kollegen in Szene gesetzt.
Übungsszenario So sei der Bademeister nach Ende des Badebetriebs beim Wechsel der Chlorgasflaschen bewusstlos zusammengebrochen, eine unbekannte Menge an Chlorgas freigeworden, so dass der automatische Alarm ausgelöst wurde. Nur einige Minuten nach der Alarmierung waren die ersten Einsatzkräfte vor Ort, sondierten die Lage. „Gerade bei derartigen Einsätzen gilt es, mit äußerster Vorsicht vorzugehen“, berichtet Michael Kenngott von der Lauffener freiwilligen Feuerwehr.
Rettende Spezialanzüge Innerhalb kürzester Zeit sind acht Einsatzfahrzeuge am Lauffener Freibad eingetroffen, etwa 50 Einsatzkräfte schwirren durch die Gegend, doch es herrscht keine Hektik. Jeder aus dem Team weiß genau, was er zu tun hat. Da wird der Gerätewagen Messtechnik, ausgerüstet für derartige Notfälle, in Stellung gebracht, Löschfahrzeuge beziehen Position, um mit einem Nebelvorhang die Ausbreitung des giftigen Gases zu verhindern, die Windrichtung wird festgestellt, eine Wasserleitung zum Neckar hergestellt während die Feuerwehrleute ihre notwendigen Spezialanzüge anlegen. „CSA“ wird der „chemische Schutzanzug“, genannt, in den sich die Feuerwehrleute zwängen müssen. Schon das Anlegen eines solchen Anzugs ist eine Kunst für sich. „Eigenschutz geht aber immer vor. Chlorgas wird über die Atmung, aber auch über die Haut aufgenommen“, erklärt Kenngott. Um wirksam retten zu können, müssen die Helfer selbst gesichert sein.
Nach nur etwa 40 Minuten ist alles vorbei. Zwei Verletzte wurden gerettet, vom in die Übung eingebundenen ASB notärztlich versorgt und die Gefahrenquelle beseitigt. Einsatzleiter Jochen Eberbach: „Insgesamt hat alles gut geklappt. Allerdings wurde wieder einmal klar, wie lange es dauert, die Spezialausrüstung anzulegen. Dies ist aber ein Faktor, der sich bei einer derartigen Gefahrenlage für wirkungsvolle Rettungsmaßnahmen nicht vermeiden lässt.“
Thomas Damm, Meister für Bäderbetriebe bei der Stadt Lauffen: „Wir verfügen hier über eine hochmoderne Vakuumanlage. Ein Unfall wie der heute simulierte ist bei uns sehr unwahrscheinlich.“ Dennoch: Acht Chlorgasflaschen sind auch in der Lauffener Einrichtung ständig in Betrieb, vier stehen zur Reserve bereit. Und ein Gefahrenpotential bildet das gefährliche Chlorgas immer. Beruhigend aber auch das Bewusstsein, dass die Feuerwehr auch solchen Notfällen zu begegnen weiß.
Bild 1: Übungszenario im Lauffener Freibad: In komplett abgedichteten Schutzanzügen für den chemischen Einsatz verhindern die Feuerwehrleute die weitere Ausbreitung des giftigen Gases.Bild 2: Das Opfer wird im Rettungswagen nach dem Chlorgasunfall notärztlich von den Männern des Arbeiter-Samariter-Bundes versorgt.
Fotos: Matthias Marquart