Um 20.14 Uhr spitzt sich die Lage dramatisch zu. „Mayday, Atemschutzträger in Not", quäkt es aus dem Funkgerät des Einsatzleitwagens (ELW1) der Freiwilligen Feuerwehr Obersulm. Sofort schicken die Einsatzleiter Michael Schepperle, Reinhold Gall und Reiner Frisch dem „verletzten" Feuerwehrkameraden in der Seniorenresidenz Pro Seniore in Sülzbach ein weiteres Zwei-Mann-Team mit Atemschutzgeräten zu Hilfe. Mit zehn Einsatzfahrzeugen und 56 Mann absolvieren alle Abteilungen der Wehr bei einem angenommenen Brand im Pflegeheim im alten Klosterhof ihre jährliche Hauptübung.
Atemschutzgeräte „Ich weiß noch gar nichts, da muss erst eine Erkundung rein", sagt Reinhold Gall. Das ELW hat in einer Seitengasse gegenüber dem alten Klosterhof Stellung bezogen. Gall hat an der Schiebetür des Fahrzeugs bereits eine Magnettafel mit dem Lageplan des Gebäudes angebracht. „Wir haben einen Melderalarm erhalten, und müssen jetzt sehen, was los ist."
Als erstes Fahrzeug trifft fünf Minuten nach der Alarmierung um 19.45 Uhr das Löschfahrzeug LF 8/6 der Abteilung Sülzbach mit 600 Litern Löschwasser im Tank ein. Matthias Maier und Jan Massa legen die Atemschutzgeräte an. Sie werden als erste in das Gebäude auf Erkundung gehen, um neuen Kräften über Funk den Weg zu verletzten Personen weisen.
Feuerwehrleute hasten durch den Hof, rollen Schläuche aus und bauen eine Wasserversorgung zwischen Hydrant und Löschfahrzeug auf. Mit einer Pressluftflasche wird Luft in einen Schlauch geblasen, damit er beim Einziehen in das Gebäude nicht abknicken kann. „Nach unserem jetzigen Wissensstand handelt es sich um einen Brand im Heizkeller, der zu einer starken Verqualmung des Gebäudes geführt hat", erläutert Obersulms Feuerwehrkommandant in spe, Michael Schepperle, nach den ersten Meldungen der Atemschutzträger.
Rauchfrei Fünf Jugendliche der Jugendfeuerwehr mimen die Opfer, die es zu retten gilt. Nach und nach treffen immer mehr Fahrzeuge ein und bringen ihre Ausrüstung zum Einsatz. An der Rückseite stellt die Abteilung Obersulm ihren Lüfter auf. Der macht einen Höllenlärm und bläst das Gebäude rauchfrei.
Gruppenführer Valentin Vollert bringt mit zwei Kameraden hinter dem Gebäude die Drehleiter mit ihrem Hohlstrahlrohr in Stellung. Die Abteilungen Weiler und Eschenau bauen aus der 400 Meter entfernten Sulm mit ihren Fahrzeugen, Pumpen und Schläuchen eine Wasserversorgung auf. „Die Pumpe fördert jetzt 1600 Liter in der Minute", sagt Maschinist Ralf Schips aus Weiler.
Nachalarmierung Als die Atemschutzgeräte knapp werden, weil zehn Rettungstrupps im Einsatz sind, wird fiktiv der Atemschutzgerätewagen der Berufsfeuerwehr Heilbronn gerufen und ein Löschzug aus Weinsberg nachalarmiert. „Die Bewohner, ihre Angehörigen und wir Mitarbeiter finden die Übung klasse", sagt Residenzleiter Thomas Braun. Schließlich diene das Ganze ja der Sicherheit des Heims. „Einige Schwachstellen haben wir entdeckt, sonst bräuchten wir solche Übungen ja nicht", sagt Michael Schepperle.
Bild: Dieter Renner (links) gibt den Atemschutzträgern Jan Massa und Matthias Maier letzte Anweisungen für den Erkundungseinsatz. (Foto: Gustav Döttling)