In der Öffentlichkeit fast vergessen: der Flughafenbrand von Düsseldorf am 11. April 1996. Fast 13 Jahre nach dem Unglück beschäftigt er immer noch die Brandschutzsachverständigen - auch in der Region, auch in Lauffen. Hier will die Kommune nach und nach für alle öffentlichen Gebäude ein Brandschutzsanierungkonzept erstellen und die erforderlichen Baumaßnahmen einleiten. Warum?
Giftige Dämpfe Diese Frage lässt sich am besten beantworten, wenn man ein paar Details des Brandgeschehens in Düsseldorf Revue passieren lässt: Bei Schweißarbeiten im Außenbereich fallen Funken durch eine offene Fuge in eine Zwischendecke des Flughafengebäudes. Dort entzünden sie unter anderem Styropor, Bitumen und Kabelummantelungen aus PVC. Das Feuer breitet sich unbemerkt in rasender Geschwindigkeit aus und bricht schließlich im Untergeschoss, in der Ankunftsebene, durch die Decke. 17 Menschen ersticken an den giftigen Dämpfen, 88 werden zum Teil schwer verletzt. Die hohe Zahl der Opfer resultiert unter anderem aus dem Fehlen von Brandschutztüren. Rauchgase verteilen sich auf mehreren Ebenen.
Orts- und Zeitwechsel. Lauffen im März 2009. Blick ins Hölderlingymnasium: ein offenes Treppenhaus, großzügig, hell. Holzverkleidung an den Seitenwänden. Eine Vitrine im Flur. Hölderlin-Grundschule: Die Jacken der Kinder hängen im Flurbereich. Fluchtpfeile weisen zwar den Weg. Aber auch hier verbindet ein offenes Treppenhaus die verschiedenen Ebenen.
„Seit dem Ereignis in Düsseldorf wird der Brandschutz immer weiter entwickelt", sagt Lauffens Bürgermeister Klaus-Peter Waldenberger. Seine Stadt will reagieren, Schulen, Hallen, Kindergärten, das Rathaus und die Aussegnungshalle nach neuesten Gesichtspunkten unter die Lupe nehmen. Waldenberger: „Zuerst kommen die Gebäude dran, in denen es viel Personenverkehr gibt." Also die Schulen.
Das ist jetzt die Aufgabe von Franz-Josef Mattes. „Offene Treppenhäuser sind wie ein Kamin", sagt der Heilbronner Architekt. In den 70er-Jahren hat man großzügige, helle Atrien angelegt. Diese müssen nun mit Brandschutzverglasung abgetrennt werden. „Dafür sind nicht unerhebliche Mittel erforderlich, wenn der architektonische Anspruch nicht verloren gehen soll."
Rauch kann schnell die Fluchtwege verlegen. Da gibt es im Gymnasium noch Arbeit. Erste Schritte - Brandschutzabschnitte im naturwissenschaftlichen Teil - wurden bereits realisiert. Bei Rauch oder Feuer schließt die Türe automatisch und trennt einzelne Bereich voneinander ab. Fluchtmöglichkeiten gibt es zur benachbarten Grundschule - aber nicht im dritten Stock.
Die Realschule aus den 50er Jahren wird ein separates Treppenhaus bekommen, das alte wird mit Glastüren abgeschottet. Prüfen wird Mattes in allen Gebäuden, ob brennbare Materialien in den Fluren hängen wie Plakate oder eben die Jacken. Auch Vitrinen sollten nicht in den Fluren stehen. Bei Rauchentwicklung verengen sie Fluchtwege. Mattes wird auch prüfen, welche Materialien in den Deckenbereichen verwendet wurden. Bei Hitze abtropfende Baustoffe, wie Styropor, darf es keinesfalls geben.
Feuerfest Die verlegten Leitungen müssen, etwa durch Gipskarton, vor Feuer geschützt sein. Öffnungen zwischen den Decken, etwa für Kabelstränge, darf es nicht mehr geben. Das war eines der Probleme in Düsseldorf. Leitungen müssen in brandschutztechnischen Kanälen verlaufen. Sogenannte Brandschotts gehen im Falle eines Falles zu, damit das Feuer nicht ins nächste Geschoss durchschlagen oder etwa Rauch in noch sichere Bereiche abziehen kann.
Bild 1: Klaus-Peter Waldenberger und Schulleiter Hans-Martin Scharping im offenen Treppenhaus der Hölderlin-Grundschule. Alle öffentlichen Gebäude in der Stadt sollen sukzessive im Rahmen eines Brandschutzkonzeptes untersucht werden.Fotos: Rolf Muth
Bild 2: Eine hohe Brandlast: volle Kleiderhaken im Flur. Sie müssen entfernt werden.
Bild 3: Hier geht's lang: Aufgeklebte Pfeile weisen den Weg.
Bild 4: Vorbildlich: Fluchtpläne sind in der Herzog-Ulrich-Grundschule aufgehängt.