Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Frauen im Kampf gegen die Flammen

Stadt- und Landkreis Heilbronnvon Heike Kinkopf, HSt

Warum hat die Berufsfeuerwehr Heilbronn keine Frauen in ihren Reihen? Bei den Freiwilligen sind weibliche Aktive, wenn auch in der Unterzahl, selbstverständlich. Am knackigen Sporttest für Berufsanwärter allein liegt es nicht. Frauen scheinen den Beruf bei der Feuerwehr nicht auf dem Schirm zu haben. Dabei macht ihnen der Freiwilligen-Dienst Spaß.

„Das Gefühl, wenn alle mit anpacken, ist toll“, sagt beispielsweise Nicole Brauch. Mitte der 90er Jahre tritt sie der Jugendfeuerwehr bei. Heute ist sie Abteilungskommandantin in Gundelsheim-Böttingen. Auch Eppingen-Mühlbach hat mit Anne Schmidt eine weibliche Führungsspitze. Brauch gefallen die Kameradschaft, der Zusammenhalt, die gemeinsamen Freizeitaktivitäten. Obwohl sie von Jugend an dabei ist, sei es ihr nie in den Sinn gekommen, es bei der Berufsfeuerwehr zu probieren. „Das war nie ein Gedanke. Kein Thema.“

4219 Aktive zählt Kreisbrandmeister Uwe Vogel bei den Freiwilligen im Landkreis Heilbronn, darunter 332 Frauen. Seit 2015 steige die Zahl der Frauen kontinuierlich. Sie organisieren sich in einem eigenen Netzwerk. Nichtsdestotrotz: Unfallrettung und Brandbekämpfung sind eine Männerdomäne.

Die Stadt Heilbronn verfügt nicht nur über eine Berufsfeuerwehr mit etwa 100 Mann. 307 Ehrenamtliche, darunter 16 Frauen, sind hier tätig. Gundelsheim beispielsweise hat 170 Aktive und zehn Frauen, Möckmühl zählt 16 Frauen unter 178 Feuerwehrleuten.

Voraussetzungen Manchmal erhält die Berufsfeuerwehr Heilbronn nicht mal eine Bewerbung von einer Frau. Wenn es gut läuft, sind auch schon einmal drei Interessentinnen dabei. „Meistens scheitert ihre Aufnahme an den körperlichen Voraussetzungen“, sagt Jürgen Vogt, Sprecher der Heilbronner Berufsfeuerwehr. Obwohl der Sporttest so gestaltet ist, dass Frauen nicht von vorneherein benachteiligt sind. Dass Frauen das anspruchsvolle Auswahlverfahren überstehen, zeigt das Beispiel Stuttgart. Dort sind von etwa 500 Angehörigen der Berufsfeuerwehr zehn weiblich. „Es gibt sie in allen Laufbahnen“, sagt Stuttgarts Feuerwehrsprecher Christopher Haigis. Sie seien im mittleren, gehobenen und im höheren Dienst zu finden. Die erste Frau hat Haigis zufolge vor etwas mehr als 20 Jahren in der Landeshauptstadt ihren Dienst aufgenommen. „Die Hürde war für die erste Frau mit Abstand die höchste“, erzählt er. Sie habe keine Ansprechpartnerin gehabt und Pionierarbeit geleistet.

Haigis nennt zwei Gründe für den Männerüberschuss. Erstens: Frauen kämen oft gar nicht erst auf die Idee, zur Feuerwehr zu gehen. „Aber über die Jugendfeuerwehr ist ihr Anteil in den letzten Jahren gestiegen.“ Und zweitens: „Es ist leider so, dass die allermeisten an den sportlichen Anforderungen scheitern.“ Die Stuttgarter Berufskollegen möchten ihre Kameradinnen nicht missen, ist Haigis überzeugt. „Wir würden uns sehr wünschen, dass es noch mehr werden.“ Obwohl gerade mit den ersten Frauen im Dienst auch Aufwand verbunden sei. In alten Feuerwachen seien getrennte Räume für Männer und Frauen, etwa im Sanitärbereich, schwer umzusetzen. „Frauen machen uns noch schlagkräftiger“, sagt Haigis. Sie verfügten oft über Feingefühl. Sie seien eine Bereicherung beispielsweise bei der Betreuung von weiblichen Unfallopfern.

Auch die Polizei hat viele Frauen in ihren Reihen. Etwa 20 Prozent beträgt deren Anteil im Vollzugsdienst beim Präsidium Heilbronn. Im Jahr 2016 waren es knapp 15 Prozent. Das Interesse an der Polizei ist groß. Fast 40 Prozent aller Bewerbungen stammen von Frauen, die zur Polizei möchten. Mit einem Girl’s Day richtet sich die Polizei ausschließlich an weibliche Nachwuchskräfte.

Atemschutzträgerin Christine Graf aus Möckmühl hat beruflich bereits eine Entscheidung getroffen, als sie zur Freiwilligen Feuerwehr stößt. Die 39-Jährige ist inzwischen Atemschutzträgerin. Brände, Unfälle, Unwetter – der Bevölkerung zu helfen, das treibt sie an. Auch wenn die ständige Alarmbereitschaft mit dem Alltag als Mutter kaum in Einklang zu bringen ist. Noch hat die Heilbronner Berufsfeuerwehr keine Frauen für sich gewonnen. Nicole Brauch ist überzeugt, dass die Anforderungen sie letztlich nicht aufhalten werden. „Die das wollen, die machen das dann auch.“