Kreisfeuerwehrverband Heilbronn

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Frauen an den Brandherd

Stadt- und Landkreis Heilbronnvon Nelli Nickel, HSt

Sie haben lange oder kurze Haare, tragen Schmuck oder rote Fingernägel, sind geschminkt oder auch nicht. Die Feuerwehrfrauen sind keine "Mannsweiber", sie sind nicht außergewöhnlich stark oder besonders mutig. Sie sind ganz normale Frauen, die gerne bei der Feuerwehr sind. Warum? "Um etwas Sinnvolles zu tun, Menschen zu helfen", sagt Melanie Vogt. "Weil ich die gute Kameradschaft schätze", meint Julia Schreckenhöfer. "Ich stelle mich gerne Herausforderungen", sagt Katrin Hemmerlein.

Ob Mann oder Frau, wer bei der Feuerwehr ist, muss im Ernstfall funktionieren. Ausnahmen oder eine bevorzugte Behandlung gibt es nicht. Braucht es auch nicht. "Es gibt keine Tätigkeit bei der Feuerwehr, die eine Frau nicht machen kann", sagt Reinhold Gall, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes Heilbronn. Die weiblichen Kollegen werden in allen Bereichen ausgebildet, betont Gall.

Seiner Meinung nach sind zu wenig Frauen bei der Wehr. 174 sind im Landkreis ehrenamtlich aktiv, drei in der Stadt. Das sind 4,4 Prozent aller Feuerwehrleute in Stadt- und Landkreis Heilbronn. Bei der Berufsfeuerwehr Heilbronn sind keine weiblichen Kollegen zu finden.

Nachwuchs "Wenn wir unseren Ist-Zustand betrachten, stabile bis leicht steigende Mitgliederzahlen, könnten wir uns auch ausruhen. Aber wir müssen über den Tellerrand gucken", sagt Gall, der sich Sorgen um ausreichend Nachwuchs macht. Potenzial sieht er bei den Frauen, die 50 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Außerdem erinnert Gall an den Strukturwandel. Immer mehr Menschen arbeiten nicht mehr am Wohnort. Da werde es beim Thema Tagespräsenz schwierig. Bei Frauen wäre tagsüber immer noch eine größere Zahl erreichbar, so der Verbandsvorsitzende.

Um neue Mitglieder zu gewinnen, sucht Gall zusammen mit einer Gruppe von Feuerwehrfrauen und deren Sprecherin im Landkreis, Stefanie Göttert, nach Möglichkeiten, Mädchen und Frauen für diesen Job zu begeistern. Zwei Mal im Jahr trifft sich der Arbeitskreis und überlegt Strategien, nutzt die Zeit aber auch, um sich auszutauschen. Nicht immer ist es leicht, als Frau in eine Männerdomäne einzudringen. Die Erfahrungen sind unterschiedlich. Da tut ein Gespräch unter Gleichgesinnten gut. Melanie Vogt war die erste Frau in der Bad Friedrichshaller Wehr. Erfahrung hatte sie schon vorher bei der Werkfeuerwehr von Kolbenschmidt gesammelt. "Am Anfang gab es welche, die unsicher waren, aber ich habe nie gemerkt, dass jemand etwas gegen mich hat", erinnert sich die 35-Jährige. Im Gegenteil: "Viele fanden es auch toll." Schon 13 Jahre ist sie dabei. Sie ist unter anderem Atemschutzgeräteträgerin, Truppenführerin, hat eine Funk- und Umweltschutzsonderausbildung. Auch ihr Mann ist bei der Feuerwehr. Da muss der zehnjährige Sohn schnell zur Oma springen, wenn ein Notruf kommt. "Daran ist er aber gewöhnt", sagt Vogt.

Beweisen "Ob man akzeptiert wird oder nicht, ist von Wehr zu Wehr unterschiedlich", sagt Melissa Göbel. "Den Druck machen wir uns selbst", meint Katrin Hemmerlein. "Wir wollen uns beweisen und zeigen, dass wir es können", betont sie.

Zu zweit halten Katrin Hemmerlein und Melissa Göbel den Spreizer, während sie bei einer Rettungsübung an einem Fahrzeug trainieren. 35 bis 40 Kilogramm kann so ein Gerät wiegen. Da bei einem Einsatz aber immer auch im Team gearbeitet wird, muss das Gewicht für eine Frau nicht hinderlich sein.

Die Frauen sehen körperlich also keine Hindernisse. Warum gibt es dennoch so wenige weibliche Einsatzkräfte? "Das liegt sicherlich an dem Denken, dass es eine typische Männertätigkeit ist", meinen die Kolleginnen. Reinhold Gall ist überzeugt: "Gebe es mehr Frauen bei der Berufsfeuerwehr, wäre das auch bei den Freiwilligen anders."

 

Bild 1: Arbeiten mit schwerem Gerät gehört bei der Feuerwehr dazu. Für Frauen muss das kein Hindernis sein, da die Feuerwehrleute meist im Team arbeiten.

Bild 2: Melissa Göbel, Julia Schreckenhöfer und Katrin Hemmerlein sind seit vielen Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr. (Fotos: Volker Lang, KFV)