Bei einem Wohnungsbrand ist am Mittwochnachmittag eine 86-jährige Frau schwer verletzt worden. Roland Mattes, der zufällig am Haus in der Bahnhofstraße vorbeifuhr, bemerkte dicke Rauchschwaden, die unter den Ziegeln hervorquollen. Er drehte um und rettete die Frau aus dem Feuer. Sie wurde mit einem Hubschrauber in eine Klinik geflogen. Trotz des beherzten Eingreifens von Mattes schwebt sie aber nach Informationen der Polizei noch immer in Lebensgefahr.
Als Mattes, 62, die Haustür aufgedrückt hatte, konnte er zunächst nichts mehr sehen. Es sei alles voller Qualm gewesen. Auf dem Boden lagen Glassplitter. Er habe gerufen, ob jemand in der Wohnung sei, aber niemand habe geantwortet. Nachdem der Qualm lichter geworden war, habe er die Frau entdeckt, sagt Mattes. Sie sei völlig apathisch im Flur gestanden, unter einem brennenden Balken, und habe eine Kehrschaufel in der Hand gehabt. „Ich habe sie mir geschnappt und bin mit ihr raus gelaufen." Vor dem Haus habe er sie stehen lassen, um sein Handy aus dem Auto zu holen und die Feuerwehr anzurufen. Dort rief auch ein Nachbar an, als er den Wohnungsbrand festgestellt hatte.
Stichflamme? Nach den bisherigen Ermittlungen wurde der Brand beim Versuch ausgelöst, Holz in einem Zimmerofen zu entzünden. In der Folge kam es offenbar zu einer Stichflamme. Im Flur ist alles verkohlt. Der Sachschaden wird auf ungefähr 50 000 Euro geschätzt. Die Feuerwehr habe sehr gut gearbeitet, sagt der Schwiegersohn der 86-jährigen Frau, der zunächst davon ausgegangen war, dass das Haus durch die Löscharbeiten teilweise unter Wasser steht. Außerdem hatte sich der Brand auf das untere Stockwerk begrenzt. Die Freiwillige Feuerwehr Ilsfeld war mit drei Fahrzeugen und 17 Mann im Einsatz. Die Familie ist jetzt vorübergehend bei Bekannten untergekommen.
Roland Mattes, der die Frau aus dem Brand holte, ärgert sich über die mangelnde Hilfsbereitschaft einzelner Autofahrer. Er sei am Straßenrand gestanden und habe gewunken. Mindestens drei Fahrer hätten darauf aber nicht reagiert. Möglicherweise hätte mit weiteren Helfern verhindert werden können, dass die Frau zurück in den brennenden Flur läuft - denn das habe sie getan, als Mattes gegen 16.45 Uhr mit der Feuerwehr telefonierte.
Mattes holte sie also ein zweites Mal aus dem Haus. Bei seiner Rettungsaktion hat er leichte Brandverletzungen an der Hand davongetragen. In solchen Situationen sei man einfach überfordert, sagt Mattes, der beim DRK in Beilstein Sanitätshelfer ist. Dummerweise habe er die Feuerwehr nicht sofort erreicht, sondern sich erst die Ansage angehört, dass er seine Handykarte demnächst wieder aufladen müsse. „Es ist irgendwie alles gegen einen."
Zum Zeitpunkt des Wohnungsbrandes war die Frau allein im Haus. Sie kam zuvor aus der Tagespflege zurück. Ihre Angehörigen stehen noch immer unter Schock, wissen aber das Eingreifen der Helfer und der Feuerwehr zu schätzen.
Bild: Der Flur ist völlig verkohlt. Retter Roland Mattes bemerkte zufällig, dass Rauchschwaden unter den Dachziegeln hervorquollen. (Foto: Adrian Hoffmann)