Das Landratsamt Heilbronn hatte die Feuerwehrkommandanten der Landkreiswehren zum traditionellen Fortbildungsseminar nach Bad Rappenau eingeladen. Landrat Detlef Piepenburg betonte in seiner Begrüßung, dass Hilfe passen muss und dazu das gegenseitige kennen lernen ganz wichtig ist. Trotz den spannenden wirtschaftlichen Zeiten wir es im Landkreisetat für die Feuerwehren keine großen Abstriche geben. Wichtige Meilensteine der nächsten Zeit wird die Einführung der digitalen Alarmierung und der Bau der integrierten Leitstelle für den Stadt- und Landkreis sein.
Bad Rappenaus Oberbürgermeister Heribert Blättgen lobte sowohl die hervorragende Zusammenarbeit der Behörden als auch der Feuerwehren untereinander bei den Belangen des Brandschutzes. Als Beispiel nannte er die gemeinsame Beschaffung der Drehleitern von Bad Rappenau und Lauffen a.N. die erst vor wenigen Tagen offiziell übergeben worden waren.
Themenschwerpunkt des ersten Tages war die Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen. Polizeioberrat Rolf Lutz vom Führungs- und Einsatzstab der Polizeidirektion Heilbronn stellte heraus, dass es viele Gemeinsamkeiten zwischen Polizei und Feuerwehr gibt. Beispielhaft nannte er die Brandbekämpfung, die technische Hilfeleistung und die Einsatzfahrten. Beide Organisationen arbeiten am gleichen Sachverhalt, haben dabei aber verschiedene Aufgaben. Während die Feuerwehr Brände löscht und Menschen rettet geht es der Polizei um die Gefahrenabwehr und die Strafverfolgung. Eine weitere Gemeinsamkeit ist der Umgang mit dem neuen Journalismus. Die Redakteure arbeiten heute verstärkt vor Ort. Daher ist oftmals eine Abstimmung zwischen Feuerwehr und Polizei notwendig, um widersprüchliche Aussagen zu vermeiden.
Erster Polizeihauptkommissar Jens Brocksted, Leiter des Autobahnpolizeireviers Weinsberg, stellte die Aufgaben seiner Dienststelle vor. Er bat bei den Feuerwehren um Verständnis, dass es gerade auf der Autobahn oft wichtig ist, die Unfallstelle möglichst schnell zu Räumen, damit der Verkehr wieder fließt. Als Lösungsmöglichkeiten für die bestehenden Interessenkonflikte, hier retten und löschen, dort Spurensicherung und Strafverfolgung, bietet er an, die örtliche Zusammenarbeit zu verstärken, Strategien abzustimmen und gemeinsame Übungen durchzuführen.
Für die ökumenische Notfallseelsorge im Landkreis referierte Jürgen Rist. „Wenn das Leben ver-rückt wird!" beginnt die Tätigkeit der Notfallseelsorger, indem sie „Erste Hilfe für die Seele" leisten. Bei Einsätzen können sie den Einsatzkräften den Rücken für deren originäre Aufgaben freihalten, indem sie anwesende Angehörige, aber auch Zeugen betreuen. Gerade für die Einsatzkräfte ist aber auch die Einsatznachbesprechung zusammen mit einem Notfallseelsorger ein ganz wichtiges Instrument für die Bewältigung der Geschehnisse.
Von der THW Geschäftsstelle Heilbronn zeigte Herr Müller mögliche Punkte für eine Zusammenarbeit mit den Feuerwehren, sei es bei Verkehrsunfällen, bei Extremwetterlagen oder bei Hochwasser, auf. Er stellte die Technik der einzelnen Züge vor und zeigte deren Möglichkeiten auf, um die Feuerwehren zu unterstützen. Die Anforderung erfolgt grundsätzlich über die Polizei, die Feuerwehr oder die Kommune. Dabei betonte er zwei ganz wichtige Punkte bei Anforderung durch die Feuerwehr:
- die THW Einheiten ordnen sich der örtlichen Einsatzleitung unter
- handelt es sich um eine originäre Aufgabe der Feuerwehr, für die diese keine Kosten verrechnen kann, stellt auch das THW keine Rechnung.
Herr Schmidt vom DLRG zeigte auf, wo die Zusammenarbeit mit den Feuerwehren möglich ist, und in welcher Form diese Unterstützung geboten werden kann. Offiziell ist in Baden Württemberg die Wasserrettung dem DLRG übertragen, wobei allerdings die Wasserrettung durch die Feuerwehren davon ausdrücklich unberührt ist. Als Anregung für die Zusammenarbeit regte er an, die DLRG bei Gewässernotfällen mit in die AAO einzubinden.
Für die Rettungsdienste zeigte Roland Schmitt vom ASB, wo den Feuerwehren neben der täglichen Zusammenarbeit bei Einsätzen noch Unterstützung geboten werden kann. Dazu gehört neben der „Erste Hilfe - Ausbildung" die Aus- und Fortbildung in der Frühdefibirilation, die realistische Unfalldarstellung (RUD), die Mitwirkung bei Übungen, aber auch die Beratung bei der Beschaffung von entsprechenden Geräten.
Letzter Gast in diesem Themenblock war der Leiter des Veterinäramtes im Landratsamt, Dr. König. Die Berührungspunkte seines Amtes zu den Feuerwehren liegen in erste Linie bei der Tierseuchenbekämpfung, wie es in der jüngeren Vergangenheit bei der Vogelgrippe der Fall war und bei Unfällen mit Tiertransporten.
Mit Dr. Stefan Sendelbach, Fachberater Chemie, erfolgte dann der Einstieg in den feuerwehrspezifischen Bereich. Er stellte die Messtaktik im Feuerwehreinsatz anhand der Großbrände in Schwaigern und Möglingen dar. Für die Feuerwehren ist es sehr wichtig, dass sie sich im Vorfeld bereits über die Betriebe in ihrem Einsatzbereich informieren und somit im Falle der Fälle wissen, welche Produkte dort verarbeitet werden. Dann ist nämlich klar, auf welches „Leitgase" man sich bei den Messungen konzentrieren kann. Beim klassischen Industriebrand verbrennt vor allem viel PVC, da dieser Stoff einen Hauptanteil in allen elektrischen Kabeln ist. Bei der Verbrennung wird Chlor frei, das sich mit der Luftfeuchtigkeit, aber auch dem Löschwasser zu Salzsäure verbindet. Bei Bränden von Autoreifen wird Schwefeldioxid frei, bei Kunstdüngern entstehen nitrose Gase und bei Bränden von Teppichen entsteht Cyanwasserstoff.Bei Bränden, bzw. Großbränden ist es daher wichtig, einen GW-Mess und einen Fachberater an die Einsatzstelle zu holen. Ganz wichtig sind aber auch Rundfunk- bzw. Lautsprecherdurchsagen, um die Bevölkerung rechtzeitig zu warnen. Verbunden damit aber auch die Information der Presse.Beachtet werden müssen auch mögliche Brandfolgeschäden, z.B. durch Salzsäure. Letztendlich kommt unter Umständen noch die Dioxinproblematik hinzu, die speziell beim Großbrand in Schwaigern noch Tage später für Diskussionen in der Presse sorgte. Laut Dr. Sendelbach waren aber die Voraussetzungen für die Entstehung von Dioxin, das Vorhandensein von Kupfer in Verbindung mit den richtigen Temperaturen, in diesem Fall nicht gegeben.Abschließend stellte er neue Messmöglichkeiten in den GW-Mess vor, die in den Fahrzeugen jetzt vorhanden ist, bzw. aktuelle gerade Beschafft wird.
Über Aktuelles aus dem Landratsamt berichtete Kreisbrandmeister Uwe Vogel. Während die digitale Alarmierung 2009 ansteht, lässt der Digitalfunk weiter auf sich warten. Ende 2009 soll das Netz stehen und dann in den Probebetrieb durch die Polizei gehen. Erst wenn die Polizei bestätigt, dass eine ausreichende Versorgung in allen Bereichen des Landkreises gegeben ist, werden auch die Feuerwehren umsteigen. Dies wird frühestens 2010 sein, er rechnet aber eher mit 2011. Derzeit gibt es auch noch gar keine Geräte, die für die Feuerwehr zertifiziert sind. Völlig ungeklärt ist auch noch die Frage, wie künftig die Leitstelle an dieses Netz angeschlossen wird.Die integrierte Leitstelle kommt. Die notwendigen Verträge werden im Frühjahr unter Dach und Fach gebracht. Es gibt drei gleichberechtigte Partner, den Stadtkreis Heilbronn, den Landkreis Heilbronn und das DRK. Entsprechend sind auch bereits die Aufgaben verteilt. Der Landkreis ist für die Trägerschaftsvereinbarung zuständig, die Stadt Heilbronn für die Planung und den Bau des Gebäudes, das auf dem Gelände der Feuerwache Heilbronn entstehen wird, das DRK letztendlich ist für die Leitstellentechnik zuständig. Es wird dabei auch keine logische Trennung mehr zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst geben. Das bedeutet, dass das Personal, das aus beiden Bereichen kommen wird, daher sowohl eine feuerwehrtechnische als auch eine rettungsdienstliche Ausbildung haben muss und wird. Durch die neue Technik muss dann auch die AAO angepasst werden, da die Einsatzstichworte neu definiert werden müssen. Die Integrierte Leitstelle wird wenn sie im Betrieb ist ca. 50.000 Einsätze im Jahr Abarbeiten, davon ca. 5.000 Feuerwehreinsätze.In den Hinweisen zur Gefährdungsbeurteilung im Feuerwehrdienst hob Vogel zwei Punkte hervor. Den Einsatz und Übungsdienst, bei dem dies mit der Umsetzung der UVV und der FwDv weitgehend erfüllt ist. Wichtig ist aber die Umsetzung und die Dokumentation. Das zweite ist das Feuerwehrhaus. Dazu verteilte er die Broschüre „Sicherheit im Feuerwehrhaus".Bei den Förderungen von Beschaffungen wurde in laufenden Jahre 592.000 Euro ausgeschüttet. Die Förderquote lag bei 60%. Ursache dafür war, dass sich das Antragsvolumen fast verdoppelt hat. Der Landkreis selbst hat dabei die oben bereits erwähnten Ausstattungen der GW-Mess beschafft.Abschließend ermunterte er die Führungskräfte, bei künftigen Einsätzen verstärkt auch auf den ELW2 des Landkreises zuzugreifen, da sich die Einsatzleiter damit durch das erfahrene Personal den Rücken für ihre Kernaufgaben freihalten können.
Günter Baumann von der Berufsfeuerwehr Heilbronn, hob in seinem Vortrag die Aufgaben der Leitstelle hervor und warb gleichzeitig darum, dies auch entsprechend in Anspruch zu nehmen.Damit Alarmierungen auch erfolgreich sind, ist es für die Leitstelle wichtig, dass deren Daten auch aktuell sind. Dazu ist es notwendig, dass die Wehren Änderungen jeglicher Art zeitnah über das Landratsamt an die Leitstelle melden. Dazu gehört auch, dass vorübergehende Abwesenheiten von Fahrzeugen, aber auch von Personal, rechtzeitig und schriftlich gemeldet werden.Am 1. April tritt eine neue Notrufverordnung in Kraft. Wichtige Punkte sind die Übermittlung der Rufnummer und des Standortes bei einem Notruf. Notrufe von Handys sind dann nur noch mit gültiger SIM-Karte möglich. Die bisherige Möglichkeit, dass Handys ohne SIM-Karte noch für Notrufe genutzt werden können entfällt damit.
Letzter Redner des Tages war Feuerwehrkamerad MdL Reinhold Gall, der kurz gefasst über aktuelles aus der Politik berichtete. Für die Novellierung des Feuerwehrgesetzes liegt nach wie vor kein Referentenentwurf vor. Geregelt wird auf jeden Fall der Übergang von der Jugend- zur Aktiven Wehr, der dann ab dem 17. Lebensjahr möglich ist. Ebenso wird eingeführt, dass die Feuerwehren bei Verkehrsunfällen künftig auch für Rettung selbst Kostenersatz geltend mach können.Durch geplante Änderungen am System der Feuerschutzsteuer sieht er die Gefahr, dass diese Mittel künftig irgendwo versickern und nicht mehr bei den Kommunen ankommen.Der Brandschutz bleibt auch künftig Teil des Katastrophenschutzes. Die aktuellen Mittelkürzungen liegen mit 10% in einem erträglichen Rahmen.
Der Sonntag begann mit den aktuellen Bekanntmachungen und Nachrichten des Kreisfeuerwehrverbandes. Vorsitzender Reinhold Korb und die stellvertretende Kreisjugendwartin Christiane Fuchs gaben einen kurzen Rückblick auf das vergangene Jahr und eine Vorschau auf das neue.So berichtete Korb über das Feuerwehrheim Titisee. Das Albert-Bürger-Haus ist seit Oktober fertig und der Abbruch der weiteren Anlagen hat leider Altlasten zu Tage gebracht die nun teuer entsorgt werden müssen.Auch im Jahr 2009 wird es eine Ausgabe der KFV-Zeitung geben. Die Feuerwehren sind aufgerufen ihre Berichte und Termine schon jetzt an das Medienteam zu senden.Das Medienteam wird im Jahr 2009 wieder eine Pressesprecher-Fortbildung organisieren. Ebenso ist angedacht ein Seminar über die Erstellung und Pflege von Feuerwehr-Internetauftritten anzubieten.Der Verband plant außerdem in Heilbronn ein Fahrsicherheitstraining für Maschinisten zu veranstalten.Die Abnahme der Leistungsabzeichen und der Jugendflamme werden in den nächsten zwei Jahren versuchsweise zusammen abgehalten. Die Veranstaltungsorte sowie die Termine für diese kombinierten Leistungsprüfungen stehen bereits fest.Die GEMA hat den Vertrag mit dem Landesfeuerwehrverband für Musikeinspielungen bei feuerwehrinternen Veranstaltungen gekündigt und bietet nun einen Vertrag mit der doppelten Gebühr an. Der Landesverband ist momentan in sehr schwierigen Verhandlungen mit der GEMA.Korb ermahnte auch die Wehren ihre Radio- und Fernsehgeräte in Feuerwehrfahrzeugen und Gerätehäusern bei der GEZ anzumelden. Erste Wehren bekamen in der Vergangenheit Besuch eines Kontrolleurs und müssen nun für mehrere Jahre nachzahlen!Christiane Fuchs wies die Kommandanten darauf hin, das die Fortbildungsveranstaltungen für die Jugendwarte und Betreuer kaum besucht werden. Jugendfeuerwehrleute sind in ein paar Jahren Kameraden mit denen man in den Einsatz fährt, deshalb sollte man diese Top ausbilden. Nur bei den Fortbildungsveranstaltungen erhält der Jugendleiter das nötige Know-How dazu!Im Mai 2009 findet wieder ein Kreisjugendfeuerwehrzeltlager statt. Die Zelte werden dieses mal in Weinsberg-Gellmersbach aufgeschlagen.
Kreisbrandmeister Vogel gab einen umfassenden Überblick auf die kommende Digitale Alarmierung. Auf Grundlage des bereits seit zehn Jahren bestehenden digitalen Alarmierungsnetzes der Stadt Heilbronn wird der Landkreis bis zum 3. Quartal 2009 für ca. 500.000€ auf die neue Technik vorbereitet. Das Alarmierungsnetz wird einige moderne Erweiterungen erhalten, mit denen es z.B. möglich sein wird innerhalb weniger Sekunden mehrere Alarmgruppen zu alarmieren - vorausgesetzt die Meldeempfänger unterstützen diese Expressalarmierung. Deshalb wird der Landkreis eine Sammelbestellung von Funkmeldeempfängern durchführen. Dadurch kann der Preis eines Melders auf ca. 250€ gesenkt werden.Ab dem Start des Netzes ist es dann möglich unabhängig vom Sprechfunknetz zuverlässig zu alarmieren. Außerdem wird es in den örtlichen Gerätehäusern keine Alarmgeber mehr geben. Die Alarmierungshoheit wird die Leitstelle haben. Für den Notfall wird voraussichtlich in Neckarsulm eine weitere Alarmierungsstelle eingerichtet. Außerdem kann vom neuen ELW der Feuerwehr Heilbronn alarmiert werden.Bis voraussichtlich 2010 wird die bestehende analoge Alarmierung parallel betrieben.
Gerhard Bindereif und Oliver Wachno gaben einen kurzen Überblick über die Geschichte und Arbeit der Rettungshundestaffel Unterland. Die seit 1974 bestehende Organisation hat 15 bis 20 Einsätze im Jahr und stellt momentan einen zweiten MTW in Dienst. Stationiert sind die Fahrzeuge auf der Heilbronner Hauptfeuerwache. Die Alarmierung wird ebenfalls von der Heilbronner Feuerwehr übernommen. Das Einsatzspektrum reicht von der Vermisstensuche bis zur Einsatzbereitschaft bei Bombenfunden.
Die Leitende Notarztgruppe Heilbronn wurde von Herrn Dr. Balz vorgestellt. Die seit Juli 2000 bestehende Gruppe besteht derzeit aus zwei im wöchentlichen Wechsel alarmbereiten Notarztgruppen. Im Jahr werden die Notärzte zu ca. 25 Einsätzen gerufen. Unter anderem bei schweren Verkehrsunfällen mit einer hohen Anzahl an Verletzten. Auch bei Bombenfunden wie zuletzt in Heilbronn ist man Sicherheitshalber vertreten.
Den Abschluss machte Lothar Reinhard vom DRK KV Heilbronn. Im Hinblick auf die in Zukunft noch nähere Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Rettungsdienst stellte er im Kurzdurchgang den Kreisverband vor und bot den Feuerwehren für ihre Übungen die kostenfreie Bereitstellung von Rettungsdienstpersonal an. So können von den Übungen beide Seiten profitieren und Erfahrungen sammeln.
Bilder: Ausstelllung neuer Fahrzeuge bei den Landkreiswehren