Von seiner launischen Seite zeigte sich gestern der Sommer im Kraichgau. Das Barometer schlug Purzelbäume, und bei dem heftigen Gewitter liefen am Morgen etliche Keller voll. Hüffenhardt war besonders schwer betroffen.
Hitzekapriolen im Kraichgau. Am Mittwochabend tobte eine lustige Wasserschlacht bei der Jugendfeuerwehr vorm Kirchardter Gerätehaus, Donnerstagmorgen wurde es für die Blauröcke aus den nördlicher gelegenen Gemeinden ernst. Schwer vom Unwetter getroffen wurden Hüffenhardt und Kälbertshausen. ?Wir hatten 14 Einsätze?, meldete Hauptkommandant Erwin Stadler nach stundenlanger Schufterei:
Rund 30 Mann hatten alle Hände voll zu tun, vollgelaufene Keller auszupumpen. ?Es ist ein ganz beträchtlicher Schaden entstanden?, berichtete Stadler. Zum Teil wurden Wohnräume geflutet, Bodenbeläge herausgerissen. In der Pizzeria im Hüffenhardter Ortskern stand das Wasser 66 Zentimeter hoch - ein weiterer Schlag für die Wirtsleute. Unlängst hatte es gleich zweimal in dem Lokal gebrannt.
Bei den heftigen Regenfällen bestens bewährt hat sich eine Investition des Zweckverbands Hochwasserschutz Elsenz-Schwarzbach: Das erst vor vier Jahren auf 30 200 Kubikmeter Volumen ausgebaute Staubecken zwischen Hüffenhardt und Wollenberg lief randvoll und ?hat seine Bewährungsprobe mit Bravour überstanden?, berichtete Erwin Wagenbach, der langjährige frühere Feuerwehrchef von Wollenberg.
In dem Rappenauer Teilort wurden vier Keller überflutet, drei musste die Abteilungswehr auspumpen. Ein Bürger staunte über die Anzeige in seinem Regenmesser: Während der Nacht waren 56 Liter Wasser pro Quadratmeter in Wollenberg niedergegangen. Ein ähnliches Bild in Siegelsbach: Dort maß Feuerwehrkommandant Karl-Christian Mann 46 Liter in der morgendlichen Gewitterstunde: ?Das ist schon heftig.? Allerdings kamen die Siegelsbacher Wehrleute glimpflich davon. Lediglich die Verbindungsstraße nach Neckarmühlbach war kurz überflutet. Auch im Raum Sinsheim mussten mehrere Straßen vorübergehend gesperrt werden. Zwischen Eschelbronn und Epfenbach verlor ein 30-Jähriger wegen großer Wasser- und Schlammmengen die Kontrolle über sein Auto.
Der Schaden an einer Stromleitung bei Kirchhausen, der den Heilbronner Vorort für rund 40 Minuten schachmatt setzte, hatte aufs benachbarte Fürfeld keine Auswirkungen, so EnBW-Sprecher Albrecht Krämer. Dem Gemminger Staudbach setzten die himmlischen Fluten zu: In den Zuleitungen der Kläranlage bildete sich ein Rückstau, ölhaltige Abwässer gelangten in den Bach. Die Polizei meldete: keine Umweltgefahr.
Rasch sorgte man im nördlichen Kraichgau wieder für geordnete Verhältnisse. Das Rückhaltebecken zwischen Hüffenhardt und Wollenberg wurde noch am Vormittag binnen zwei Stunden geordnet abgelassen, berichtete Henry Liphardt, der technische Betriebsleiter des Hochwasserzweckverbands.
Foto: Am Vorabend des schweren Gewitters war es noch ein Spaß: Die Kirchardter Jugendfeuerwehr kühlte sich bei einer Wasserschlacht ab. (Foto: Simon Gajer)