Am Samstag den 16. Mai 2009 war es endlich soweit. Unser Tag bei der Firma I.F.R.T in Külsheim steht uns bevor. Dort haben wir ein Praxistraining zur Brandbekämpfung im Innenangriff zu absolvieren. Pünktlich um 06:30 Uhr machen sich 10 Atemschutzgeräteträger der Feuerwehr Talheim auf den Weg nach Külsheim, nähe Tauberbischofsheim.
Die Firma I.F.R.T hat sich dort auf dem Gelände einer stillgelegten Bundeswehrkaserne niedergelassen. Dort herrschen für die Lehrgangsteilnehmer beste Vorrausetzungen. Das erst vor ca. 2 Jahren freigegebene Areal ist ein Traum für jeden Feuerwehrmann.Die aufgestellten Überseecontainer in denen später die Rauchgasdurchzündungen, auch „Flash-Over“ genannt, stattfinden werden, stehen neben der noch funktionstüchtigen Panzerwaschanlage. Somit ist auch die Wasserversorgung gewährleistet. Anders als gewohnt, wird hier die Wasserversorgung direkt vom Hydrant verlegt, ohne Zwischenpumpe. Im Gegenteil, es muss sogar ein Druckminderer eingebaut werden, denn das Wasser schießt hier mit 25bar aus den Rohrleitungen. Zuviel für die Gewebeschläuche der Feuerwehr.
Um 08:00Uhr erreichen wir unser Ziel und werden dort schon herzlich von den Ausbildern mit einem 2. Frühstück begrüßt. Nach der Vorstellungsrunde erklärt uns Ausbilder und Inhaber Stefan Feucht wie schnell sich ein Brand in einem Wohngebäude ausbreiten kann, und wie gefährlich die Pyrolysegase sind, die bei starker Hitzeeinwirkung auf Einrichtungsgegenstände entstehen. Kaum zu glauben dass ein Brand, verursacht durch eine heruntergefallene Zigarette, innerhalb von 5 Minuten ein komplettes Wohnzimmer zerstört. In einem gewöhnlichen Wohnzimmer fallen bei einem Brand etwa 33 Megawatt thermische Leistung an. Unglaublich welchen Temperaturen sich ein Feuerwehrmann beim Vordringen in eine solch lodernde Hölle aussetzt.Deshalb ist es wichtig als Feuerwehrmann zu wissen welche Gefahren bei einem Brand entstehen können, und wie man diese rechtzeitig erkennt und bekämpft.
Wir erfahren dass der Einsatz von Wasser als Löschmittel sehr bewusst geschehen soll, schließlich entsteht beim Verdampfen von 1 Liter Wasser ca. 1700 Liter Wasserdampf. Auch die Tröpfchengröße des abgegebenen Wassers und der richtige Winkel sind sehr wichtig für eine effektive Brandbekämpfung. Am Ende des theoretischen Unterrichts stoßen noch 3 Gäste aus Talheim hinzu.
Zu unserer Freude ist es Bürgermeister Rainer Gräßle, Kommandant Gerhard Schmidt und unser Gerätewart Kai Hoffmann.
Nach einer Einweisung in die Atemschutzgeräte ist es dann soweit. Es geht in den Brandcontainer zur Wärmegewöhnung. Vorher wird noch penibel die angelegte Schutzausrüstung durch die Ausbilder kontrolliert. Die Feuerwehrleute müssen sich komplett einpacken, es darf keine offene Hautstelle zu sehen sein. Man würde es später bereuen. Dann gehen wir gemeinsam in den Container. Im vorderen Bereich befindet sich, durch eine isolierte Stahltüre getrennt, der Brandraum. Hier werden Holzpaletten verbrannt, die uns schnell zum Schwitzen bringen.
Der „Türmann“ wie es die Ausbilder nennen, steuert den Brand und die entstehenden Rauchgase im vorderen Bereich des Containers. Nach kurzer Zeit hängt ein schwarzer Rauchvorhang von der Decke. Uns bleibt etwa 1 Meter Platz, immer auf den Knien. Die Hitze steigt. Dann wird der Brandraum durch den Ausbilder verschlossen. Kurze Zeit später öffnet er dann die Türe erneut. Man kann kurzzeitig die Glut erkennen, der Brand ist fast erstickt. Durch den zugeführten Sauerstoff entzündet sich schlagartig der im Container befindliche Brandrauch und läuft als Feuerwalze über unsere Köpfe hinweg.Trotz den Atemschutzmasken ist den Kameraden ein leichtes Grinsen anzusehen. Auch der Bürgermeister und die zuschauenden Gäste außerhalb des Containers sehen die Durchzündung aus sicherer Distanz.Hier ist zu erwähnen, dass die Gemeinde Talheim 2008 neue Schutzkleidung für die Atemschutz-geräteträger angeschafft hat. Diese schützt den Feuerwehrmann genau bei solch einer Rauchgas-durchzündung vor schweren Verbrennungen.
Um die weiteren Durchgänge im Container zu absolvieren, steht nun das wichtige Strahlrohrtraining an. Hier wird die richtige Strahlrohrführung und Vorgehensweise gelehrt, sowie Möglichkeiten die Temperatur in einem Brandraum auf einfache Weise zu ermitteln.
Nach einem weiteren Durchgang im Container, freuen wir uns auf das leckere Mittagessen. Beim Essen wird natürlich über das erlebte nochmals diskutiert. Auch Herr Gräßle informiert sich bei den Teilnehmern über die gesammelten Eindrücke und ist sichtlich fasziniert.Gestärkt vom Mittagessen bereiten wir uns auf den anspruchsvollsten Durchgang vor. Es gilt eine Rauchgasdurchzündung im Container mittels Strahlrohreinsatz zu blocken. Da 14 Teilnehmer im Container waren heißt es 28 Durchzündungen aushalten – Anstrengend!Die zur Verfügung gestellten Getränke sind anschließend sehr begehrt. Darauf achteten die Ausbilder ganz besonders, viel Trinken!
Zum Abschluss gibt des dann noch einen Durchgang der im Trupp absolviert wird, also so wie auch im reellen Einsatz vorzugehen ist. Nach dem richtigen Öffnen der Tür und Kühlen der Rauchgase im Innern des Containers müssen die Trupps nochmals einen Flash-Over blocken. Das zuvor erlernte wurde von allen Kameraden bestens umgesetzt. Die Ausbilder waren sichtlich zufrieden. Nach dem Duschen und der anschließenden Abschlussrunde verabschieden wir uns vom Team der I.F.R.T.
Herzlichen Dank nochmals an die Inhaber Stefan Feucht und Björn Bäuerle sowie dem Ausbilderteam Uli, Björn, Oli und Chris. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht.
Ein besonderer Dank gilt auch Bürgermeister Rainer Gräßle, dem Gemeinderat Talheim und natürlich unserer Wehrführung Gerhard Schmidt und Heribert Danner, die uns dieses wichtige Training ermöglichten.