Rauch steigt aus dem Turm der Burg „Rauhe Klinge“ im Erlebnispark Tripsdrill. Menschen bleiben stehen, schauen, einige Kinder rufen: „Feuer!“ Die Badewannen der Großattraktionen bleiben stehen, bewegen sich keinen Meter mehr. Weder hinauf in den Turm, noch hinunter. „Bitte bleiben Sie ruhig und sitzen“, ertönt es aus den Lautsprechern. Ein paar Minuten später kommt Zoran Obadovic, Sicherheitsfachkraft in Tripsdrill, mit einem Wagen angefahren und gibt per Funk einen Notruf ab. Es ist Sonntag, 17.22 Uhr. Die Einsatzübung beginnt.
Um 17.34 Uhr trifft mit der Freiwilligen Feuerwehr Cleebronn das erste Löschfahrzeug ein, weitere folgen. Die Rettungskette wird aktiviert. Um 18 Uhr sind etwa 100 Einsatzkräfte mit elf Feuerwehrautos, elf Krankenwagen, einem Polizei-Streifenwagen sowie die Notfallseelsorge vor Ort und in Bewegung. Während die einen versuchen, den Brand zu löschen, machen sich andere im Inneren der Burg zu schaffen, versuchen die 40 Verletzten zu bergen und sie gefahrlos nach außen zu bringen. Eine Evakuierung vom höchsten Punkt der Badewannen-Fahrt wird vorbereitet, während draußen Sanitäter damit beschäftigt sind, sich um Verletzte zu kümmern. Zum Glück ist es nur eine Übung.
Verletzte - Fehlanzeige. Alles geschminkt. Schürfwunden, Platzwunden, Verbrennungen: Mit Knete und Filmblut hat Roland Schmitt, Leiter der Schnelleinsatzgruppe des ASB Heilbronn, die zehn Verletzten geschminkt. So echt, dass man schon zwei Mal hinschauen muss.
Doch warum der ganze Aufwand? Pro Saison besuchen knapp 600 000 Menschen den Erlebnispark. Dabei kann es hin und wieder zu Zwischenfällen kommen. Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, finden regelmäßig unterschiedliche realistische Einsatzübungen statt. Diesmal ging es um einen Brand an einer der Groß-Attraktionen. „Ziel der Übung ist es, die internen Abläufe zu trainieren und zu optimieren“, erklärt Pressesprecherin Britta Dirrler.
Verwirrung herrscht am Sonntag über die Frage des Sammelplatzes. „Wo sollen die Verletzten hingebracht werden?“, fragen die Sanitäter immer wieder. „Möglichst weit weg von der Gefahrenquelle“, lautet die Antwort. Doch wo ist das? Am Ende versammeln sich alle auf der großen Wiese vor der Burg. Jugendliche mit Heizdecken, kleinen Schürfwunden oder Atemnot finden sich dort ein. Die Unverletzten wurden zusammen mit dem Notfallseelsorgeteam in einen Raum gebracht, die Verletzten hätten im Ernstfall gleich abtransportiert werden müssen.
So aber warten sie nur kurz, schnappen sich ihren Rucksack und gehen nach Hause.
Bild: Rund 100 Einsatzkräfte von Polizei, Rotkreuz und Feuerwehr probten am Sonntag vor der Burg „Rauhe Klinge“. (Foto: Julia Spors)